Die besten Nachwuchs-Forscherinnen und -Forscher wurden am Sonntag in Bremen ausgezeichnet. Auch Simon Rulle und Arthur Achilles aus Paderborn sind dabei. Die Schüler sind 16 und 17 Jahre alt. Mit ihrerm "Project Eagle" wurden sie nun bei "Jugend forscht" Bundessieger im Fachgebiet Mathematik/Informatik.
Die beiden entwickelten eine Software, die antisemitische Tweets oder Postings in sozialen Netzwerken in Echtzeit identifizieren kann. Ihr Werkzeug hilft dabei, die scheinbar unüberschaubaren sozialen Netzwerke zu durchsuchen und "Verbreitungswege" von Verschwörungsmythen nachvollziehen zu können.
Wie funktioniert die Software?
In den sozialen Netzwerken finden sich unzählige antisemitische Kommentare und Hassreden. Viele davon basieren auf bekannten Verschwörungsmythen. Die Software der Jugendforscher durchsucht Twitter auf antisemitische Verschwörungsmythen, modelliert die Vernetzungen (likes, follower, retweets) der einzelnen Tweets wie Likes, Follower, Retweets und speichert diese in einer Datenbank ab. Die Vernetzungen werden zudem graphisch aufbereitet. Die Jungforscher setzten unter anderem aktuelle KI-Chatbots ein, die ähnlich wie ChatGPT funktionieren.
Die beiden Schüler haben zunächst 6.000 Tweets händisch ausgewertet - ausgehend von dem Account des AfD-Politikers Björn Höcke und seinen Followern. Diese Tweets dienen als Trainingsdaten für ein neuronales Netz. Künstliche Neuronale Netze sind Algorithmen, die dem menschlichen Gehirn nachempfunden sind. Durch sie lassen sich Daten interpretieren und Muster erkennen.
Die Verbreitungswege der Mythen, die von der Software erkannt werden, werden dann als Grafiken dargestellt. Mit dem Programm lässt sich auch rekonstruieren, wie die Zahl antisemitischer Tweets eines Accounts mit der Zeit zugenommen hat.
Zweiter Preis in Biologie geht nach Münster
Ein zweiter Preis geht an das Projekt "Superworms Reloaded" vom Wilhelm-Hittorf-Gymnasium in Münster. Malte Cox, Leo Roer und Beeke Drechsler untersuchten, wie Insekten, die Plastik fressen, zur Lösung des globalen Müllproblems beitragen könnten. Sie wählten vor diesem Hintergrund die Larve des Großen Schwarzkäfers als Untersuchungsobjekt aus.
Sie fütterten die Tiere mit unterschiedlichen Kunststoffen und protokollierten deren Entwicklung. Da die Insekten, die nur Polystyrol zu fressen bekamen, länger lebten als die Vergleichsgruppe ohne Futter, liegt der Schluss nahe, dass sie ihre Energie aus dem Kunststoff beziehen können.
Malte Cox (links), Leo Roer (rechts), Beekre Drechsler (Mitte) und ihr Projekt "Superworms Reloaded"
Zugleich belegten sowohl licht- als auch fluoreszenzmikroskopische Untersuchungen, dass die Ausscheidungen der Tiere kein Mikroplastik enthalten. Der Kunststoff wurde also im Organismus der Maden zersetzt. Wie genau dies biochemisch funktioniert, müssen nun weitere Untersuchungen zeigen.
Weitere Preisträger bei "Jugend forscht"
Zwei dritte Plätze gingen nach Gütersloh und Köln. Falk Wannhof gewann den dritten Preis in der Kategorie Chemie mit einem selbstentwickelten Biokunststoff. Lauri Wilps sicherte sich den dritten Platz in der Kategorie Technik mit einem automatischen Feuermelde- und Löschsystem.
Unter den erstplatzierten Ideen sind zudem drei junge Frauen aus Hessen, die eine kompostierbare Einwegtüte entwickelt haben, wie die Veranstalter mitteilten. Als Materialbasis verwendeten sie ein durch Hanffasern verstärktes Biopolymer aus Glycerin, Essigsäure, Stärke und Wasser.
Zwei 18-Jährige aus Rheinland-Pfalz überzeugten die Jury im Fachgebiet Chemie mit ihren Forschungen zu Aluminium in Deos. Sie verglichen handelsübliche Deodorants und Lösungen verschiedener Salze auf ihre schweißhemmende Wirkung. Den Preis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit erhielt Bastian Auer (20) aus Bayern. Er entwickelte ein patientenschonendes EKG-Konzept, bei dem nur noch vier statt zehn Elektroden angelegt werden müssen.
Mehr als 170 Talente aus ganz Deutschland waren für vier Tage nach Bremen gereist, um ihre Forschungsarbeiten zu präsentieren. Die Forschenden hatten sich zuvor in Landeswettbewerben fürs Finale qualifiziert.
Über dieses Thema berichteten wir am 21. Mai auch im WDR Hörfunk.