Zwei Männer in weißen Schutzanzügen stehen an einer Kaverne. Ihre Anzüge sind mit braunem Öl besudelt.

Ölsanierung in Gronau kommt nicht voran

Stand: 24.07.2015, 16:00 Uhr

Das Amtsvenn in Gronau-Epe erstrahlt im Sommer-Grün: Nur vereinzelt wird nach dem schlimmen Ölunfall im April 2014 an der kaputten Rohrleitung noch gebaggert. Unter der Erde kommt die Sanierung dagegen nicht voran. (Beitrag vom 24.07.2015)

Von Marco Poltronieri

Werner Isermann, Sprecher der Abteilung Bergbau und Energie bei der Bezirksregierung Arnsberg, ist ein geduldiger Mensch. Diplomatisch ist er auch. "Es geht nicht so voran, wie wir uns das vorstellen", sagt er. Und deutet an: "Es wird langsam Zeit!" Gemeint ist die Sanierung und Umrüstung - nicht nur der beschädigten Rohrleitung der Kaverne S 5, sondern auch die der übrigen beiden Kavernen im Gronauer Amtsvenn. Die Behörde fordert, die Rohrleitungen zum Schutz doppelwandig auszugestalten. Ein Mammut-Unterfangen.

Behörden "kommen nicht zu Potte"

Wer genau hinhört, weiß: Die Bezirksregierung ist verärgert. Darüber, dass die entscheidenden Instanzen im Sanierungsfall nicht - um es mal westfälisch auszudrücken - "zu Potte kommen". Vor 15 Monaten, im April 2014, trat das erste Öl aus der Erde. Bis klar war, woher das viele Öl kam, vergingen Wochen und Monate. Danach waren alle Beteiligten mit Schadensbegrenzung beschäftigt - und mit der Erstellung geologischer Gutachten, seismischen 3-D-Modellen und verschiedener anderer Analysen.

Viele haben ein Wörtchen mitzureden

Eine Ölkaverne, vor der ein Stahlcontainer steht.

Um sie dreht sich alles: die Kaverne S5

Jetzt müsste eigentlich die Stunde derjenigen schlagen, die das Erdöl in Gronau-Epe lagern und bewirtschaften. Das ist zum einen die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen: Sie betreibt zwar die Öl-Kavernen mit ihren insgesamt 1,4 Millionen Kubikmeter Rohöl in Gronau-Epe, Mieter dieser gigantischen unterirdischen Speicher ist aber der deutsche Erdölbevorratungsverband. Der hat die Aufgabe, einen Vorrat an Erdölerzeugnissen für 90 Verbrauchstage zu sichern - im Auftrag der Bundesregierung. Es sind also nicht gerade wenige, die jetzt ein Wörtchen mitzureden haben, wenn es um die Sanierung der Rohranlage in 217 Metern Tiefe geht. Und natürlich auch um ihre Kosten. Über die Frage "Wer zahlt?" wird im Hintergrund gerungen. Vom Erdölbevorratungsverband heißt es dazu nur: "Kein Kommentar". Und das Bundeswirtschaftsministerium windet sich und verweist auf die Zuständigkeit der Länder. Die Vorsicht ist erklärbar: Wenn die defekte Kaverne in Gronau sicherer gemacht wird, müssten womöglich alle 250 unterirdischen Öllager bundesweit nachgerüstet werden. Und das würde teuer. Allein für die Umrüstung der der insgesamt drei Kavernen in Gronau rechnet die Bezirksregierung in Arnsberg mit Kosten in zweistelliger Millionenhöhe.

Es tritt immer noch Öl aus

Ein Herr mit Brille und Anzug sitzt in einem Büro und blickt in die Kamera.

Stadtbaurat Frank Vetter: "Wir sind jedenfalls gespannt"

"Wir sind jedenfalls gespannt, wie es jetzt tatsächlich weitergeht", sagt Gronaus Stadtbaurat Frank Vetter. "Wir erwarten dazu auch klare und baldige Aussagen, denn ein Zeitplan hinsichtlich der Sanierung der eigentlichen Schadensstelle liegt auch uns nicht vor." Aufgeregt ist er deshalb aber nicht. Muss er seiner Meinung nach auch nicht, denn erstens geht er fest davon aus, dass die Sanierung noch in diesem Jahr startet - wie von der Bergbaubehörde gefordert - und zweitens kann ja nichts passieren. Sagt zumindest die Bezirksregierung Arnsberg. Sie verweist darauf, dass die Kavernen sicher sind und auch am defekten Rohr kein weiteres, zusätzliches Öl austreten kann. Allerdings weiß auch die Behörde nicht, wieviel Öl noch im Boden schlummert. Sicher aber ist: Öl tritt immer noch aus, wenn auch nur wenige Liter pro Tag.

"Abgeschlossen ist das nicht"

Eine Ölkaverne, vor der auf einem Stück grüner Wiese abgeholzte Baumstämme stehen.

Die Narben der Landschaft wachsen langsam zu

Und genau das macht Claudia Sundermann auch weiterhin Sorgen. Auf ihrem Hof, mitten im Amtsvenn, sprudelte das Öl zuerst aus der Erde. Inzwischen wurde sie mit ihrer Familie umgesiedelt und hat einen neuen Hof. Aber Anteil nimmt sie weiterhin. "Abgeschlossen ist das nicht, weder emotional noch materiell", sagt sie. Und wirft einen Blick über das blühende Sommer-Grün der Landschaft. "Sprichwörtlich wächst da jetzt Gras drüber", sagt sie verschmitzt.