Beratungsangebote für Amazon-Kurierfahrer

Stand: 02.05.2022, 12:48 Uhr

Unbezahlte Überstunden und ausstehendes Krankengeld: Viele Kurierfahrer, die bei Subunternehmen von Amazon angestellt sind, kennen ihre Rechte nicht, beklagt der Deutsche Gewerkschaftsbund.

Am Amazon-Logistikzentrum in Paderborn hat der Deutsche Gewerkschaftsbund gemeinsam mit dem Paderborner Arbeitslosenzentrum Flyer verteilt, um die Paketkuriere auf ihre Arbeitnehmerrechte aufmerksam zu machen.

DGB, Verdi und andere Partner sind diese Woche außerdem in Unna, Wenden, Bielefeld und Bochum vor den Amazon-Lagern präsent. Es ist bereits die dritte landesweite Aktion innerhalb eines Jahres.

Überstunden, Krankengeld und Urlaubsanspruch geltend machen

"Wir wollen den Kurierfahrern regelmäßig signalisieren, dass wir für sie da sind und sie sich an uns wenden können", sagt Aydogan Gül vom Deutschen Gewerkschaftsbund. "Und auch der Amazon-Leitung wollen wir zeigen: Wir bleiben dran, die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden."

Gül und seine Mitstreiter haben die Erfahrung gemacht, dass sich nach dem Verteilen der Flyer immer wieder vereinzelt Fahrerinnen und Fahrer melden und um Hilfe bitten. Die Beratungsstelle "Faire Integration", für die Gül arbeitet, hilft ihnen dann, ihre Überstunden, Krankengeld oder Urlaubsansprüche geltend zu machen.

Zehn bis zwölf Stunden am Tag Pakete ausfahren

Olaf Mittelstädt vom Paderborner Arbeitslosenzentrum erklärt, viele Kurierfahrerinnen und Kurierfahrer hätten einen Fluchthintergrund und seien oft bei Subunternehmen beschäftigt. Sie würden sich alleine nur selten gegen die Arbeitsbedingungen wehren, weil viele nur befristet angestellt und auf einen neuen Arbeitsvertrag angewiesen seien.

Mittelstädt glaubt, die meisten hätten gar keine Zeit, sich um ihre Rechte zu kümmern: "Sie sind die ganze Zeit nur damit beschäftigt, sich und ihre Familien über Wasser zu halten. Zehn oder zwölf Stunden fahren sie am Tag Pakete aus, weil sie nicht vom Sozialsystem abhängig sein wollen."

Von Amazon heißt es schriftlich auf WDR-Nachfrage, alle Lieferpartner seien vertraglich verpflichtet, alle geltenden Gesetzte einzuhalten, insbesondere in Bezug auf Löhne, Sozialabgaben und Arbeitszeiten. "Amazon hat in Deutschland eine Fahrer-Hotline eingerichtet, die für alle Fahrer:innen in verschiedenen Sprachen verfügbar ist", schreibt das Unternehmen. Auch anonymes Feedback sei möglich.