Der Platz für die Drogenszene, umgeben von Metallpfählen als Sichtschutz

Bremer Platz in Münster: Weiter Probleme mit der Drogenszene

Stand: 20.08.2024, 17:22 Uhr

Auch nach der Neugestaltung der Grünanlage "Bremer Platz" am Hauptbahnhof in Münster gibt es Probleme mit der Drogenszene.

Von Petra Brönstrup

Die Stadt Münster und das Land NRW haben viel Geld in die Hand genommen - über drei Millionen Euro - um die Situation in der Grünanlage Bremer Platz zu entschärfen. Hier dominierte bis vor kurzem die Drogenszene das Geschehen, hier wurde gedealt und gedrückt, der zentrale Treffpunkt der Szene. Anwohner und Passanten trauten sich kaum mehr auf den Platz.

Nebeneinander von Drogenszene und Freizeitaktivitäten

Das wollte die Stadt ändern und hat die Grünfläche zwischen Hauptbahnhof und Wohnviertel komplett neu gestaltet. Mittlerweile gibt es einen Sport- und Freizeitbereich für die Bevölkerung sowie eine große Wiese mit Bäumen, Sitzbänken und einem Wasserspiel für Fußgänger zum Verweilen.

Bremer Platz in Münster: Weiter Probleme mit der Drogenszene

WDR Studios NRW 20.08.2024 00:42 Min. Verfügbar bis 20.08.2026 WDR Online


Die Drogenszene ist zwar noch da, aber nicht mehr so dominant. Die Stadt hat ihr einen kleinen Platz am Rande der Grünanlage zugewiesen, umgeben von Pfählen aus Metall, als Sichtschutz. Die Szene ist froh, dass sie bleiben kann. In Koexistenz mit der Bevölkerung. Aber funktioniert das wirklich?

Zwischenbilanz ernüchternd

Eine Gruppe von Menschen auf dem Bremer Platz, darunter unter anderem Anwohner, Presse, Polizei und Vertreter der Stadt

Rundgang mit Zwischenstopp an der Drogenszene

Eine Gruppe von etwa 40 Personen ist in der Grünanlage unterwegs: Anwohnerinnen und Anwohner, Vertreter von Stadt, Polizei und Drogenhilfeverein. Sie haben das Konzept gemeinsam erarbeitet. Jetzt, sechs Wochen nach der offiziellen Eröffnung der neugestalteten Grünanlage, ziehen sie Bilanz: Was läuft gut, was muss dringend geändert werden?

Ein junger Mann meldet sich zu Wort. Er wohnt nur wenige hundert Meter von der Grünanlage und dem Drogentreff entfernt, an der Wolbecker Straße. "Für uns ist es nach der Umgestaltung deutlich schlimmer geworden, was die Anzahl, die Ausbreitung und das Verhalten der (drogenabhängigen) Personen betrifft", erzählt der Mann.

Wir haben regelmäßig bei uns im Eingang Leute sitzen, die alle möglichen Drogen nehmen, die ihr Fixerbesteck liegen lassen, die auch dahin kacken oder in den Eingang pissen. Das ist schon sehr eklig, die eigene Haustür zu öffnen. Anwohner

Zu wenig Platz für Drogenabhängige?

Davon berichten viele im benachbarten Wohnviertel. Und das deckt sich auch mit den Erfahrungen des Drogenhilfevereins Indro, der im Viertel einen Konsumraum betreibt, und den Beobachtungen der Polizei.

Eine Pinnwand, auf der positive und negative Raummerkmale des Platzes gesammelt werden, die negativen Merkmale überwiegen.

Anwohner formulieren beim Rundgang auch schriftlich Ängste und Sorgen

Weil es in der neugestalteten Grünanlage deutlich weniger Platz für Drogenabhängige und Dealer gibt, weichen die jetzt aus: in das Wohnviertel und in andere Grünanlagen.

Münsters Konzept hat Modellcharakter

Die Verantwortlichen bei der Stadt Münster sprechen von einem Entwicklungsprozess und wollen nun versuchen, die Drogenabhängigen an ihren angestammten Platz zu binden. Ob das funktioniert, werden die nächsten Wochen zeigen.

Die Grünanlage Bremer Platz in Münster genießt Modellcharakter. Andere Städte in NRW beobachten aufmerksam, ob ein friedliches Nebeneinander von Anwohnern und Drogenabhängigen gelingen kann.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Stadt Münster
  • Polizei Münster
  • Drogenhilfeverein Indro

Über dieses Thema berichtet der WDR am 20.08.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Münsterland.