Außenansicht der Gaststätte "Taverne" in Halle

Überraschende Wende bei Grundstücksverkauf in Halle

Stand: 02.03.2023, 15:57 Uhr

Der Pächter einer Gaststätte fühlte sich ausgetrickst. Die Höhe seines Kaufgebotes für das Grundstück war offenbar Investoren bekannt. Sie boten nur knapp mehr.

Von Thorsten Knape

Pächter Jalathepan Thirunavukkarasu und Thisa Vijayakumar

Pächter Jalathepan Thirunavukkarasu und Thisa Vijayakumar

Der Rat der Stadt Halle (Westfalen) entschied am Dienstagabend, den geplanten Verkauf vorerst zu stoppen. Das Grundstück soll zu einem späteren Zeitpunkt neu angeboten werden. Im Vorfeld hatte es Vorwürfe gegeben, dass einer der Bieter beim Verfahren bevorzugt worden sei. Die Stadt hatte das zurückgewiesen.

Pächter fühlt sich ausgetrickst

Investor Robin Timmermeister (rechts) mit seinem Partner

Investor Robin Timmermeister (rechts) mit seinem Partner

Jalathepan Thirunavukkarasu betreibt die Gaststätte "Taverne" in Halle als Pächter und will sie nun kaufen. Zusammen mit seiner Verlobten Thisa hat er Geld gespart, Banken überzeugt und so 240.000 Euro zusammmenbekommen – genau so viel verlangte die Stadt als Verkäufer als Mindestgebot für Haus und Kneipe. Alles sah gut aus, bis ein zweiter Bieter kurz vor knapp mehr bot – genau 500 Euro mehr.

Investoren bestreiten Vorwürfe

Den Zuschlag hätten deshalb wohl zwei Architekten aus Versmold bekommen. Dass ihnen jemand verraten hat, dass die Pächter nicht mehr als das Mindestgebot angeboten haben, weisen sie weit von sich. Sie würden aus taktischen Gründen immer etwas mehr als das Mindestgebot ansetzen. Das sei ganz normal.

Allerdings hatten die Investoren in der ersten Bieterrunde noch 19.000 Euro über dem Mindestgebot gelegen. Den Zuschlag bekamen sie jedoch nicht, da der Pächter sein fehlerhaftes Angebot nachbessern durfte. In der zweiten Runde boten die Investoren dann nur noch 500 Euro über dem Mindestgebot.

Auch dass einer der Investoren als sachkundiger Bürger im Stadtrat präsent ist, machte offenbar irgendwen im Rathaus misstrauisch. Die Lokalpresse wurde informiert: Interna über Kaufpreise und Gebote aus den nicht-öffentlichen Sitzungen der Ausschüsse wurden an das Haller Kreisblatt durchgestochen.

Kreisaufsicht prüft Vorgänge

Thomas Tappe, CDU, Bürgermeister Stadt Halle/Westf.

Thomas Tappe, CDU, Bürgermeister Stadt Halle/Westf.

Das wiederum rief Bürgermeister Thomas Tappe auf den Plan. Er hat die Kreisaufsicht eingeschaltet, um beide Vorgänge überprüfen zu lassen. Sowohl die eventuellen Unregelmäßigkeiten rund um das Gebot des Investors als auch die Weitergabe von Interna an die Lokalpresse.

Über das Thema berichteten wir am 02.03.23 in der Lokalzeit OWL im WDR Fernsehen und im Radio bei WDR2.