Deutsche Röstmeisterschaft: Wer röstet in Münster den besten Kaffee?

Stand: 15.05.2022, 17:48 Uhr

In Münster haben am Wochenende zehn Kaffeespezialisten um die Deutsche Meisterschaft im Rösten gekämpft. Der Lohn für den Sieger: ein Ticket zur Röst-Weltmeisterschaft in Mailand.

Von Oliver Steuck

"Ich bin freudig aufgeregt und ich hab Bock!" Andrés Maraia aus Köln will nach der langen Vorbereitungszeit endlich loslegen und Kaffee rösten. Ob es am Ende die Meisterröstung wird?

Erstmal durfte sich jeder Teilnehmer mit der Wettkampfmaschine vertraut machen, sogenannten Dummy-Kaffee rösten. Schließlich sollte ja später alles reibungslos funktionieren. Der Rohkaffee, aus dem dann möglichst der Siegerkaffee werden sollte, war nämlich allen Teilnehmern unbekannt.

Mehrere Disziplinen führen zum Titel

Außerdem konnten alle Teilnehmer Samples rösten, kleine Mengen der Wettkampfbohnen. Nur 80 oder 100 Gramm. Und das ist der Punkt, vor dem Kaffeeröster Wieland Buschmann aus dem münsterländischen Altenberge am meisten Respekt hatte. Anhand dieser kleinen Proberöstung erstellte er einen Röstplan, in dem er festlegte, wohin die Reise gehen soll.

Wie viel Säure wird seine Röstung haben? Welche Geschmacksnoten? Eher schokoladig oder nussig? Oder doch ein eher fruchtiges Aroma? Erdbeere vielleicht? Und genauso wie diese 80 Gramm soll dann möglichst auch die Wettkampfröstung von 12 oder 15 Kilo schmecken.

Auch für erfahrene Röster eine Herausforderung. Und Wieland, gelernter Konditor und Barista, hat mit dem professionellen Kaffeerösten erst vor zwei Jahren angefangen. Ein Platz unter den ersten Fünf, das wäre es für ihn. Viel lernen und sich mit den Kollegen austauschen. Dabei sein, sagt er beim Start, ist diesmal alles.

Drei Tage Wettkampfstimmung

Auch einen Theorieteil gab es: das sogenannte Green Grading. Die Klassifizierung des zunächst noch grünen Rohkaffees: Feuchtigkeit und Dichte messen, die Farbgebung in Kategorien einteilen, eventuelle Mängel der Bohnen benennen und diese dann aussortieren. Für alles gab es Punkte.

Und so herrschte drei Tage Wettkampfstimmung in der Kaffeerösterei in Münster, die als Austragungsort für die diesjährige Deutsche Meisterschaft ausgewählt worden war. Veranstalter ist die "Specialty Coffee Association Germany" (SCA), die unter einem internationalen Dach gemeinsame Standards für Kaffeespezialisten setzen will. Weltweit gibt es tausende Mitglieder in mehr als 100 Ländern - vom Farmern über Maschinenhersteller bis hin zu Röstern und Baristi.

Rösten – noch eine Männerdomäne

Neun Männer und nur eine Frau traten an, um den Titel des Deutschen Röstmeisters zu holen. Das Rösten ist eben noch immer eine Männerdomäne, weil man da schwere Kaffeesäcke schleppen muss. Aber das können Frauen genauso gut, sagt Elisabetta Epping-Rossi aus Mannheim, die bereits zum zweiten Mal um den Titel kämpfte.

Die Frauen sind auf dem Vormarsch, sagt die gebürtige Italienerin und will ein Vorbild sein, damit mehr Frauen das Kaffeerösten für sich entdecken. Und vielleicht holt sie ja sogar den Titel und vertritt Deutschland bei der Weltmeisterschaft? Nein, entscheidet die Jury am Sonntagnachmittag: Elisabetta wird Fünfte und verbessert sich immerhin nach ihrem sechsten Platz beim letzten Mal.

Den Titel holt sich am Ende André Kirberg aus Ravensburg. Er wird als Deutscher Röstmeister im Juni zur WM nach Mailand fahren und sich mit den besten Kaffeeröstern der Welt messen. Wieland Buschmann landet auf dem achten, Andrés Maraia auf dem neunten Platz.

Zurück bleiben wird sehr viel Kaffee, in Münster geröstet von den besten Fachleuten Deutschlands. Der erfüllt nun einen guten Zweck und wird verkauft. Der Erlös geht an das Hilfsprojekt "Lichtstrahl Uganda e.V.".