Münsterische Firma freut sich über Vier-Tage-Woche

Stand: 02.06.2022, 20:00 Uhr

Freitags wird bei "Vereda" nicht mehr gearbeitet, da hören die Kunden auf dem Band eine Notfallnummer: Seit die Marketingfirma in Münster-Hiltrup letzten Sommer in die Vier-Tage-Woche gestartet ist, ist die aber noch nie gewählt worden.

Die Idee kam von einem der Mitarbeiter - der hatte von der Vier-Tage-Woche gelesen und gefragt, ob man das nicht auch mal ausprobieren wolle. Zunächst reagierten seine drei Chefs verhalten: Dieselbe Arbeit in acht Stunden weniger schaffen? Unmöglich!

Doch dann haben sie sich alle Abläufe einmal genau angeschaut: Müssen zum Beispiel alle bei jedem Meeting dabei sein? Besprechungen sind Zeitfresser - mit strukturierter Vorbereitung und klaren Anfangs- und Endzeiten lässt sich das ändern. Es gab eine Probephase, der Freitag wurde als freier Tag für alle festgelegt.

Experte empfiehlt Entscheidungsfreiheit

Für den Organisationspsychologen Prof. Dr. Guido Hertel ist eine Vier-Tage-Woche mit einem vom Arbeitgeber festgelegten freien Tag nur ein anderes Arbeitszeitmodell und noch nicht wirklich "New Work". Er empfiehlt für mehr Zufriedenheit vor allem mehr Entscheidungsfreiheit für die Mitarbeitenden anstatt starrer Strukturen.

Mit 32 Stunden zufriedener als mit 40

Das sehen sie bei "Vereda" anders. Mit 32 Stunden seien alle zufriedener als mit 40. Auch wenn die Menge an Arbeit nicht reduziert wurde - Freizeit haben sie mehr. Für Geschäftsführer Simon heißt das zum Beispiel, dass er beim Wakeboarden nicht mehr anstehen muss, weil er Sport machen kann, wenn andere noch arbeiten.

Kunden fragen: Wie kriegt ihr das hin?

Auch für ihre Kunden sei es kein Problem, dass sie die Marketingagentur am Freitag nur im Notfall erreichen können, sagt Simon Janssen: "Die sind eher neugierig und fragen uns, wie wir das hinkriegen!" So macht die Vier-Tage-Woche seine Firma nicht nur für Mitarbeitende interessanter, sondern auch für den Rest der Welt.