Neue Fragen an das Wisent-Projekt
Lokalzeit Südwestfalen. 15.03.2024. 03:08 Min.. Verfügbar bis 15.03.2026. WDR. Von Mike Külpmann.
Freilebende Wisente wieder eingegattert
Die Zahl der mittlerweile bundesweit bekannten Wisente muss reduziert werden. Doch bislang weiß niemand, wie das passieren soll.
Eigentlich streifen die Wisente durch ein Gebiet mit einer Größe von mehr als 40 Quadratkilometern zwischen Wittgenstein und Sauerland. Doch seit kurzem müssen sie sich mit einer Fläche von umgerechnet 34 Fußballfeldern begnügen. Der Grund: Die Herde soll kleiner werden.
Denn aus den ursprünglich acht ausgewilderten Tieren sind inzwischen fast 40 geworden. So genau weiß das niemand mehr, denn der Wisent-Trägerverein ist insolvent wegen Klagen von Waldbesitzern, deren Bäume durch die Tiere geschädigt wurden.
Um das Projekt zu retten, hatte ein Runder Tisch unter Moderation der früheren NRW-Umweltminister Ursula Heinen-Esser und Johannes Remmel nach Lösungen gesucht.
Niemand will Wisente aufnehmen
Bis ein neuer Träger gefunden ist, soll die Herde auf die ursprünglich geplante Zahl von 25 Wisenten gesenkt werden. Die überzähligen Tiere sollen an andere Projekte abgegeben werden. Doch bislang hat sich niemand bereit erklärt, Wisente aus Wittgenstein aufzunehmen.
Das bestätigt der Kreis Siegen-Wittgenstein, der den Bau des Gatters veranlasst hat. Achim Wickel, privater Wisentzüchter, kann das Problem nicht nachvollziehen: "Ich habe bereits zwei meiner Tiere an ein Auswilderungsprojekt in Rumänien abgegeben", so Wickel. "Warum der Kreis Siegen-Wittgenstein das nicht hinbekommt, weiß ich nicht.“
Tödliche Rangkämpfe
Und es gibt ein weiteres Problem: Je länger sich die Wisente in dem für sie ungewohnt kleinen Gebiet aufhalten, desto wahrscheinlicher wird es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen ihnen kommen.
Kämpfe um brünftige Kühe können heftig sein
"Wenn die Wisentkühe im August brünftig werden, wird es Rangkämpfe unter den Jungbullen geben“, befürchtet Uwe Lindner, der ehemalige biologische Leiter des Projekts. Er hält es für dringend nötig, schnell zu handeln.
Zukunft ungewiss
Doch dass das gelingt, danach sieht es im Augenblick nicht aus. Denn der Kreis Siegen-Wittgenstein sieht immer noch den insolventen Trägerverein in der Verantwortung. Wann diese juristische Auseinandersetzung geklärt ist, bleibt ungewiss.