Von wegen gute Fahrt: Jeder vierte Bus hat technische Mängel

Aktuelle Stunde 08.10.2024 27:18 Min. UT Verfügbar bis 08.10.2026 WDR Von Sebastian Galle

Mehr Busse beim TÜV durchgefallen: So sicher sind Reisebusse

Stand: 09.10.2024, 10:20 Uhr

Fast jeder vierte Bus ist mit technischen Mängeln unterwegs. Laut TÜV ist das ein Anstieg. Wie sicher sind Reisebusse?

"Die Zahl der Reise- und Linienbusse mit 'erheblichen' oder 'gefährlichen Mängeln' ist deutlich angestiegen." Das ist das Fazit des TÜV-Bus-Reports 2024, der am Dienstag vorgestellt wurde. Demnach haben in den vergangenen zwei Jahren 14,1 Prozent der geprüften Busse die Hauptuntersuchung (HU) nicht bestanden.

Dies entspreche einem Anstieg um 2,4 Prozentpunkte im Vergleich zum Bericht von 2022. "Trotz engmaschiger Kontrollen ist fast jeder vierte Bus in Deutschland mit technischen Mängeln unterwegs", sagte Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. Zu den häufigsten Mängeln gehörten Defekte an der Beleuchtung sowie Motoren und Antriebe, die Öl verlieren.

TÜV bezeichnet Busse als "sicher"

Der TÜV schätzt Busse dennoch als "sehr sichere Verkehrsmittel" ein. Im Vergleich mit Pkw und Nutzfahrzeugen gehörten sie hinsichtlich der technischen Sicherheit zu den sichersten Fahrzeugen auf unseren Straßen, sagte Goebelt am Dienstag dem WDR. Grund dafür seien die engmaschigen Prüfintervalle, die der Gesetzgeber für Omnibusse vorgesehen habe.

"Bei der Ursache von Busunfällen spielen in Deutschland weniger technische Defekte die entscheidende Rolle, sondern vor allem der Faktor Mensch", so Goebelt. Als Beispiel dafür nennt der TÜV den schweren Busunfall, der sich Ende März auf der A44 bei Werl ereignet hatte. Damals wurden 21 Insassen eines Reisebuses verletzt, als der Fahrer wegen eines medizinischen Notfalls von der Fahrbahn abkam.

Weniger Verletzte bei Reisebussen

2023 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 6.265 Insassen von Bussen bei Unfällen verletzt worden, ein Anstieg von gut elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen auch, dass es zwischen 1995 und 2020 einen kontinuierlichen Anstieg von Verletzten bei Busunfällen gegeben hat. Die Anzahl der verunglückten Reisebus-Fahrgäste ist hingegen seit dem Jahr 2000 leicht abgeflacht.

Sicherheitstraining und Bremsassistenten

Reisebus des Unternehmens Flixbus

Reisebus des Unternehmens Flixbus

Eines der großen Verkehrsunternehmen, das mit Reisebussen in ganz Deutschland unterwegs ist, ist Flixbus. Gegenüber dem WDR sagte das Unternehmen: "Wir haben viele verschiedene Sicherheitsmaßnahmen eingeführt, wie zum Beispiel Sicherheitstrainings für Mitarbeiter und Fahrer, zwei Fahrer auf Nachtfahrten innerhalb Europas und eine moderne Busflotte mit Fahrassistenten wie Spurhalte- und Bremsassistenten", erklärt Flixbus-Sprecherin Isabella Domke. "Innerhalb unserer internen Kontrollmaßnahmen zu den Prüfplaketten bei FlixBussen wurden in den vergangenen Jahren keinerlei sicherheitsrelevante Beanstandungen festgestellt."

Anschnallen mindert Verletzungsrisiko

Beim Thema Sicherheit spiele nicht nur die technische Seite eine wichtige Rolle. Auch die Busunternehmen seien gefragt. "Im Reise- und Fernverkehr gilt eine Anschnallpflicht, die aber selten kontrolliert wird", sagte Goebelt. Der TÜV-Verband empfehle deshalb vor jeder Abfahrt Kontrollgänge durch das Fahrpersonal wie beim Flugverkehr.

Wer sich nicht anschnalle, laufe Gefahr, sich bei einem Unfall schwerer zu verletzen. Deshalb können auch die Fahrgäste selbst viel für ihre Gesundheit tun und sich besser schützen, indem sie aus eigener Initiative die Gurtpflicht einhalten.

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