Sondersitzung zum Ölleck
"Wir wollen nichts kleinreden"
Stand: 29.04.2014, 15:54 Uhr
Das Öl-Leck im Gronauer Naturschutzgebiet beschäftigt auch die Politiker: In Borken ist der Umweltausschuss des Kreistages zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Erstes Fazit: "So einen Umweltschaden hat es noch nicht gegeben." (Beitrag vom 29.04.2014)
Vor gut zwei Wochen hatte ein Bauer zum ersten Mal ein schmieriges, stinkendes Öl-Wasser-Gemisch auf seiner Kuhweide gefunden. Seitdem hat sich das Öl, das offensichtlich aus unterirdischen Kavernen nach oben steigt, immer weiter ausgebreitet, hat das Grundwasser verunreinigt und Kühe so geschädigt, dass sie notgeschlachtet werden mussten. Die Bewohner drängen auf Entschädigung, die Staatsanwaltschaft denkt über Ermittlungen nach - aber wo das Loch ist, aus dem das Öl sprudelt, ist immer noch nicht klar.
Ein offizieller Zwischenbericht
Es ist also ein Zwischenstand, über den sich die Mitglieder des Borkener Kreistages am Dienstag (29.04.2014) informieren lassen. Dazu haben sie Experten, Behördenvertreter und das Unternehmen eingeladen, das die unterirdischen Öllager betreibt. Volker Milk, Vizeregierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg, machte den Anfang und erklärte deutlich: "Wir wollen nichts kleinreden, es ist ein schwerwiegender Umweltschaden, den es so in Deutschland noch nicht gegeben hat."
Die Bergbaubehörde in Arnsberg, so Milk, sei zuständig für die unterirdischen Öllager in Gronau-Epe. Bislang sei die Ursache zwar noch nicht gefunden, aber inzwischen sei die Behörde sicher, dass ein Leck in der Salzkaverne "S 5" die Ursache sein müsse. Um das zu finden, gibt es zur Zeit nahe der Salzkaverne einen Tiefenbohrung. Gebohrt wird parallel zu dem einbetonierten Stahlrohr, in dem das Erdöl mehr als einen Kilometer in die Tiefe geleitet wird. Dort unten, in einem riesigen Loch, in dem früher Salz abgebaut wurde, lagert jetzt das Öl. Etwa 50 Ingenieure, Aufsichtsbeamte, Ökologen und Bohrtechniker seien täglich im Einsatz, berichtete Milk. Neben den Probebohrungen wird auch mit Hightech-Geräten nach Öl im Boden gesucht.
Dramatische Folgen für die Natur
Öl ist auch ins Grundwasser gelangt
Milk berichtete auch detailliert, welche Folge der Ölaustritt für das Wald- und Wiesengebiet hat. Rund 1.300 Tonnen ölverseuchter Boden wurden bislang abgebaggert und entsorgt, rund 38.000 Liter Öl abgesaugt. Und das ist wohl nur ein Bruchteil dessen, was den Boden im Natur- und Vogelschutzgebiet bis in große Tiefen verschmutzt hat. Seit einigen Tagen werde auch Öl im Grundwasser gefunden. Allerdings, das betont die Bezirksregierung Arnsberg, sei das Trinkwasser der Stadtwerke Gronau bislang nicht gefährdet. Eine Wand, die seit Montag (25.04.2014) in den Boden versenkt wird, soll verhindern, dass sich das verschmutze Grundwasser weiter ausbreitet. Dieser unterirdische Wall wird rund anderthalb Kilometer lang. Er soll das Schadensgebiet abzuschotten.
Außerdem werde immer noch Öl aus einer Wiese abgepumpt. Doch auch hier gebe es gute Nachrichten, berichtete Milk: "Zunächst war an drei Stellen Öl an die Erdoberfläche getreten. Zwei davon sind inzwischen versiegt." Aus einer Stelle komme aber nur noch wenig Öl.
Kavernenbetreiber versprechen Entschädigung
Die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW), die die Ölkavernen in Gronau-Epe betreibt, hat bereits erklärt, sie glaube nicht, dass noch weiteres Öl aus dem unterirdischen Lager austrete. "Die Kaverne ist drucklos gestellt worden", so Dr. Manfred Inkmann, Geschäftsführer der SGW. "Deshalb ist der Druck außerhalb der Kaverne höher als innen, und deshalb kann kein Öl mehr austreten." Die SGW hat versprochen, alle von dem Umweltschaden betroffenen Anwohner und Landwirte großzügig zu entschädigen. Auch Regierungsvizepräsident Volker Milk von der Bergbauaufsichtsbehörde ließ keinen Zweifel daran: "Wir werden das Unternehmen zu allem treiben, was notwendig ist." Bis aber das Ölleck an dem Lager gefunden wird, werden nach Einschätzung der Experten wohl noch einige Tage vergehen.