Blaualgen im Sorpesee
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Immer mehr Blaualgen im Sorpesee: Gefahr für die Gesundheit
Stand: 09.09.2023, 17:08 Uhr
Mehrere Badeseen in NRW sind aktuell wegen starken Blaualgenbefalls gesperrt. Auch im Sorpesee im Sauerland verbreiten sich die Bakterien. Nicht allen ist die Gefahr bewusst.
Der Sorpesee im Sauerland. Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel. Das Wasser einer der größten Talsperren Deutschlands verspricht angenehme Abkühlung. Hier lässt es sich gut aushalten bei Hitze - eigentlich.
Aktuell sollte man besser nicht ins Wasser gehen. Denn der Sorpesee in Südwestfalen hat ein Blaualgen-Problem. Blaualgen sind Bakterien, die überall im Wasser zu finden sind. Bei normaler Konzentration sind sie ungefährlich. Mit der Hitze des Spätsommers und steigenden Wassertemperaturen aber vermehren sich die sogenannten Cyanobakterien und können eine Konzentration erreichen, die für badende Menschen und Tiere gesundheitsschädlich sein kann.
Kein Badeverbot - aber offizielle Warnung vor Blaualgen
Der Ruhrverband, die Stadt Sundern und das Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises haben deshalb "eine Warnung für die Nutzung des Sees zu Badezwecken" ausgesprochen. Zu meiden seien die seichten Uferbereiche des Sees, "in denen sich grüne Schlieren an der Wasseroberfläche oder knapp darunter befinden. Hunde sind anzuleinen und nicht ans Wasser heranzulassen", schreiben Ruhrverband, Stadt Sundern und Hochsauerlandkreis in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Das "Massenaufkommen der Cyanobakterien" sei bei regelmäßigen Kontrollen der Wasserqualität am Sorpesee in einer Bucht festgestellt worden. Wegen der Wetterprognose mit warmen Temperaturen, Sonne und wenig Wind für den Rest der Woche sei von einer weiteren starken Vermehrung der Cyanobakterien und einer Ausbreitung im See auszugehen, hieß es Mitte voriger Woche.
Cyanobakterien oder Blaualgen bilden Gifte, sogenannten Algentoxine. Eine Gefahr besteht vor allem, wenn diese Gifte mit dem Wasser geschluckt werden. Mögliche Folgen können unter anderem sein: Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Das schreibt das Landesamt für Natur Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. Gefährdet seien besonders Kleinkinder und Kinder im Grundschulalter, da sie beim Toben leicht Wasser verschlucken. Bei empfindlichen Personen könne es durch die Bakterien zu Hautreizungen und allergischen Reaktionen kommen. Das Bundesumweltamt warnt außerdem, Blaualgen könnten die Leber schädigen.
Giftige Blaualgen: Viele Badegäste sind ahnungslos
Trotz der offiziellen Warnung: Viele Menschen schwimmen im Sorpesee - allerdings ist das Gewässer auch nicht überall gleich stark von den Bakterien befallen. "Ich habe noch nichts von dieser Blaualge gehört. Ich bin nicht verängstigt und glaube einfach, mein Immunsystem ist so gut, dass ein Kontakt nichts ausmacht", sagt eine Frau am Donnerstagmittag, während sie langsam ins Wasser steigt.
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Blaualgenteppich und Schlieren auf einem Baggersee
Das Landesumweltamt NRW rät auf seiner Website: Wer in Gewässern badet, sollte es vorher dringend auf Trübungen, Verfärbungen, Aufrahmungen und Algenansammlungen prüfen. Das Baden in Bereichen mit sichtbaren grünen oder blaugrünen Schlieren oder Algen-Teppichen sei zu unterlassen. Wer dennoch in diesen Bereichen gebadet hat, sollte nach dem Baden duschen, um Blaualgen abzuspülen und außerdem die Badekleidung wechseln.
Weitere Badeseen in NRW von Blaualgen betroffen
Von Blaualgen betroffen ist im warmen Spätsommer in NRW übrigens auch nicht nur der Sorpesee:
Grüne Brühe an der Bucht am Yachtclub Sorpesee in Langscheid
An vielen Stellen wirkt die Sorpetalsperre für Laien wie immer. In der Bucht am Yachtclub Sorpesee in Langscheid sieht es anders aus. Auf der Wasseroberfläche schimmert eine grüne Haut. Es riecht modrig.
"Mit der Blaualge ist auf keinen Fall zu spaßen. Ich sage den Leuten, die bei mir ein Tretboot mieten, sie sollen besser nicht ins Wasser gehen", sagt Christian Loos. Der 38-Jährige betreibt mit seiner Frau einen Bootsverleih, wenige Meter von der Bucht entfernt, in der die Blaualge deutlich sichtbar ist. Trotzdem baden wenige Meter entfernt eine Mutter und der Sohn im Wasser.
Verwunderung über fehlende Schilder
Viele, die hier im Wasser sind, haben nichts von den Bakterien im See mitbekommen. Ein Vater schwimmt mit seinen Kindern: "Ich habe von den Blaualgen noch nichts gehört. Normalerweise müssen doch auch Schilder hier am Wasser stehen und die Menschen warnen", wundert er sich.
Auf einer Bank, weiter weg vom Wasser, sitzen Erika, Ingrid, Bärbel und Friedhelm. Sie kommen aus Attendorn und Herdecke. "Ich habe wenig Verständnis für die Menschen, die ich im Wasser sehe", sagt Bärbel. Sie habe in der Lokalzeitung von den Blaualgen gelesen und könne nicht verstehen, warum Menschen aktuell noch im Sorpesee schwimmen.
Blaualgen auch für Hunde eine tödliche Gefahr
Es sind aber nicht nur Menschen, die sich in diesen Tagen im Sorpesee einer Gesundheitsgefahr aussetzen. Im Wasser sind auch viele Hunde. Für sie kann der Kontakt mit Blaualgen tödlich enden. Das Problem: Sie schlucken möglicherweise beim Schwimmen Wasser und lecken sich nach dem Baden das Fell.
Symptome einer Blaualgenvergiftung treten bei Hunden schnell auf - sichtbar etwa durch vermehrten Speichelfluss, Hecheln, Zittern, Krämpfe, Durchfall und Erbrechen. In diesem Fall sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden - es besteht Lebensgefahr.
Unsere Quellen:
- Landesamt für Natur Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen: www.badegewaesser.nrw.de
- Gemeinsame Pressemitteilung von Ruhrverband, Stadt Sundern und Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises
- Webseite der Sorpesee GmbH
- Webseite des Bundesumweltamtes