Paintball-Einsatz gegen Eichenprozessionsspinner
Lokalzeit Münsterland. 11.07.2023. 01:44 Min.. Verfügbar bis 11.07.2025. WDR. Von Markus Holtrichter.
Statt Farbe Sexual-Lockstoffe: Paintball-Einsatz gegen Eichenprozessionsspinner
Stand: 11.07.2023, 20:00 Uhr
Im Kampf gegen Eichenprozessionsspinner testet der Landesbetrieb Wald und Holz NRW jetzt Paintball-Markierer, die statt Farbe Sexuallockstoffe versprühen.
Von Petra Brönstrup
Ole Theisinger schnappt sich einen der Paintball-Markierer, die der Landesbetrieb Wald und Holz NRW angeschafft hat. Die Form ähnelt einem Maschinengewehr. Die Funktion ist in diesem Fall aber eine völlig andere.
Männchen werden ausgetrickst
Mit dem Markierer sollen im Münsterland künstlich hergestellte Sexuallockstoffe von Eichenprozessionsspinnern auf die Stämme und in die Kronen von Eichen verteilt werden.

Munition gegen Eichenprozessionsspinner
"Männliche Falter lassen sich auf diese Weise austricksen. Denn sie folgen den Lockstoffen und kommen gar nicht mehr dazu, sich mit den Eichenprozessionsspinner-Weibchen zu paaren", erklärt der Biologe die - wenn man so will - natürliche Verhütungsmethode.
Theisinger befüllt den Markierer mit speziellen rosafarbenen Kugeln, die aus Wachsen, Ölen und Emulgatoren bestehen und Sexuallockstoffe von Eichenprozessionsspinnern in sehr hoher Konzentration enthalten. "Eine Kugel enthält soviele Pheromone wie 100.000 Weibchen am Tag verteilen", sagt Theisinger. "Da kann kein Männchen widerstehen." Der Biologe stülpt sich die Schutzbrille über den Kopf und schultert den Markierer.
Bäume unter Beschuss
Für den Test ist Ole Theisinger zusammen mit Kollegen nach Saerbeck im Kreis Steinfurt zu einer Eichenallee gefahren. Dort haben Eichenprozessionsspinner mehrere Bäume befallen. An den Stämmen hängen die Nester mit den Puppen.
"Das macht auch Spaß." Ole Theisinge, Biologe
Viel Zeit bleibt nicht. Der Biologe und seine Kollegen müssen die Sexuallockstoffe ausgebracht haben, bevor die Falter schlüpfen und die Männchen zu den Weibchen fliegen und sie befruchten. Der Biologe legt den Markierer an und zielt auf den ersten Baum. Es knallt. Einmal, zweimal, dreimal.
Zuerst auf der unteren Hälfte des Stamms, dann weiter oben, bis in die Krone hinein: Ole Theisinger versucht die Kugeln gleichmäßig zu verteilen. "Wir haben das Schießen vorher ein bisschen geübt, in einem Paintballpark in Ennepetal." Schädlingsbekämpfung mit Hilfe von Paintball-Markierern. "Das macht auch Spaß", sagt Theisinger.
Weitere Paintball-Einsätze geplant

Eichenprozessionsspinner sind eine Gefahr für Natur und Mensch
Noch weiß der Biologe nicht, ob die Methode wirkt und die Ausbreitung der Eichenprozessionsspinner damit gestoppt werden kann. Forschungsergebnisse aus den Niederlanden machen aber Hoffnung. Dort wurden vor drei Jahren Eichen mit Sexuallockstoffen beschossen. Ein Jahr später hatte sich die Zahl der Nester auf den Bäumen halbiert.
Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW plant in diesem Sommer weitere Paintball-Einsätze unter anderem auf einem Friedhof in Bochum, im Maxi-Park in Hamm sowie in Eichenwäldern bei Ascheberg, Greven und Wettringen im Münsterland.
Über dieses Thema berichten wir heute im Westblick ab 17.05 Uhr im WDR 5 Radio und in der Lokalzeit Münsterland ab 19.30 Uhr im WDR Fernsehen.