Brief vom Gasanbieter: Diese Kosten verstecken sich in Bilanzierungsumlage & Co.

Stand: 25.08.2022, 18:18 Uhr

In Briefen der Gasanbieter zu Preiserhöhungen tauchen neben der Gasumlage auch noch drei weitere Umlagen auf. Bis Freitag müssen Anbieter in Deutschland darüber informieren. Für 4-Personen-Haushalte könnten sich die Kosten fast verdoppeln.

Die Gasumlage soll ab dem 1. Oktober 2022 für eineinhalb Jahre gelten. Mögliche Preisanpassungen müssen mit einem Vorlauf von mindestens sechs Wochen angekündigt werden. Stichtag für die geplante Gasumlage ist demnach der 26. August 2022. Die Gasanbieter müssen die Umlage nicht an ihre Kunden weitergeben, werden es aber voraussichtlich tun.

Die Gasumlage hat mit 2,419 Cent pro kWh den größten Anteil an der Erhöhung. Zusätzlich zur Gasumlage tauchen in bisherigen Schreiben einiger Gasanbieter aber noch drei weitere Umlagen auf.

Das verbirgt sich hinter den drei weiteren Umlagen:

Die Bilanzierungsumlage steigt auf 0,57 Cent pro kWh. Sie wird alle zwölf Monate angepasst und betrug bis zuletzt null Cent. Jetzt wird die Bilanzierungsumlage notwendig, um die gleichmäßige Auslastung des Gasnetzes zu garantieren. Wird mehr Gas verbraucht als geplant, muss der zusätzliche Bedarf kurzfristig am Markt beschafft werden und diese Zusatzeinkäufe sind aktuell sehr teuer.

Die Gasspeicherumlage beträgt 0,059 Cent pro kWh. Sie wird zum ersten Mal erhoben und resultiert aus dem Energiewirtschaftsgesetz, in dem (ebenfalls erstmalig) Füllstands-Vorgaben für die deutschen Gasspeicher gemacht werden. Die Gasspeicherbetreiber können nicht mehr auf günstige Einkaufspreise warten und auch hoffen. Die höheren Kosten soll die Gasspeicherumlage auffangen.

Die Konvertierungsumlage liegt bei 0,038 Cent pro kWh. Sie wird, wie auch die Bilanzierungsumlage, jedes Jahr neu angepasst, lag in den letzten Jahren aber bei null Cent. Mit der Konvertierungsumlage wird die Umwandlung von Gas finanziert. Deutschland bekommt aus dem In- und Ausland zwei verschiedene Arten von Gas. Sie unterscheiden sich physikalisch voneinander und haben nicht denselben Brennwert. Das Gasnetz kann jedoch in Teilen nur eine Sorte gleichzeitig transportieren. Kommt die andere Sorte zum Einsatz, muss sie erst chemisch umgewandelt werden.

Kosten für Vier-Personen-Haushalte verdoppeln sich fast

Bei einem Vier-Personen-Haushalt mit einer Wohnfläche von etwa 180 Quadratmetern und einem jährlichen Verbrauch von 20.000 kWh im Jahr kommen für die Bilanzierungsumlage etwa 115 Euro dazu, für die Gasspeicherumlage rund 11 Euro und für die Konvertierungsumlage noch mal gut 7 Euro. Zusammen mit der Gasumlage und der Mehrwertsteuer ergibt das zusätzliche Kosten von rund 660 Euro.

Die Berechnung ist exemplarisch und die tatsächlichen Kosten können je nach Heizbedarf, Dämmung und tatsächlich beheizter Wohnfläche variieren.

Weitere Preissteigerungen nicht ausgeschlossen

Die Höhe der Gasumlage kann alle drei Monate angepasst werden. Reduziert Russland die Gaslieferungen nach Deutschland noch weiter, oder stellt sie gar komplett ein, könnte die Gasumlage weiter steigen. Entscheidend sind außerdem die Preise auf dem Gasmarkt, die aktuell sehr schwanken.

Die Bundesregierung hat derweil Entlastungen für diejenigen angekündigt, die von den Mehrkosten besonders hart getroffen werden, allen voran die unteren Einkommensgruppen. Im geplanten, dritten Entlastungspaket sind unter anderem ein höheres Wohngeld und ein dauerhafter Heizkostenzuschuss vorgesehen.

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