Grob gesagt kann man zwischen zwei Typen von Schenkenden zu Weihnachten unterscheiden. Die einen, die - übertrieben gesagt - bereits Ende Oktober alle Geschenke für die gesamte Verwandtschaft besorgt haben. Auf der anderen Seite die Menschen, die bis Heiligabend noch kein einziges Geschenk haben, dann aber in aller Seelenruhe am 24. Dezember ihre Besorgungen erledigen.
Ganz gleich zu welcher Gruppe man gehört - oder ob man vielleicht doch irgendwo zwischen den beiden Extremen rangiert - das Wichtigste dabei ist, dass man den Geschmack des oder der Beschenkten trifft.
Umfrage: 40 Prozent mit mindestens einem Geschenk unzufrieden
Dass das gar nicht so einfach ist, zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Online-Portals Kleinanzeigen. Dabei gaben 40 Prozent der Befragten an, dass sie zum Weihnachtsfest 2023 mindestens ein Geschenk erhalten hätten, mit dem sie nicht zufrieden gewesen seien.
Demnach kamen nach Lebensmitteln wie Süßigkeiten und Feinkost auch Kleidung sowie Pflege- und Kosmetikartikel nicht besonders gut an.
Vor allem mit Blick auf die Grundfunktion des Schenkens sei das natürlich ärgerlich, sagt die Wirtschafts- und Sozialpsychologin Britta Krahn im Gespräch mit Quarks. "Das ich jemandem, dem ich etwas schenke, Anerkennung ausdrücke und sage: 'Ich habe eine gewisse Wertschätzung für Dich'."
Kein Geheimrezept für das perfekte Geschenk
Doch wie bekommt man es hin, den Geschmack des oder der Beschenkten zu treffen? "Dafür gibt es kein allgemeingültiges Rezept", sagt Krahn, die Professorin an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist. Es gebe aber aus der empirischen Forschung Punkte, an denen man sich orientieren könne. "Zum einen ist es immer gut, auf die Erwartungen zu schauen, die man hat", sagt die Wirtschaftspsychologin.
Viele Studien zeigten, dass diese bei der schenkenden und der beschenkten Person oft unterschiedlich sein. "Schenkende wählen oft Geschenke, die dem Beschenkten im Moment des Auspackens möglichst viel Freude machen", sagt Krahn. "Während Empfänger häufig Geschenke bevorzugen, die über einen längeren Zeitraum, vielleicht auch erst später, Freude bereiten."
Jede Familie hat eigene Rituale und Regelungen
Um solche Differenzen zu verhindern, haben viele Familien eigene Rituale und Regeln entwickelt. "Wir verschenken in der Familie nur etwas, wenn wir wirklich wissen, dass der Beschenkte das Geschenk gut gebrauchen kann oder sich sehr darüber freut", sagt WDR-5-Hörerin Elisabeth Mertens im Interview mit Quarks. "Wissen wir nichts Passendes, wird auch nichts geschenkt. Irgendein Gedöns kaufen, nur weil jemand gerade Geburtstag hat oder Ähnliches hat, gibt es nicht."
So verfahre sie nicht nur mit ihrer Familie, so Mertens. Auch Freunden werde diese Einstellung kommuniziert. "Die meisten unserer Freunde akzeptieren das", sagt sie.
Dieses Verhalten passt gut zu den Unfragedaten von Yougov. Demnach waren Beschenkte vor allem mit Präsenten unzufrieden, für die sie keine Verwendung hatten. Auf Platz zwei und drei landeten Geschenke, die ihrer Meinung nach nicht zu ihnen passten oder bei denen sie den Eindruck hatten, der Schenker oder die Schenkerin hätten sich wenig Mühe oder Gedanken gemacht.
Der Preis ist nicht entscheidend
Viel weniger spielte der Wert der Geschenke eine Rolle. Lediglich zehn Prozent der Befragten, die mit einem Geschenk unzufrieden waren, gaben an, dass sie fanden, dass dessen Wert nicht angemessen war. Laut der Wirtschaftspsychologin Krahn zeigten auch mehrere Studien, dass teurere Geschenke nicht immer besser seien und so ankommen, wie wir es uns wünschen.
"Wir haben schon länger beschlossen, dass wir Erwachsene uns untereinander zu Weihnachten nichts mehr schenken", sagt die Helge Mölders aus Wesel. Stattdessen beschenke man sich auch einfach mal so, wenn man eine gute Idee habe oder jemand einen besonderen Wunsch habe. "Und dann laden wir uns oft ein und verbringen Zeit miteinander", so die 86-Jährige.
Geschenke freuen nicht nur den Empfänger
Gerade diese sogenannte Qualitytime sei ein gutes Beispiel dafür, auch ohne materielle Geschenke dem Gegenüber Wertschätzung zu zeigen, sagt Wirtschaftspsychologin Krahn. Das erfordere aber auch Disziplin bei denjenigen, die die Geschenke machten. Denn Geschenke nützten zunächst einmal dem Schenker. Er habe dabei ein gutes Gefühl, trete in eine Art Vorleistung, so die Psychologin.
Diese Erfahrung hat auch Thomas Grünewald gemacht. "Ich schenke, weil ich mich beim Schenken besser fühle als beim Nehmen", schreibt der WDR-5-Hörer in einer Mail an die Quarks-Redaktion.
Auf bestimmte Botschaften beim Schenken besser verzichten
Wie wichtig es dabei ist, trotzdem den Geschmack des Beschenkten zu treffen, zeigt ein Beispiel von Jens Stoodt. "Mein schlimmstes Geschenk war ein Monopoly-Spiel, das ich mir zu meinem 10. Geburtstag gewünscht habe", schreibt er in einer Mail an den WDR. Da aber niemand in seiner Familie das "Kapitalistenspiel" spielen wollte, verbannte er es und verkaufte es irgendwann auf einem Flohmarkt.
Das sei ein Beispiel dafür, wie ein Geschenk, das Anerkennung signalisieren solle und auch eine vertrauensbildende Maßnahme sei, falsch verstanden werde, sagt Krahn dazu. Dies passiere auch oft, wenn Geschenke eine bestimmte Botschaft vermitteln sollten: "So wie der Ordnungsratgeber, den man verschenkt mit dem Hinweis, man solle besser Ordnung halten."
Wer jetzt denkt, dass gerade die ältere Generation solche Geschenke besonders häufig macht, irrt. Laut der Umfrage von Yougov kamen die ungeliebten Geschenke im vergangenen Jahr häufiger von Freunden, Eltern oder der Partnerin beziehungsweise dem Partner. Wesentlich besser schnitten hingegen Großeltern und Schwiegereltern ab.
Unsere Quellen:
- Yougov-Umfrage im Auftrag des Online-Portals Kleinanzeigen
- WDR 5 Quarks-Sendung vom 16.12.2024
- Nachrichtenagentur dpa