Pflegekräfte aus Georgien für Klinik in Bocholt

Lokalzeit Münsterland 22.01.2024 Verfügbar bis 22.01.2026 WDR

Pflegekräfte aus Georgien für Klinik in Bocholt

Stand: 22.01.2024, 10:40 Uhr

In der Gesundheitsbranche herrscht Fachkräftemangel. Das Bocholter St. Agnes-Hospital hat sich darum im Ausland auf die Suche nach Pflegepersonal gemacht und ist in Georgien fündig geworden.

Pflegekraft Tamta Nozadze wechselt eine Drainage. Die 32-Jährige beendet in den nächsten Wochen im Bocholter St. Agnes-Hospital ihre Zusatzausbildung. Die braucht die Georgierin, um in Deutschland als examinierte Krankenschwester arbeiten zu dürfen.

Ihre Arbeitskollegin Megi blickt ihr dabei über die Schulter. Sie stammt auch aus Georgiens Hauptstadt Tiflis und hat Ihre Zusatzausbildung bereits abgeschlossen. Die beiden sind zwei von aktuell über 20 Fachkräften, die in Georgien angeworben wurden.

Umfangreiches Pilotprojekt

Unterricht im Krankenhaus

Einmal im Monat gibt es in der Klinik Fachunterricht.

Die Georgierinnen sind gut in Bocholt aufgenommen worden. Es gibt ein Mentorenprogramm, medizinischen Fach-Unterricht in Kleingruppen, und Projektleiter Torsten Meyer übt mit ihnen sogar Radfahren. Bocholt ist eine Fahrradstadt, in der Heimat werden andere Fortbewegungsmittel bevorzugt.

Die beiden sind froh, dass Projektmanager Torsten Meyer ihnen bei Behördengängen, der Wohnungssuche und anderen Alltagsfragen hilft. Auch diese Hilfe ist Teil des Pilotprojektes, das im Sommer 2023 gestartet wurde. Die ersten Projektkräfte haben ihre Prüfung bereits im Oktober 2023 bestanden.

Ohne Familie und fern der Heimat

Die beiden Frauen verwöhnen ihre Kolleginnen gern und oft mit georgischen Spezialitäten. Das Heimweh ist ihr größtes Problem. Tamta Nozadze hat ihre Familie zu Hause gelassen, damit ihr Verdienst sie wirklich weiterbringt. Das ist hart für alle, sie vermisst ihren Mann und ihr Kind sehr.

Tamta Nozadze

Tamta Nozadze beendet bald ihre Zusatzausbildung.

Sonst fühlt sich Tamta Nozadze sehr wohl im Münsterland, ihr Team ist nett, sie spricht sehr gut Deutsch. Und nicht nur das: Torsten Meyer sagt, man habe sich bewusst in einem Land nach Personal umgeschaut, in dem es z.B. ähnliche christliche Traditionen gibt, damit die neuen Kolleginnen leichter in Bocholt ankommen.

Ein Baustein der Personalsuche

Fachkräfte in Georgien anzuwerben, ist nur ein Baustein im Kampf gegen den Personalmangel und um Bewerberinnen und Bewerber, erzählt Projektmanager Torsten Meyer. Man gucke sich auch in anderen Ländern um.

Am Bocholter St. Agnes-Hospital versucht man vieles, um genug Menschen für eine Stelle im Pflegeteam zu begeistern: Beim Offenen Bewerbercafé können Interessierte Beruf und Klinik ganz unverbindlich kennenlernen, auch eine Vier-Tage-Woche ist in Planung.

Der schönste Beruf von allen

Tamta Nozadze sagt, es ist der schönste Beruf, den sie sich vorstellen kann: "Aber den Beruf kann nicht jeder machen, das muss von Herzen kommen - sonst ist es nicht schön." Und zwar für alle Beteiligten.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Webseite Klinikum Westmünsterland

Über dieses Thema berichten wir am 22.01.2024 auch im Westblick auf WDR 5, in der Lokalzeit Münsterland im Hörfunk auf WDR 2 und im WDR-Fernsehen um 19:30 Uhr.