Ein Storch hat den Kopf gesenkt und guckt in die Kamera.

Umweltverschmutzung: Vögel fressen Plastikmüll

Stand: 04.08.2022, 13:55 Uhr

Plastikmüll schadet nicht nur Meerestieren. Auch in Deutschland leiden Tiere an der Verschmutzung ihres Lebensraums durch Menschen. In Münster wäre fast ein Storch daran gestorben.

Von Katja Bothe

Eine Finderin hatte das flugunfähige Jungtier zur Tierärztin gebracht. Die behandelte eine Flügelverletzung und vermittelte den geschwächten Storch zum Aufpäppeln an die sachkundige Tierschützerin Anke Voß.

Dort stellte sich heraus, dass dem Vogel noch etwas ganz Anderes fehlte: Natürliches Futter. Denn statt normalem Gewölle spie er etwas sehr Ungewöhnliches aus: Gummibänder.

Gewölle oder auch Speiballen setzen sich eigentlich aus unverdaulichen Bestandteilen von Beutetieren zusammen: Knochen, Federn, Fell. Dieser Storch hatte zuvor aber fast nur Gummi gefressen.

Gummi statt Würmer - eine fatale Verwechslung

Auf einem Tisch liegen die Plastikteile, die vorher im Bauch des Storches waren.

Lauter Gummis und Plastikteile hat der kleine Storch ausgespien

Auch Teile von Gummihandschuhen waren darunter. Dinge, die aussehen wie Würmer oder Schnecken. Eine fatale Verwechslung. Denn Tiere, die Plastik fressen, können bei vollem Bauch verhungern.

Erst nach vier Tagen, in denen er bei Anke Voß Küken, Mäuse und Insekten bekommen hatte, sah sein Gewölle normal aus. Erst ab dem Moment konnte er wieder Energie aus seiner Nahrung ziehen.

Die Tierschützerin aus Münster bringt ihren Storch zum Nabu-Artenschutzzentrum ins niedersächsische Leiferde. Dort wird er im kommenden Jahr ausgewildert, so dass er dann mit den anderen Störchen nach Afrika ziehen kann.

Für viele kommt jede Hilfe zu spät

Ein verletzter Igel mit einem Plastikring

Ein durch einen Plastikring schwer verletzter Igel

Die Biologin des Artenschutzzentrums, Bärbel Rogoschik, sieht täglich, dass immer mehr Tiere durch Müll krank werden oder sterben. Störche, denen sich zuvor gefressene Grillspieße durch den Hals bohren zum Beispiel. Aber auch Igel seien oft betroffen. Sie blieben mit ihren Stacheln an Müll hängen und verletzten sich schwer. "Eingeschnürte Gliedmaße durch Erdbeernetze oder Plastikringe sind an der Tagesordnung", bedauert die Biologin das Elend der Tiere durch Müll.

"Auf unsere Umwelt achten"

Ein Storch wird von einer Frau mit einem Futternapf gefüttert.

Anke Voß hofft auf achtsameren Umgang mit der Natur

Igel, die sich die Beine an den Gummibändern von Mund-Nasen-Schutzmasken abschnüren, kennt auch die Päpplerin Anke Voß aus Münster. Tauben, deren Schnäbel von Kaugummis verklebt sind. Enten, die nicht mehr fressen können, weil sie sich den Schnabel mit menschlichem Müll abgeschnürt haben.

"Es ist ein Elend, das wir verursachen, das ist unglaublich. Und wir können alle dazu beitragen, dass das weniger wird, indem wir auf unsere Umwelt achten. Und ich finde, die Verpflichtung haben wir auch anderen Lebewesen gegenüber." Anke Voß, sachkundige Tierschützerin

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