Kinderintensivpflegerin Lea Ebel

Uniklinik-Streik: Beschäftigte schildern dramatische Szenen aus dem Klinikalltag

Stand: 07.07.2022, 18:20 Uhr

Nur wenige Minuten für die Versorgung schwerkranker Patienten und Angst vor einem Burnout – Beschäftigte von sechs Unikliniken in NRW haben am Donnerstag in Essen gestreikt und drastische Erfahrungsberichte an die Klinikleitungen übergeben.

"Wer reanimiert dein Kind?" steht in bunten Buchstaben auf dem Pappschild von Kinderintensivpflegerin Lea Ebel. Sie ist eine von 500 Streikenden, die am Donnerstag (07.07.) zur Kundgebung in Essen gekommen sind. Durch den Personalmangel sei der Arbeitsalltag auf der Station teilweise nur schwer zu ertragen.

"Einmal lag ein Kind im Sterben und ich konnte nicht bei dem Kind und seinen Eltern sein, als es verstarb, weil ich zu einem anderen Kind ins Nebenzimmer musste, bei dem immer wieder das Beatmungsgerät verrutschte.", sagt Lea Ebel. Wie lange sie noch unter dieser Belastung arbeiten kann, weiß sie nicht.

Zusammen mit anderen Beschäftigten von sechs Unikliniken in NRW streikt sie deswegen seit zehn Wochen für Entlastungstarifverträge – also für mehr Personal. Die bisherigen Angebote der Klinikleitungen seien lächerlich. Zuvor hatten die Arbeitgeber vergeblich versucht, den Streik gerichtlich zu stoppen.

Viele Kliniken laufen im Notbetrieb

Während der Proteste werden einige Patienten in anderen Krankenhäusern operiert, die Notfallversorgung laufe aber in allen Kliniken weiter, sagte Jan von Hagen von der Gewerkschaft ver.di. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Freitag (08.07.) angesetzt. Eine Einigung wäre aber erst in der kommenden Woche möglich.

Die Uniklinik Essen sieht mittlerweile die gesundheitliche Versorgung der Patienten in Gefahr. Bei den Beschäftigten stieß dieses öffentliche Statement auf viel Kritik. Durch die Unterbesetzung sei eine mangelnde Versorgung, in den Augen des Klinikpersonals, Dauerzustand.

Über dieses Thema berichten wir auch in der Lokalzeit Ruhr am 7. Juli um 19:30 Uhr.