Studie: Gestresste Pflanze

Schrei nach Liebe? Diese Geräusche machen Pflanzen, wenn sie gestresst sind

Stand: 31.03.2023, 17:49 Uhr

Laut einer aktuellen Studie machen Pflanzen Geräusche, wenn sie unter Stress sind. Zum Beispiel, wenn sie mehr Wasser brauchen - oder geschnitten werden. So hören sich die Geräusche an.

Sie kreischen nicht auf dem Balkon, sie schreien auch nicht im Garten - trotzdem geben Pflanzen Geräusche von sich, wenn sie Stress erleben. Und zwar unterschiedliche. Das haben Forschende von der Universität Tel Aviv festgestellt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal "Cell".

Was genau haben die Forschenden untersucht?

Das Team hat Ultraschall-Geräusche von Tomaten und Tabakpflanzen aufgezeichnet. Die Pflanzen wurden dabei im normalen, ungestressten Zustand abgehört, wenn sie Trockenstress hatten und wenn sie geschnitten wurden. Das Ergebnis: Die gestressten Pflanzen gaben deutlich mehr Geräusche ab als die entspannten. Und: Der grüne Stress hört sich nicht gleich an. Pflanzen, die Wasser brauchen, klingen anders als Pflanzen, die geschnitten werden. Das haben die Forschenden mittels maschinellen Lernens ermittelt. Der Algorithmus konnte laut der Studie unterscheiden, welchem Stress die Pflanze gerade zum Opfer fiel.

Die Wissenschaftler haben auch weitere Pflanzenarten abgehört - allerdings in einer kleineren Untersuchung. Darunter Weichweizen, Mais, Weinreben oder Kakteen. Hier seien aber noch weitere Erkenntnisse nötig. Für zukünftige Studien sei es wichtig, neben Tomaten und Tabak auch andere Pflanzenarten zu untersuchen, sagt auch Sibaji Kumar Sanyal. Er ist Molekularbiologe an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. "Das Design der Studie ist aber gut", findet er. Man könne anhand der Töne schnell verstehen, wenn die Pflanzen etwa nicht richtig bewässert wurden.

Wie hören sich gestresste Pflanzen an?

Die Pflanzen geben ein Ploppen von sich. Ein wenig erinnert das Geräusch an Luftpolsterfolie. Für das menschliche Ohr sind die Stress-Bekundungen des Gemüses allerdings nicht hörbar. Die Frequenz ist für Menschen zu hoch. Dagegen können Insekten und Säugetiere mit empfindlichen Ohren, wie Mäuse, sie sehr wohl wahrnehmen.

Die Forschenden haben die Geräusche aber für menschliche Ohren in einem Audio hörbar gemacht:

Das Team aus Tel Aviv nimmt an, dass sich die Ursache für dieses Phänomen im Inneren einer Pflanze abspielt. Pflanzen bilden laut vorangegangenen Untersuchungen, kurz gesagt, bei Trockenstress Luftblasen im Gefäßsystem. Die dehnen sich aus und fallen wieder zusammen. Dies führe zu Vibrationen.

Was bringen die Ergebnisse?

Die Forschenden aus Tel Aviv denken, dass mit den Ergebnissen die Bewässerung von Pflanzen auf dem Feld oder im Gewächshaus überwacht und effektiver gemacht werden könnte. Durch präzise Bewässerung könne Wasser gespart und der Ertrag gesteigert werden. Das könne vor allem eine Rolle in Zeiten spielen, in denen mehr Gebiete Dürren ausgesetzt sind. Auch Krankheiten könnten über die Geräusche der Pflanzen, möglicherweise, erkannt werden.

Über dieses Thema berichteten wir am 31. März auch im Fernsehen und Hörfunk.

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