Initiativen fordern neuen Treffpunkt für Obdachlose in Düsseldorf

00:57 Min. Verfügbar bis 16.08.2025

Initiativen fordern neuen Treffpunkt für Obdachlose in Düsseldorf

Stand: 16.08.2023, 18:29 Uhr

Für Obdachlose wird es in Düsseldorf immer schwieriger, sagen Sozialarbeiter. Ein Streetworker zeigt uns auf einer Tour durch Düsseldorf, was sich aus seiner Sicht ändern muss.

Von Portrait Sven LüüsSven Lüüs

Das Gelände Grand Central in Düsseldorf ist ein Ort, an dem selbst einige Sozialarbeiter nicht mehr sein wollen, erzählt Oliver Ongaro von der Düsseldorfer Obdachloseninitiative fiftyfifty. Aus Bauzäunen, auf die Planen gespannt wurden, haben sich Drogenabhängige und Dealer hier Zelte gebaut.

Menschen huschen zwischen Müllhaufen und Gebüschen hin und her. Vor einem dieser Zelte nimmt eine Frau Drogen. Vor einem anderen sitzt ein Mann auf einem Klappstuhl, guckt grimmig. "Das ist das Zelt der Hauptdealer hier", sagt Ongaro.

Initiativen fordern neuen Treffpunkt für Düsseldorfer Obdachlose

00:44 Min. Verfügbar bis 16.08.2024


Ongaro sieht Schuld bei Stadt

Streetworker Ongaro, der eigentlich zu vielen Obdachlosen und Drogenabhängigen in der Stadt ein gutes Verhältnis hat, kennt die Menschen hier kaum. Am Grand Central ist ein Gelände entstanden, auf dem selbst Streetworker die Menschen kaum mehr erreichen. "Das ist für die Leute scheiße", sagt er über die Umstände hier.

Die Stadt schränkt Treffpunkte der Szene durch obdachlosenfeindliche Bebauung und vermehrten Kontrollen immer mehr ein, findet der Streetworker. Die Stadt hat sich dazu auf WDR-Anfrage noch nicht geäußert. Laut Obdachloseninitiativen wie fiftyfifty fehlt in Düsseldorf eine zentrale Anlaufstelle für Obdachlose und Drogenabhängige.

Problem auch in anderen Städten

Düsseldorf ist mit diesem Problem nicht alleine. So haben zum Beispiel in Dortmund Aktivisten der Stadt in einem einwöchigen Protestcamp vorgeworfen, Obdachlose gezielt zu vertreiben.

Pizzeria treibt Obdachlose woanders hin

Auf dem Foto ist eine Pizzeria mit einem großen Außenbereich. Davor ist ein Metallzaun.

Diese eingezäunte Pizzeria treibt die Drogenszene an andere Orte.

Am Worringer Platz sehe man diese Praktik in Düsseldorf gut, sagt Streetworker Ongaro. Auf einer Hälfte des Platzes steht eine Pizzeria, geschützt durch einen Metallzaun. Früher war der ganze Platz ein Ort der Drogen- und Obdachlosenszene.

Ongaro hätte sich Anlaufstelle am Worringer Platz gewünscht

Dass eine große Pizzeria mit Zaun darum von der Stadt genehmigt wurde, gefällt Ongaro gar nicht. Statt der Pizzeria hätte er sich hier eine Anlaufstelle für Obdachlose und Drogenabhängige gewünscht.

Mit Journalisten sprechen will am Worringer Platz heute niemand. Dafür macht das aber Sandra Burkhardt. Sie gehört zur Obdachlosenszene, obwohl sie eine Wohnung hat. Sie hat früher Kokain und Heroin genommen.

Neuer Treffpunkt in Oberbilk?

Auf dem Foto ist Sandra Burkhardt, die mit einem silbernen Becher in der Hand auf einer Steinmauer sitzt.

Sandra Burhhardt würde sich über einen neuen Treffpunkt freuen.

Während sie auf einer Steinmauer eines Baumkastens am Nordeingang des Düsseldorfer Hauptbahnhofes einen Kaffee trinkt, erzählt sie, dass sie eigentlich gar nicht hier sein will. Aber dies sein eben ein Ort, an dem Obdachlose und Süchtige von Ordnungsamt und Polizei in Ruhe gelassen würden - solange sie unauffällig blieben.

Ein besserer Ort ist aus ihrer Sicht eine betonierte Brachfläche hinter dem Gesundheitsamt im Stadtteil Oberbilk. Dort wollen auch fiftyfifty und andere Initiativen den zentralen Treffpunkt für Obdachlose und Drogenabhängige sehen. Es bräuchte Sitzgelegenheiten, eine Überdachung, Toiletten und eine Trinkwasserstelle.

"Wenn das ein vernünftiges Konzept ist, habe ich damit kein Problem!" Peter Künstler, arbeitet in der Nähe des geplanten Treffpunktes
Auf dem Foto ist Oliver Ongaro, der auf einer zubetonierten Brachfläche steht.

Streetworker Oliver Ongaro

Streetworker könnten hier vor Ort sein, um zum Beispiel Menschen mit schwerer Lebensgeschichte zu sagen, wo sie Hilfe bekommen. Die Stadt hat sich zu der Forderung bisher nicht geäußert.

"Wenn das ein vernünftiges Konzept ist, habe ich damit kein Problem," sagt Peter Künstler, der in der Nähe des Gesundheitsamtes arbeitet. Sein Arbeitskollege, der nicht mit seinem Namen zitiert werden möchte, sieht den geplanten Treffpunkt kritischer: "Unsere Kunden würden auf dem Absatz kehrtmachen." Man müsse die Menschen dauerhaft integrieren, fügt Künstler hinzu. Einfach einen Platz zur Verfügung zu stellen, würde nicht ausreichen.

"Wenn die Umgebung stabiler ist, färbt das auf die Leute ab." Oliver Ongaro, Streetworker

Auf dem Weg zurück in die Gesellschaft sei so eine zentrale Anlaufstelle schon ein großer Schritt, sagt Ongaro: "Wenn die Umgebung wieder stabiler ist, färbt das auf die Leute ab." Und auch die Menschen, die jetzt am Gelände Grand Central sind, könnten dort besser erreicht werden.

Über das Thema berichtet der WDR auch in den Lokalzeiten auf WDR 2 und in der Lokalzeit Düsseldorf im WDR Fernsehen.

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