Weniger Apotheken in Westfalen-Lippe
Lokalzeit OWL. 05.01.2024. 03:15 Min.. Verfügbar bis 05.01.2026. WDR. Von Jan-Ole Niermann.
Weniger Apotheken in Westfalen-Lippe
Stand: 05.01.2024, 06:00 Uhr
In Westfalen-Lippe gibt es deutlich weniger Apotheken als vor 15 Jahren. Doch es gibt auch junge Apotheker, die Geschäfte übernehmen und vor der Schließung bewahren.
Von Jan-Ole Niermann
"Zunächst hat man natürlich ein unfassbar hohes wirtschaftliches Risiko, was man eingehen muss und natürlich auch einen unfassbaren Arbeitsaufwand", sagt Lennard Kindt. Der 27-Jährige steht hinter dem Tresen seiner Apotheke, er trägt braunen Pulli statt Kittel und lächelt die Patientinnen und Patienten zur Begrüßung an.
Bis zu 70 Stunden arbeite er derzeit, erzählt der junge Apotheker. Gerade hat seine dritte Apotheke übernommen. Zwei davon sind in Borgholzhausen im Kreis Gütersloh, eine weitere im Kreis Herford. "Das Selbstständigkeitsthema war für mich schon lange ein Traum", erzählt Kindt, "man hat unfassbar viel Gestaltungsspielraum."
Zahl der Apotheken seit Jahren rückläufig
Damit gehört der junge Apotheker zu einer Minderheit, denn die Apothekerkammer in Westfalen-Lippe beobachtet eher einen gegenläufigen Trend: Die Bereitschaft junger Menschen, sich selbstständig zu machen, habe sich verringert. Ein Grund dafür, dass immer mehr Apotheken schließen. Im Jahr 2023 haben 53 Apotheken dicht gemacht, in Westfalen-Lippe gibt es jetzt noch 1.711 Apotheken – 23 Prozent weniger als noch 2008.
"Weniger Apotheken führen unweigerlich dazu, dass unterm Strich die Wege zum Notdienst weiter werden", sagt Andreas Walter, der Hauptgeschäftsführer der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Die Kammer kritisiert auch die politischen Rahmenbedingungen und fordert eine Anpassung des Honorars an die Inflation: "Am Ende sind es aber immer wirtschaftliche Gründe, die dazu führen, dass Apotheken nicht weitergeführt werden", sagt Andreas Walter.
Einführung E-Rezept
Apotheker Lennard Kindt
Jungapotheker Lennard Kindt will mit seinen Apotheken jetzt erstmal durchstarten und plant gerade eine seiner Filialen zu modernisieren: "Ein 24-Stunden-Abholsystem haben viele Kollegen inzwischen, da kann man die Öffnungszeiten erweitern."
Zurzeit muss er vielen Kundinnen und Kunden das neue E-Rezept erklären. Dieser direkte Kontakt mach ihm besonders viel Spaß: "Man hat auch persönlichen Einfluss", sagt Kindt, "man merkt, dass man irgendwie den Leuten etwas helfen kann in ihrer Gesundheitsversorgung."
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Apothekerkammer Westfalen-Lippe