Eine Krankenschwester hält eine Blutspende

Homo- und bisexuelle Männer sollen leichter Blut spenden können

Stand: 10.01.2023, 13:14 Uhr

Männer, die Sex mit Männern haben, sollen künftig nicht mehr beim Blutspenden eingeschränkt werden. Gesundheitsminister Lauterbach möchte die aktuellen Regeln ändern. Sie werden von vielen als diskriminierend empfunden.

Von Christina Höwelhans

Künftig soll es beim Blutspenden keine Rolle mehr spielen, wenn Männer homo- oder bisexuell sind. "Ob jemand Blutspender werden kann, ist eine Frage von Risikoverhalten, nicht von sexueller Orientierung", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Zeitungen des Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Homo- und bisexuelle Männer müssen teilweise bis zur Blutspende warten

Aktuell sind Männer, die Sex mit Männern haben, bei der Blutspende eingeschränkt: Sie dürfen nur dann spenden, wenn sie in den zurückliegenden vier Monaten keinen Sex mit "einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner" hatten.

So steht es in den Richtlinien der Bundesärztekammer. Damit soll das Risiko gesenkt werden, dass schwule und bisexuelle Männer das HI-Virus und damit Aids weitergeben. Nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde 2021 bei 1.800 Menschen in Deutschland das HI-Virus festgestellt. 1.000 von ihnen waren homo- und bisexuelle Männer, das sind 100 weniger als im Vorjahr.

Die Richtlinie für das Blutspenden wird seit Langem als diskriminierend kritisiert. Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag festgelegt, sie abzuschaffen. Die Regel ist schon 2021 entschärft worden. Bis dahin waren Männer mit neuen oder mehreren Sexualpartnern zwölf Monate eingeschränkt.

Jetzt sollen die Frist vollständig abgeschafft und homo- und bisexuelle Männer nicht mehr als ganze Gruppe ausgeschlossen werden. Der Ausschluss oder das Warten bis zu einer Blutspende dürfe nur auf "Grundlage des individuellen Verhaltens der spendewilligen Person" erfolgen, heißt es im Entwurf zum neuen Transfusionsgesetz.

DRK-Blutspendedienst verweist auf wissenschaftliche Vorgaben

Wenn das Gesetz geändert wird, muss die Bundesärztekammer ihre Richtlinien anpassen. Lauterbach spricht davon, die Kammer müsse "endlich nachvollziehen, was im gesellschaftlichen Leben längst Konsens ist".

Beim DRK-Blutspendedienst West heißt es, dass jede Regeländerung, die mehr Menschen zur Blutspende zulässt, zu begrüßen sei. Der Blutspendedienst will sich aber nicht konkret zu den Regeln für homo- und bisexuelle Männer äußern: Man müsse sich auf die Vorgaben der Bundesärztekammer verlassen, die von Wissenschaftlern geprüft würden.

Aktuell werden im Fragebogen des DRK für potenzielle Spenderinnen und Spender Fragen nach dem Sexualverhalten damit erklärt, dass HIV-Infektionen "zum Teil erst bis zu vier Monate nach der Ansteckung" durch Tests zweifelsfrei nachweisbar seien. Deshalb werden alle Menschen, die in den vier Monaten vor einer Blutspende mit mehr als zwei anderen Personen Sex hatten, von der Spende ausgeschlossen. Männer, die mit Männern Sex haben, werden aber deutlich stärker eingeschränkt: Sie dürfen in den zurückliegenden vier Monaten keinen neuen und nicht mehr als einen Sexualpartner gehabt haben.

Blutspendedienste und Mediziner sind alarmiert: Zu wenige Spenden

Blutspendedienste und Kliniken können mehr Spender auf jeden Fall brauchen: Sie warnen aktuell davor, dass es zu wenig Blutkonserven gibt. Schon derzeit fehlen demnach in Nordrhein-Westfalen jeden Tag hunderte Spender. Das liege an den vielen Krankheitsfällen derzeit, aber auch daran, dass generell weniger Menschen Blut spenden wollen. Laut DRK gehen nur drei Prozent der spendefähigen Menschen tatsächlich zur Blutspende.

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