Stau-Entlastung in Lüdenscheid lässt auf sich warten

Stand: 12.06.2023, 18:55 Uhr

Seit Montag setzen Polizei und Ordnungsamt das Lkw-Fahrverbot in Lüdenscheid durch. Das ist der größte Polizeieinsatz, den es jemals im Märkischen Kreis gegeben hat. Was bringt er den Anwohnern?

Von Julian Beuter

Montag, 7 Uhr, Dienstbeginn für die Frühschicht. An sieben Kontrollstellen in ganz Lüdenscheid haben sich Polizei und Ordnungsamt postiert. Alleine rund 200 Polizistinnen und Polizisten sollen das Verbot rund um die Uhr kontrollieren.

Sie kommen aus vielen Teilen NRWs. Der Verkehrspolizist aus Lüdenscheid kontrolliert hier genauso wie die Bereitschaftspolizistin aus dem Ruhrgebiet. Das Land hat viele von ihnen für den Einsatz in die staugeplagte Stadt beordert.

Komplizierte Ausnahmeregelungen

So wie an der A45-Ausfahrt Lüdenscheid-Nord. Auf einem augenscheinlich frisch gebauten Seitenstreifen stehen etwa 15 bis 20 Beamte in heller Uniform mit Reflektorstreifen. Die kommenden Stunden winken sie fast im Minutentakt einen Lkw nach dem anderen raus. Dann heißt es: "Führerschein, Fahrzeugpapiere und Ladungspapiere, bitte".

Denn nicht jeder Lkw muss auch direkt draußen bleiben. Es gibt unzählige Ausnahmen. "Das kann man nicht am Aufdruck oder dem Kennzeichen erkennen. Es kann immer noch sein, dass selbst der rumänische Lkw noch etwas an den lokalen Supermarkt liefern will", sagt Marcel Dilling, Pressesprecher der Polizei.

Und so stehen die Beamten am Straßenrand, wälzen Ladungspapiere und berechnen Entfernungen. Neben ihnen donnert der Verkehr vorbei. Ein gefährlicher Job.

Hohe Bußgelder

Wenn ein Transport nicht unter die Ausnahmeregeln fällt, wird es teuer. 130 Euro kostet ein Verstoß für die Lkw-Fahrer. Viel Geld auch für Armin aus Hanau. "Ich muss mal mit dem Chef sprechen, ob wir halb halb machen. Ich hab’s riskiert und verloren. 130 Euro machen viel aus. Wir haben nicht das Gehalt wie manch anderer. Aber was will ich machen."

Er und viele andere Lkw-Fahrer beschweren sich immer wieder über die Information zum Verbot. "Das hätte besser kommuniziert werden können", sagt Armin. "Es steht ein Schild, dass dort gesperrt ist. Fast so, wie es dort seit anderthalb Jahren steht. Man hätte größer schreiben müssen, dass man ab 3,5 Tonnen gar nicht mehr durchdarf."

Fahrer vor Schwierigkeiten

Ein anderer Lkw-Fahrer, auf dem Weg von Dortmund nach Kreuztal, muss ebenfalls umdrehen. Sein Chef habe am Freitag eine Sondergenehmigung beantragt, aber anscheinend noch nicht bekommen. Das habe er nicht gewusst.

Auch dieser Fahrer ist mit 130 Euro eine Menge Geld los. Wie er jetzt ohne großen Umweg nach Kreuztal kommt, weiß er noch nicht. An der Kontrollstelle ins Navi schauen darf er nicht, es muss Platz für die nächste Kontrolle gemacht werden. Ein Motorradpolizist begleitet ihn zurück zur Autobahn.

Anwohner gestresst durch Lärm

All dieser Aufwand soll den Menschen in Lüdenscheid vor allem eins bringen: mehr Ruhe. Seit anderthalb Jahren donnert der Verkehr einer ganzen Autobahn mitten durch die Stadt. Für Nicole Hellwig besonders schlimm: Ihr Schlafzimmerfenster liegt direkt an der Autobahn-Abfahrt.

Nicole aus Lüdenscheid

Nicole Hellwig ist besonders vom Lkw-Lärm betroffen.

Nächtliche Hupkonzerte gibt es regelmäßig, tausende Fahrzeuge fahren nach dem Stopp an der Ampel wieder an. "Hätten wir kein Eigenheim sondern eine Mietwohnung, wäre ich schon längst da weggezogen", sagt sie. Vom Lkw-Fahrverbot erhofft sie sich Ruhe. Wenigstens ein paar laute Brummis weniger.

Das wäre auch sicherer. Ihre Kinder, erzählt sie, schickt sie morgens nur noch mit einem sehr schlechten Gefühl zum Schulbus. Die Haltestelle auf der anderen Straßenseite ist nahezu unerreichbar. Dass das Verbot heute schon etwas gebracht hat, hat sie nicht bemerkt. Vielleicht würden die Spediteure aber aus den Strafen heute lernen und die Lkw woanders herschicken.