Türkei-Stichwahl in NRW gestartet

Stand: 20.05.2023, 21:16 Uhr

Der Flughafen Münster-Osnabrück in Greven wird heute wieder zum Wahllokal. Dieses Mal sind die hier lebenden Türken aufgerufen, ihre Stimme für die Präsidenten-Stichwahl abzugeben. Statt zwei Wochen wird das Wahllokal im FMO-Restaurant nur bis kommenden Mittwoch geöffnet sein. Für den Flughafen ein Kraftakt: Hier werden binnen fünf Tagen geschätzte 30.000 Menschen durchgeschleust. Und einige Türken befürchten, dass es dort angesichts der spannenden Kopf-an-Kopf-Wahl auch zu Konflikten und Schlägereien kommen könnte. Um die Lage zu entzerren, will der FMO das Wahllokal dieses Mal länger geöffnet halten.

In den fünf NRW-Städten Aachen, Essen, Düsseldorf, Greven/Münster und Hürth können seit Samstag Menschen mit türkischem Pass wählen und mitentscheiden, wer Präsident der Türkei werden soll. In der Stichwahl tritt Präsident Recep Tayyip Erdoğan gegen Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu an. 

Menschen treffen zur Stichwahl vor dem türkischen Konsulat in Düsseldorf an, um zu wählen

Anstehen zur Stichwahl vor dem türkischen Konsulat in Düsseldorf

Vor dem türkischen Generalkonsulat in Düsseldorf hatten sich am Samstagmorgen lange Warteschlangen gebildet. Die Polizei war mit Einsatzkräften vor Ort und regelte die Verkehrssituation vor dem Konsulat.

Wahllokal in Hürth - ein weißes Zelt mit Absperrungen und einer Schlange Menschen davor.

Türkei-Stichwahl: Menschen warten vor dem Wahllokal in Hürth auf Einlass.

Auch zum Wahllokal in Hürth sind am Samstag viele Menschen gekommen, um ihre Stimme schon am ersten Tag der Stichwahl abzugeben. Insgesamt gingen an den fünf Standorten in NRW bereits am Samstag tausende Menschen zur Wahlurne.

Bei der Stichwahl wählen darf, wer auch schon vorige Woche gewählt hat. Die Wahlbüros sind von Samstag bis Mittwoch von 8 bis 23 Uhr geöffnet. Am Donnerstag werden die Wahlurnen in die Türkei geflogen und am Tag der Stichwahl - also am 28. Mai - ausgezählt.

Beschwerden des Flughafens Münster-Osnabrück

Das Wahlbüro des Generalkonsulats in Münster ist wieder am Flughafen Münster/Osnabrück in Greven. Statt zwei Wochen wird das Wahllokal nur bis zum 24.05. geöffnet sein. Für den Flughafen ist das ein Kraftakt: Hier werden binnen fünf Tagen geschätzte 30.000 Menschen durchgeschleust.Und einige Türken befürchten, dass es dort angesichts der spannenden Kopf-an-Kopf-Wahl auch zu Konflikten und Schlägereien kommen könnte. Um die Lage zu entzerren, will der Flughafen das Wahllokal dieses Mal länger geöffnet halten.

Nach der ersten Wahl gab es Beschwerden des Flughafens Münster-Osnabrück beim türkischen Konsulat. In einer Mail, die dem WDR zugespielt wurde, hatten sich vor zwei Wochen Verantwortliche des Flughafens beschwert, dass Fluggäste behindert und Toiletten massiv verschmutzt worden seien.

"AKP-Anhänger werden in Deutschland massiv mobilisiert"

Professor Dr. Burak Çopur, Politikwissenschaftler, Türkei-Experte und Integrationsforscher von der Universität Duisburg-Essen, geht davon aus, dass viele Menschen aus NRW an der Stichwahl teilnehmen. "Meine Einschätzung ist, dass die AKP-Anhängerinnen und Anhänger hier in Deutschland wieder massiv mobilisiert werden und sich auch an der Wahl beteiligen werden", sagte Çopur im WDR-Interview. Ob die Anhängerinnen und Anhänger der türkischen Opposition genauso motiviert sind, das sei "eine große Frage und noch nicht ausgemacht".

65 Prozent für Erdoğan in NRW in der ersten Wahlrunde

In der ersten Runde hatten in Deutschland 65 Prozent ihre Stimme für den amtierenden Präsidenten Erdoğan gegeben. In Münster beispielsweise stimmten 73,1 Prozent der Wähler beim ersten Durchgang für Erdoğan, in Essen sogar 77,6 Prozent. Hierzulande fehlt es nach Einschätzung der Journalistin Nalan Sipar an "politischer Aufklärung". Vor allem die jungen Türken in Deutschland seien gegenüber der Staatsmedien in der Türkei "schon kritisch eingestellt", sagte sie in der "Aktuellen Stunde". Sie "wissen es aber nicht wirklich einzuordnen".

Die Ergebnisse in Deutschland und im Ausland fielen für Erdoğan damit auch besser aus als in der Türkei. Laut der türkischen Wahlbehörde kam Erdoğan in der ersten Runde insgesamt auf 49,52 Prozent - und blieb damit hinter der erforderlichen absoluten Mehrheit von über 50 Prozent zurück.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 20.05.2023 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.