Ein Löschhubschrauber wirft Wasser über einem mit Bäumen bewachsenen Berg ab.

Wie schützen wir uns vor Waldbränden?

Stand: 31.07.2022, 16:59 Uhr

In diesem Jahr brennt besonders viel Wald in Europa - die Trockenheit regiert im Sommer 2022. Wie wir Waldbrände künftig verhindern und besser bekämpfen, erklärt der Experte Lindon Pronto.

Es brennt - auch in Deutschland. Momentan wüten riesige Brände im Nationalpark Sächsische Schweiz - und es kann dort noch Wochen brennen. Müssen wir uns nun auf regelmäßige Brände im Sommer einstellen? Und welche Maßnahmen müssen wir ergreifen, um besser gewappnet zu sein für solche Feuer?

Lindon Pronto vom Europäischen Forstinstitut in Bonn mahnt eine bessere Waldbrand-Vorbereitung in Deutschland an. Die Feuerwehren müssten anders aufgestellt werden und der Wald-Umbau müsse vorangetrieben werden.

Nehmen Waldbrände wirklich zu?

"In diesem Jahr ist es schon ausufernd. Wir haben in Europa fast viermal so viel Hektar verbrannt wie im Schnitt der Jahre 2006 bis 2020", sagt Pronto.

Archivbild von 2020: Ein Waldstück bei Empt brennt in der Nacht.

Ein Waldbrand im Jahr 2020 in NRW

Auch in Deutschland beobachtet er eine Zunahme der Gefahrenlage."Wir registrieren seit 2009 regelmäßig Grundwassermangel im Frühjahr. Wenn sich das nicht erholt, erhöht sich die Trockenheit im Boden und das beeinflusst die Vegetation. Das bringt uns an Punkte, an denen wir uns anders aufstellen müssen", erklärt der Experte dem WDR.

Aufklärung tut Not: Fast alle Brände menschenverursacht

Laut Pronto gehen 95 Prozent aller Brände auf menschliches Zutun zurück. Daher fordert er Kampagnen zur Aufklärung. Die Frage müsse lauten, wie verhalten wir uns im Wald.

Auch die Feuerwehren müssten anders aufgestellt sein. "Wir sind in Deutschland nicht gut auf Großschadensereignisse eingestellt", sagt er und verwies auf die Flutkatastrophe im Ahrtal. "Das ist immer noch eine Katastrophe da."

Waldbrände könnten schon einige Wochen dauern, aber viele Kommunen seien auf die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren angewiesen. "Und die müssen irgendwann wieder zu ihren normalen Tätigkeiten zurück. So passiert es, dass der Brand gelöscht ist und alle gehen wieder nach Hause, aber das Feuer war nicht endgültig gelöscht, es gab Nachlöscharbeiten und musste beobachtet werden." So könne ein Brand leicht wieder angefacht werden.

Wie sieht der Wald der Zukunft in Deutschland aus?

Darüber hinaus fordert Pronto mehr Mischwald und mehr Vielfalt in den deutschen Wäldern. Die Zeit der Monokulturen müsse vorbei sein. Doch auch auf kommunaler Ebene könnte viel getan werden: "Wir müssen darauf achten, dass in den Wäldern die Wege freigehalten werden, damit Einsatzkräfte sich sicher fühlen."

Auch an der Waldstruktur könne man arbeiten, so dass das Feuer "nicht so schnell in die Krone kommt". Strategisch könne man Pufferzonen anlegen, "in der Nähe von Siedlungen oder kritischer Infrastruktur." Da müsse mehr Abstand zu den Häusern gehalten werden.

Eine Chance für die Zeder, die Douglasie und die Schwarzkiefer

"Wald und Holz NRW", ein Zusammenschluss von 15 Regionalforstämtern, des Nationalparkforstamts Eifel sowie dem Zentrum für Wald und Holzwirtschaft, sieht in der Anpflanzung eingeführter Baumarten eine Möglichkeit beim Umbau des Waldes. Es gebe genügend Arten, die waldbauliches Potenzial böten, ohne das heimische Ökosystem zu gefährden, betont Dr. Bertram Leder, Leiter des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft in Arnsberg.

"Die mischungsweise Einbringung von eingeführten Baumarten verbessert die Chancen, die Anpassungsfähigkeit unserer Wälder im Klimastress zu erhöhen", heißt es von dem Zusammenschluss.

Besonders häufig genannt werden in diesem Zusammenhang die in Nordrhein-Westfalen bereits verbreiteten Baumarten Douglasie, Japanische Lärche und Roteiche. Auch Große Küstentanne, Riesenlebensbaum, Atlaszeder, Libanonzeder und Schwarzkiefer könnten im deutschen Wald eine Zukunft haben.