Ehemalige Gärtnerei in Petershagen

Porta Westfalica gegen Rechtsrock-Konzerte

Stand: 28.10.2022, 08:03 Uhr

Die Stadt Porta Westfalica prüft, wie sie gegen ein geplantes Konzert von mutmaßlichen Rechtsextremisten Ende nächster Woche vorgehen kann.

Bürgermeisterin Anke Grotjohann sagte, sie sei empört, dass solche Konzerte seit Jahren unter dem Deckmantel privater Feiern in der Stadt laufen. Nach Recherchen des Recherchekollektivs OWL soll dort ein Liedermacher auftreten, der in einem seiner Texte die Morde des NSU verherrlicht.

Konzerte in ehemaliger Gärtnerei

Im Keller einer ehemaligen Gärtnerei in Porta Westfalica laden bekennende Neonazis seit vier Jahren ihr Publikum zu Konzerten ein - und bisher haben die Behörden nichts dagegen unternommen. Das nächste Konzert soll nun am 5. November stattfinden.

Initiator der Konzerte ist Markus W., ein bekennender Neonazi. Wegen Entführung und Misshandlung eines Nazi-Gegners hat er bereits eine Haftstrafe verbüßt.

Aktivisten des Mindener Bündnisses gegen Rechts halten die Konzerte für gefährlich: "Als 2010 der Hamburger Hof überfallen worden ist, war das auch in Zusammenhang mit einem privat organisiertem Konzert. Die organisieren sich dabei, die trinken sich Mut an."

Außerdem generiere die Szene sehr viel Geld über die Konzerte, so das Mindener Bündnis gegen Rechts.

Kurswechsel angekündigt

Anke Grotjohann

Bürgermeisterin Anke Grotjohann

Die Behörden haben bisher nichts dagegen unternommen, weil es sich angeblich um private Feiern handele. Jetzt kündigt die Stadt Porta Westfalica einen Kurswechsel an. Bürgermeisterin Anke Grotjohann lässt prüfen, wie sie gegen die geplante Veranstaltung vorgehen kann.

Tatsächlich sieht der Veransstaltungsrechts-Experte Jürgen Kasek Möglichkeiten, den rechten Liederabend zu verbieten. Mehrfach hat er in ähnlichen Fällen in Ostdeutschland Nazi-Gegner beraten. Wenn es Flyer gibt, spreche dass dafür, dass das keine private Veranstaltung sei.

Dafür gibt es aber Vorgaben, so Kasek: "Da geht es insbesondere um die notwendige Anzahl an Fluchtwegen, sanitäre Anlagen, um Belüftung, so dass das erstmal bauordnungsrechtlich abgenommen sein muss."

Konzert abgesagt

Einer der Musiker teilte über seinen Telegramm-Kanal mit, dass das Konzert abgesagt sei. Dabei nahm er auch Bezug auf die kritische Berichterstattung in der WDR-Lokalzeit. Stadt und Polizei wollen den Veranstaltungsraum in einer ehemaligen Gärtnerei aber im Blick haben.

Fraglich ist, ob die Absage womöglich nur ein Trick ist, um die Behörden zu täuschen. Der Auffassung ist auch das Recherchekollektiv OWL, das die wiederholten Konzerte rechter Interpreten in Porta Westfalica heftig kritisiert hatte.

Über das Thema berichtete die Lokalzeit OWL am 27.10.2022 im WDR Fernsehen und Hörfunk.