Uniklinik-Chef: Versorgung durch Streik "massiv" beeinträchtigt

Stand: 07.07.2022, 14:16 Uhr

Die Beschäftigten der sechs Unikliniken in NRW haben am Donnersatg ihren Streik fortgesetzt. Laut eines Klinik-Chefs führt das mitunter zu "akut bedrohlichen Situationen".

Im Ringen um bessere Arbeitsbedingungen gehen die Streiks an den sechs Unikliniken in NRW mit unverminderter Härte weiter. Auch nach zehn Wochen ist ein Ende noch immer nicht in Sicht. Die Auftaktkundgebung am Donnerstag fand am Uniklinikum Essen statt.

Uniklinik-Chef: Durch Streik "bedrohliche Situationen"

Essener Uniklink-Chef Jochen Werner

Jochen A. Werner, Uniklinik Essen

Dessen ärztlicher Direktor, Jochen A. Werner, sieht die gesundheitliche Versorgung durch den Streik "massiv" beeinträchtigt. Der durch coronabedingte Ausfälle zusätzlich verschärfte Personalmangel gepaart mit den andauernden Streikmaßnahmen führe mitunter auch zu "akut bedrohlichen Situationen", so Werner.

Allein am Uniklinikum Essen mussten rund 2.600 mehr oder minder dringliche Operationen seit Streikbeginn Anfang Mai verschoben werden. An allen sechs Unikliniken sind es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur schon zwischen 10.000 und 12.000 Operationen.

Streik für mehr Personal

Die Gewerkschaft Verdi führt mit den Beschäftigten der Unikliniken in Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf, Essen und Münster seit vielen Wochen einen Arbeitskampf, um spürbare Verbesserungen insbesondere in der chronisch unterbesetzten Pflege, aber auch in anderen Klinikbereichen zu erreichen. In einigen Teilen Deutschlands gibt es längst einen sogenannten "Tarifvertrag Entlastung", der genaue Personalbemessungen regelt.

Neben den direkt mit der Pflege am Bett Beschäftigten geht es auch um die personelle Ausstattung in Notaufnahmen, Ambulanzen, OP-Sälen, im Krankentransport oder in der Anästhesie. Verdi argumentiert mit den Versorgungsketten, die gewährleistet sein müssten. Schließlich nütze es nichts, wenn in der direkten Pflege ausreichend Personal vorhanden sei, das System aber nicht funktioniere, weil andere Bereiche chronisch unterbesetzt seien.

Wer streikt an den Unikliniken in NRW?

Am Streik der Unikliniken in NRW beteiligen sich unterschiedliche Berufsgruppen. Die größte sind die Pflegerinnen und Pfleger. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi sind aber auch folgende Gruppen beteiligt: therapeutische Berufe, Ambulanzpersonal, Funktionsdienste, Servicekräfte, Transportdienste, Lager- und Logistikpersonal sowie Verwaltungsberufe.

Weil das ärztliche Personal nicht bei den Universitätskliniken angestellt ist, sondern bei den Universitäten, kann der geforderte Entlastungstarifvertrag nicht für sie gelten. Ärztinnen und Ärzte streiken daher nicht.

Die neue schwarz-grüne Landesregierung mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte bereits zu, Bereiche finanziell zu sichern, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden.

Großer Streitpunkt: Entlastungsausgleich

Dennoch hakt es weiter, vor allem an einem zentralen Punkt: Die Klinikvorstände boten eine pauschale Regelung mit bis zu sieben Entlastungstagen pro Jahr an. Die Beschäftigten aber wollen, dass in jedem Klinikbereich und jeder Station ein genaues Verhältnis von Personal und Patientinnen und Patienten festgelegt wird. Sollte dies dann einmal unterschritten werden, müssten die Beschäftigten einen entsprechenden Entlastungsausgleich erhalten.

Gabriele Schmidt (2018)

Gabriele Schmidt, Verdi-NRW-Chefin

"Der Streik kann sofort beendet werden, sobald die Eckpunkte für einen Tarifvertrag stehen, der wirklich Entlastung bringt", sagte Verdi-NRW-Chefin Gabriele Schmidt.

"Ich hätte mir gewünscht - gerade vor dem Hintergrund einer prinzipiellen Einigkeit in vielen Sachfragen -, dass Verdi während der laufenden Gespräche die Intensität des Streiks zurückgefahren hätte", sagte Werner. "Dies ist nicht erfolgt."

Über dieses Thema berichtet am 07.06.2022 auch die "Aktuelle Stunde" im WDR Fernsehen.