Alle dreieinhalb Arbeitstage stirbt ein Bauarbeiter in Deutschland
Stand: 08.04.2023, 16:20 Uhr
Die IG BAU schlägt Alarm: Im vergangenen Jahr starben 74 Bauarbeiter bei ihrer Arbeit. Das ist statistisch gesehen ein tödlicher Unfall alle dreieinhalb Arbeitstage. Die Gewerkschaft fordert mehr Schutz und Kontrolle für die Beschäftigten.
Das Unfallgeschehen auf Deutschlands Baustellen ist laut Gewerkschaft IG BAU "alarmierend". So starb - statistisch gesehen - im vergangenen Jahr bundesweit alle dreieinhalb Arbeitstage ein Bauarbeiter im Job, wie die Gewerkschaft am Samstag mitteilte. 74 Bauarbeiter seien vergangenes Jahr tödlich verletzt worden, erklärte der Gewerkschaftschef Robert Feiger. Insgesamt seien 99.380 Bau-Unfälle gemeldet worden. "Das sind erschreckende Zahlen", so Feiger mit Blick auf die vorläufige Jahresbilanz 2022.
Zum Vergleich: Im Jahr 2021 gab es 85 tödliche Unfälle und 103.518 gemeldete Bauunfälle insgesamt. "Auch wenn die Zahlen gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen sind, ist das Unfallgeschehen auf dem Bau hoch. Baustellen gehören nach wie vor zum Sorgenkind in Sachen Arbeitsschutz", erklärte Feiger. Nach seiner Einschätzung liegt die Dunkelziffer der Bauunfälle noch deutlich höher als die Zahlen in der Statistik der Bau-Berufsgenossenschaft anzeigen. "Zum einen werden viele - gerade kleinere Unfälle - gar nicht gemeldet. Zum anderen werden da, wo ausländische Beschäftigte auf Baustellen arbeiten, Unfälle vielfach bagatellisiert oder vertuscht", sagte er.
Stürze von Dach und Gerüst Haupt-Unfallursache
Hauptursache bei den tödlichen Unfällen waren, so der vorläufige Bericht der Berufsgenossenschaft BG BAU, im vergangenen Jahr Abstürze von Dächern und Gerüsten. Weitere Unfallursachen: Verletzungen durch Baumaschinen und herabfallende Bauteile. "Sicherheit auf den Baustellen muss oberste Priorität haben", so Feiger. "Die Arbeit auf dem Bau darf für die Beschäftigten nicht zum Hochrisiko-Job werden, weil der Chef am Arbeitsschutz spart oder der Arbeitsdruck immer weiter steigt."
Das für Arbeitsschutz zuständige IG-BAU-Vorstandsmitglied Carsten Burckhardt erklärte, die meisten Unfälle passierten in kleineren Betrieben. "Hier müssen wir dringend ein anderes Bewusstsein schaffen." Allerdings dürfe nicht nur auf Eigenverantwortung der Unternehmen gesetzt werden, mahnte Burckhardt. "Notwendig ist ein höherer Kontrolldruck für die Betriebe, die es mit der Arbeitssicherheit nicht wirklich ernst nehmen."