Symbolbild: Papierfahnen mit AfD-Logo liegen auf einem Tisch

AfD-Spitze in Siegen-Wittgenstein abgesetzt

Stand: 18.06.2024, 19:23 Uhr

Die AfD-Landespartei wirft Kommunalpolitikern in Siegen-Wittgenstein vor, Mitglieder zu Unrecht abgelehnt zu haben. Betroffene vermuten dahinter parteiinterne Machtkämpfe.

Von Mike Külpmann

Die Mail des AfD-Landesvorstands kam bereits am Sonntag. Darin wurden alle elf Mitglieder des Siegen-Wittgensteiner Kreisverbandes ihrer Ämter erhoben. Der Vorwurf: Sie sollen rund 20 mögliche neue Parteimitglieder zu Unrecht abgelehnt haben.

Zu radikale Aussagen

Der bisherige Kreisvorsitzende Roland Steffe verteidigt dagegen die Entscheidungen: "Wir schauen uns die neuen Mitglieder zunächst an und führen Gespräche", so Steffe. Dabei habe sich bei etlichen Bewerbern herausgestellt, dass sie nicht in die Partei passten – auch wegen zu radikaler Aussagen.

Um insgesamt rund 60 Aufnahmeanträge sei es gegangen – viele haben man auch angenommen. Die meisten von ihnen seien von Henning Zoz, ebenfalls AfD-Mitglied und Spitzenkandidat bei vergangenen Wahlen, eingeworben worden.

Landesvorstand schaltet sich ein

Die Vermutung: So sollten neue Mehrheiten im Kreis- und Bezirksverband entstehen, mit denen neue Vorstände gewählt werden könnten. Der AfD-Landesvorstand hat nach Angaben von Roland Steffe die abgelehnten Bewerber später über die Köpfe des Kreisverbandes hinweg in die Partei aufgenommen.

"Drastische Verfehlungen haben den Landesvorstand zu diesem deutlichen Schritt bewogen." AfD-Landesvorstand

Insider sehen das als Ausdruck eines Machtkampfs innerhalb der AfD, bei dem sich der als eher gemäßigt geltende Vorsitzende Martin Vincentz seiner Björn Höcke nah stehenden Widersacher entledigen will. Dazu zählt er auch Christian Zaum aus Bad Laasphe, Mitglied des Kreisvorstands und Bezirksvorsitzender der AfD.

Parteiausschluss steht im Raum

Er wurde nicht nur seiner Ämter enthoben, sondern sieht sich auch mit einem Parteiausschlussverfahren konfrontiert. Dagegen will er sich wehren. Björn Höcke leiste gute Arbeit in seinem Landesverband, so Christian Zaum auf Nachfrage. "Aber jeden Satz von ihm würde ich nicht unterschreiben."

Der Landesvorstand wollte sich wegen der laufenden Verfahren nicht zu den Vorgängen äußern. Nur so viel: "Drastische Verfehlungen haben den Landesvorstand zu diesem deutlichen Schritt bewogen".

Jetzt muss ein Schiedsgericht der Partei einen Kreis-Notvorstand für Siegen-Wittgenstein bilden und Neuwahlen organisieren.

AFD Spitze in Siegen-Wittgenstein abgesetzt

WDR Studios NRW 18.06.2024 00:42 Min. Verfügbar bis 18.06.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter
  • Roland Steffe (AfD)
  • Christian Zaum (AfD)
  • AfD-Landesvorstand