Mit Fortuna Düsseldorf und dem SC Paderborn treffen am Samstagabend (20.30 Uhr) der Tabellendritte und der punktgleiche -zweite aufeinander. Dem Sieger winkt zumindest die vorübergehende Tabellenführung, weil Spitzenreiter Hannover 96 erst am Sonntag spielt. Doch trotz der aussichtsreichen Platzierung steht die Fortuna unter Druck.
Denn die Niederlage bei Aufsteiger Preußen Münster (0:1) am vergangenen Wochenende war bereits die dritte aus den letzten vier Spielen. In Münster riss nicht nur Fortunas Auswärtsserie nach fünf Siegen in Folge, sondern Düsseldorf musste kurz darauf auch die Tabellenführung an Hannover 96 abtreten.
Mini-Krise nach gutem Saisonstart
Damit erleben die Rot-Weißen in der Saison ihre erste Mini-Krise. Nach dem Relegations-Drama gegen den VfL Bochum und dem damit verpassten Aufstieg am Ende der letzten Spielzeit präsentierte sich das Team trotz der Abgänge von Leistungsträgern wie Yannik Engelhardt, Ao Tanaka und Christos Tzolis zunächst gefestigt. In den ersten fünf Liga-Spielen musste Düsseldorf insgesamt nur ein Gegentor hinnehmen und nutzte seine Torchancen äußerst effizient, dies bedeutete Platz eins.
Doch in den letzten Wochen wendete sich das Blatt: In vier Spielen kassierte Fortuna acht Gegentore, beste Tormöglichkeiten wurden immer wieder ausgelassen. Gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:4) ließ sich Düsseldorf trotz einer 2:1-Führung überrumpeln und kassierte drei Gegentreffer in neun Minuten. Allein beim überforderten Schlusslicht Jahn Regensburg konnte die Fortuna einen Sieg einfahren.
Probleme vorne und hinten
"Wir verteidigen als Gruppe nicht geschlossen genug", sagte Innenverteidiger Tim Oberdorf der "Rheinischen Post". "Wir waren in Münster nicht nah genug am Mann, wenn wir in die Zweikämpfe kommen mussten. Die Intensität, die Energie, über die wir in der vergangenen Saison oft positiv gesprochen haben - das sind die Basics, bei denen wir wieder ans Limit kommen müssen", fordert der 28-Jährige.
Doch nicht nur in der Defensive machte Fortuna zuletzt eine schlechte Figur. "Wir sind häufiger ins letzte Drittel gekommen, aber dort fehlte die Qualität in den Flanken, beim letzten Pass oder im Abschluss", fasste Kapitän Andre Hoffmann die Leistung in Münster zusammen. "Wir hatten viel Ballbesitz, aber nur in Räumen, wo wir dem Gegner nie richtig weh getan haben". Auffälllig war in den letzten Partien zudem die mangelhafte Chancenverwertung, bei der Fortuna zu Saisonbeginn noch geglänzt hatte.
Thioune bleibt gelassen
F95-Trainer Daniel Thioune sieht seine Mannschaft nun in einer "herausfordernden Situation", die aber zu einem "normalen Entwicklungsprozess" gehöre. Der 50-Jährige bewertet den bisherigen Saisonverlauf insgesamt positiv: "Jeder hat erwartet, dass die Mannschaft an der Relegation zerbricht. Das war überall zu hören - und alle sprechen uns ein Riesenkompliment dafür aus, dass wir trotzdem dort sind, wo wir sind."
Dass Fortuna auch nach der dritten Niederlage noch Dritter ist, ist auch der Tatsache zu verdanken, dass es bisher kein dominantes Top-Team gibt: Auch die anderen Aufstiegsaspiranten wie Hamburg, Berlin oder Hannover erlitten schon kleine Rückschläge. Anders formuliert: Die Liga ist sehr ausgeglichen.
Leistungsträger nicht adäquat ersetzt
Vor der Saison war es zudem nicht unbedingt abzusehen, dass Düsseldorf die ersten zehn Spieltage lang an der Tabellenspitze stehen würde. Zum einen spülten Abgänge wie Tanaka, Engelhardt und vor allem Tzolis (22 Tore) zwar Geld in die Klubkasse, konnten aber nicht adäquat ersetzt werden. Bisher konnten von den Neuen vor allem Linksaußen Tim Rossmann und Rückkehrer Dawid Kownacki bis zu seiner Verletzung überzeugen.
Tzolis-Nachfolger Myron van Brederode etwa hat als Linksaußen noch kein Spiel von Beginn an absolviert und steuerte bisher ein Tor und eine Vorlage bei. Engelhardt-Ersatz Giovanni Haag unterliefen in der Mittelfeldzentrale teils haarsträubende Fehler, zudem sah er gegen den HSV die Rote Karte. Hinzu kommen Neuzugänge wie Rechtsverteidiger Valgeir Lunddal und Angreifer Dzenan Pecinovic, die einen ordentlichen Eindruck machten, aber durch Verletzungen zurückgeworfen wurden. Und Spieler wie Leverkusens Leihgabe Noah Mbamba, die bereits jetzt kaum noch eine Rolle spielen.
Zum anderen muss Thioune seine Elf aufgrund von Verletzungen und Sperren immer wieder umbauen. Beispiele sind Rossmann, der links hinten aushelfen musste, oder Matthias Zimmermann, der aus der Mittelfeldzentrale wieder auf die Rechtsverteidigerposition beordert wurde. Wichtige "Stabilitätsgaranten" wie Jamil Siebert (Abwehr) oder Marcel Sobottka (Mittelfeld) kamen verletzungsbedingt bisher gar nicht oder kaum zum Einsatz.
Paderborn ohne Hoffmeier in Düsseldorf
Nun wartet mit dem SC Paderborn am Samstagabend ein spielstarkes Team auf die Fortuna, das erst eine Niederlage in der Liga auf dem Konto hat. Trotz Feldüberlegenheit kamen die Ostwestfalen gegen Eintracht Braunschweig zuletzt zwar nicht über ein 0:0 hinaus, mussten nach einem Ellbogenschlag von Marcel Hoffmeier aber auch ab der 72. Minute in Unterzahl spielen. Hoffmeier wurde für drei Spiele gesperrt und fehlt in Düsseldorf.
Quelle: nka