Polizei löst Mahnwache am Tagebau Hambach auf

Lokalzeit aus Köln 09.01.2025 00:28 Min. Verfügbar bis 09.01.2027 WDR

Manheimer Sündenwäldchen bei Hambach - Keine Rodungen bis Ende Januar

Stand: 10.01.2025, 15:38 Uhr

Im juristischen Streit um den neuen Betriebsplan für den Tagebau Hambach hat RWE vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster eine sogenannte Stillhaltezusage abgegeben.

Dabei geht es um das sogenannte Manheimer Sündenwäldchen bei Kerpen. Demnach will RWE als Eigentümer des etwa sechs Hektar großen Waldes bis Ende des Monats auf Rodungen verzichten.

Damit erfüllt der Energiekonzern eine Bitte des 21. Senats des OVG Münster, der noch über eine Klage des Umweltverbandes BUND entscheiden muss. Damit soll das Schaffen von Tatsachen verhindert werden. Die Naturschützer sagen, das Manheimer Sündenwäldchen sei unverzichtbar für die vom Land geplante Waldvernetzung am Tagebau Hambach.

Bezirksregierung hatte neuen Betriebsplan genehmigt

RWE wiederum will auf der Fläche des früheren Kerpener Stadtteils Manheim - und dazu gehört auch das Sündenwäldchen - Sand und Kies abbaggern. Mit dem Material soll vor allem eine stabile Uferböschungen für den geplanten Hambacher See geschaffen werden.

Dafür hatte die für Hambach zuständige Bezirksregierung Arnsberg Ende Dezember einen neuen Betriebsplan genehmigt. Der Hambacher See soll ab 2030 mit Wasser aus dem Rhein gefüllt werden und mit einer Tiefe von bis zu 380 Metern einer der größten Seen Deutschlands werden. 

Proteste seit dem Wochenende

Mehrere Umweltschutzverbände, darunter die Aktivistengruppe "Hambi bleibt" und der Naturschutzbund Mönchengladbach, hatten zu Protestaktionen im Manheimer Sündenwäldchen aufgerufen. Seit dem Wochenende gibt es in Kerpen-Manheim eine Mahnwache gegen eine mögliche Rodung des Sündenwäldchens.

Bereits am Montag sprach die Polizei jedoch ein Verbot gegen die Versammlung auf. Hintergrund ist, dass die Mahnwache auf einem Privatgrundstück stattfindet, das dem RWE-Konzern gehört. RWE zufolge blockierten die Aktivisten mit der Mahnwache unter anderem Flucht- und Rettungswege.

Zu dem Schluss kam auch die Polizei, die den Versammlungsort gemeinsam mit RWE begutachtet hat. Auch die Beamten seien zu dem Schluss gekommen, dass es sich um Flucht- und Rettungswege handele.

Medienberichten zufolge waren auch vereinzelt Barrikaden aus Sperrmüll errichtet worden. Der Energiekonzern RWE beklagte einen zerstochenen Reifen eines Dienstfahrzeugs.

Naturschützer: Begründung für Verbot "haltlos"

Blockierte Betriebszufahrten und Rettungswege als Begründung für das Versammlungsverbot der Mahnwache sind dem Waldpädagogen Michael Zobel zufolge haltlos. Er und die anderen Umweltschützer kündigten an, die Mahnwache trotzdem fortzusetzen. Sie wehrten sich zudem mit einem Eilantrag vor dem Kölner Verwaltungsgericht gegen die Räumung ihrer Mahnwache.

Einen Umzug an einen alternativen Versammlungsort lehnten die Aktivisten zunächst ab. Man habe bereits am Samstag einen alternativen Versammlungsort angeboten, der sich in der Nähe und ebenfalls auf RWE-Privatbesitz befinde, teilte der Konzern dem WDR mit.

Polizei löste Versammlung auf - Umzug der Mahnwache

Am Donnerstag löste die Polizei die Versammlung schließlich auf. Dann stimmten auch die Verantwortlichen der Protestierenden dem Umzug an den Alternativstandort zu - zumindest vorläufig. Denn wie die Polizei mitteilte, stellten sie einen Eilantrag zur Erhaltung des ursprünglichen Standorts der Mahnwache. Eine gerichtliche Entscheidung steht aus.

Polizei löst Mahnwache am Tagebau Hambach auf

WDR Studios NRW 09.01.2025 00:32 Min. Verfügbar bis 09.01.2027 WDR Online


Aktivisten besetzen das Sündenwäldchen seit Monaten

In dem Waldgebiet gibt es noch ein weiteres Protestcamp. Dieses Camp auch zu räumen, ist nach Angaben der Polizei bisher nicht geplant.

Schon seit Monaten besetzen einige Umweltaktivisten das Waldgebiet, haben Baumhäuser gebaut. Umwelt- und Bürgerinitiativen rufen zur Teilnahme an friedlichen Protestspaziergängen und Mahnwachen auf. Sie verweisen zudem auf eine Online-Petition für die Rettung des Ortes Manheim und des Waldstücks.

Ein Bretterhaus im Hambacher Forst

Aktivisten besetzen seit Monaten das Waldgebiet.

Kritik kommt auch vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Er hatte gegen die Rodung des Wäldchens geklagt - unter anderem, weil der Lebensraum für streng geschützte Fledermausarten zerstört würde.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter
  • RWE
  • OVG Münster
  • Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland
  • epd
  • Polizei Rhein-Erft

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels hatten wir berichtet, dass RWE ein Waldstück am Hambacher Forst roden will. Das wurde von einem RWE-Sprecher dementiert. Wir haben die Richtigstellung an den entscheidenden Punkten des Artikels vorgenommen. Wir bitten um Entschuldigung.

RWE: Derzeit keine Rodung am Hambacher Forst geplant

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