Windstrom-Streit: Dorstens Bürgermeister schreibt an Kanzler

Stand: 15.04.2024, 21:14 Uhr

Im Streit um den Standort für einen großen Windstrom-Konverter wendet sich Dorstens Bürgermeister nun direkt an den Kanzler. Olaf Scholz solle Einfluss auf den Konzern Uniper nehmen, fordert Tobias Stockhoff.

Von Markus Holtrichter

Unverständnis, Wut und Hilflosigkeit - das alles bringt Dorstens Stadtoberhaupt Tobias Stockhoff (CDU) in seinem offenen Brief zum Ausdruck. Denn im beschaulichen Dorstener Ortsteil Altendorf-Ulfkotte könnte bald eine große Anlage zur Umwandlung von Windstrom aus dem Norden gebaut werden. Und zwar nahe eines Wohngebietes.

"Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Bitte sehen Sie es mir nach, dass ich mich mit einem für unsere Stadt sehr wichtigen Thema direkt an Sie wende - ein Thema, bei dem wir uns leider von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Stich gelassen und von dem Bundesunternehmen Uniper über einen langen Zeitraum getäuscht fühlen." Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff

Konverter nahe Wohngebiet geplant

Tobias Stockhoff

Tobias Stockhoff

Dass die Anlage in Nähe des Dorstener Wohngebietes entstehen soll, hält Stockhoff für eine fatale Fehlentscheidung. Denn das Unternehmen Uniper könnte für den so genannten "Konverter" doch Industrieflächen im benachbarten Gelsenkirchen-Scholven zur Verfügung stellen. Die seien dafür geeignet. Doch Uniper hat dem eine Absage erteilt.

"Energiewende mit der Brechstange"

Stockhoff betont in seinem Brief weiter: "Die Energiewende kann nur mit den Menschen gelingen und nicht gegen sie. Wenn die Bundesregierung die 'Energiewende mit der Brechstange' durchsetzen will, dann wird sie noch mehr Bürgerinnen und Bürger an verbohrte Klimawandelleugner und veränderungsunwillige Sturköpfe verlieren."

Grafik des in Dorsten geplanten Konverters

So soll der in Dorsten geplante Konverter aussehen.

Bauherr des geplanten Konverters ist nicht Uniper, sondern Amprion. Das Unternehmen verspricht, dass die Umwelt-Auswirkungen der Anlage intensiv geprüft würden. Konkret gehe es dabei um Lärm und elektromagnetische Belastung im Umfeld. Der Standort sei grundsätzlich bestens geeignet. Die Uniper-Flächen hingegen seien nach intensiver Prüfung leider nicht verfügbar.

Uniper verweist auf Kohlekraftwerk

Bei Uniper hat seit der Energiekrise der Staat das Sagen. Der Konzern betont, es wäre auch in seinem Sinne, Industrieflächen statt Grünflächen für solche Projekte zu nutzen. Allerdings sagt Uniper, im konkreten Fall seien ihm die Hände gebunden. Vorhandene Kraftwerksblöcke am Standort Scholven seien noch bis 2031 systemrelevant. Das gesamte Gelände werde daher weiter benötigt.

Ein Windrad im Windpark Simmerath

In der Energiewende wird auf Windkraft gesetzt

Im Großraum Dorsten soll künftig eine große Windstrom-Autobahn aus dem Norden anknüpfen. Daher benötigt Amprion hier einen Konverter. Der soll den ankommenden Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln. Erst dann kann die grüne Energie weiter in die lokalen Netze fließen.

Über dieses Thema haben wir am 15.04.2024 im WDR Hörfunk berichtet.


Unsere Quellen:

  • Offener Brief von Tobias Stockhoff
  • Amprion
  • Uniper

Windstrom-Streit: Dorstens Bürgermeister schreibt an Kanzler

WDR Studios NRW 15.04.2024 00:45 Min. Verfügbar bis 16.04.2026 WDR Online