Das Bild zeigt eine an der Blauzungenkrankheit erkrankte Kuh

Blauzungenkrankheit: Halter fordern mehr Hilfen

Stand: 27.09.2024, 08:24 Uhr

Schaf- und Rinderhalter fordern im Lokalzeit Stadtgepräch in Brakel wegen der Blauzungenkrankheit massive Hilfen von der Politik.

Von Uwe Pollmann

Seit mehreren Jahrzehnten züchtet Bio-Schäferin Ortrun Humpert bedrohte Schafrassen. Doch in den vergangenen drei Monaten hat sie 150 ihrer 500 Tiere verloren. Seit dem Frühjahr wütet die Blauzungenkrankheit in ihrem Bestand.

Wir haben extreme Lahmheiten, Entzündungen in den Füßen bis zu kompletter Auflösung des Klauenhorns. Viele hatten eine Maulentzündung, hohes Fieber, auslaufende Augen. Aber es sind auch welche einfach symptomlos umgefallen. Ortrun Humpert, Bio Schäferin aus Marienmünster

Mittlerweile in NRW mehr als 3.000 Bestände betroffen

Pusteln am Maul eines Schafes weisen auf die Blauzungenkrankheit hin

Pusteln am Maul eines Schafes weisen auf die Blauzungenkrankheit hin

Wie der Halterin aus Marienmünster geht es derzeit vielen Landwirten in NRW. Bei mehr als 3.000 Beständen mit Rindern, Schafen und Ziegen ist die Krankheit mittlerweile aufgetreten. Tausende Tiere sind gestorben. Zumeist sind es Schafe, aber auch Rinder trifft es, wie Milchviehhalter beim WDR-Stadtgespräch in Brakel berichteten.

"Die Schafhalter haben massiv mit Totalverlusten zu kämpfen", sagt Antonius Tillmann, Sprecher der Landwirte in Ostwestfalen-Lippe. Aber auch er als Milchviehhalter habe Angst vor einer solchen Seuche. Die Weidetierhaltung werde ohnehin nicht gefördert und dann käme noch das Virus dazu: "Es werden jetzt mehr die Lust daran verlieren.", sagt er.

Stadtgespräch: Halter fordern massiv Hilfen

WDR Studios NRW 27.09.2024 00:47 Min. Verfügbar bis 27.09.2026 WDR Online


Landwirte: Reaktion vom Land kam zu spät

Das Bild zeigt die Gesprächsrunde beim Stadtgespräch in Brakel, Kreis Höxter.

Stadtgespräch in Brakel im Kreis Höxter zur Blauzungenkrankheit

Das Land NRW habe viel zu spät auf die Blauzungenkrankheit reagiert, machten viele Besucher des Stadtgesprächs deutlich. Die Krankheit sei schon im Herbst 2023 in den Niederlanden ausgebrochen. "Warum hat man da nicht reagiert? Es ist aber nichts passiert", sagte ein Landwirt.

Eine Schäferin ergänzte: "Das ist eine Katastrophe. Das macht mich fassungslos." Vor allem die späte Impfung monieren Halterinnen und Halter. In den Niederlanden sei das früh geschehen. In Deutschland wurde erst im Juni begonnen, die Tiere zu impfen.

Impfzulassung hat gedauert

Peter Heimberg von der Landwirtschaftskammer NRW gab zu bedenken, dass die Impfstoffentwicklung gedauert habe. Ein erster Impfstoff musste im April wieder zurückgenommen werden. "Im Juni gab es dann endlich die Zulassung auf Bundesebene und am selben Tag hat die Landesregierung dann reagiert. Am 12. Juni ist die erste Herde geimpft worden." Allerdings gibt es 24 verschiedene Typen der Krankheit.

Stadtgespräch aus Brakel: Blauzungenkrankheit in NRW

Lokalzeit Stadtgespräch 26.09.2024 57:03 Min. Verfügbar bis 26.09.2026 WDR 5


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Impfung oft viel zu teuer für Betriebe

"Zwar hilft die Impfung, aber viele könnten sie kaum bezahlen," berichtete Tierärztin Nadine Baldeyer aus dem Kreis Höxter: "Die Leute fühlen sich verlassen. Wenn jemand über 1.000 Schafe hat, und ich muss 10 Euro pro Tier abrechnen, das können die nicht bezahlen."

"Das sind existenzielle Fragen für viele Betriebe in ganz Deutschland", ergänzte Halterin Ortrun Humpert. "Uns fehlt das Betriebskapital für die Zukunft." Die Hilfen aus der Tierseuchenkasse der Landwirte würden kaum weiter helfen. Würden sie die Entschädigungen in Anspruch nehmen, stiegen ihre Beiträge in den Folgejahren. Humpert fordert mehr Hilfen von der Politik.

Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Peter Heimberg, Landwirtschaftskammer NRW, Tiergesundheitsdienst
  • Ortrun Humpüert, Vorsitzende des Schafzuchtverband NRW und Schäferin
  • Antonius Tillmann, Bauernverband und Milchbauer
  • Peter Heimberg, Landwirtschaftskammer NRW
  • Nadine Baldeyer, Tierärztin aus dem Kreis Höxter

Blauzungenkrankheit: Halter fordern mehr Hilfen

WDR Studios NRW 24.09.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 27.09.2026 WDR Online


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