Omikron-Subtyp BA.2: So ansteckend und gefährlich ist er

Stand: 25.01.2022, 12:29 Uhr

In Dänemark und Großbritannien breitet sich derzeit die Omikron-Untervariante BA.2 stark aus, auch in Deutschland gibt es erste Fälle. Forscher untersuchen, wie ansteckend und gefährlich sie ist.

Wenn Omikron durch ist, haben wir das Schlimmste überstanden - so denken derzeit viele Geimpfte, Geboosterte und Genesene. Doch Mediziner machen sich jetzt Sorgen um eine Virus-Untervariante, die sich möglicherweise schneller verbreitet oder sogar den Immunschutz umgehen könnte.

Weltweit dominiert derzeit noch die Omikron-Variante BA.1, allerdings ist in immer mehr Ländern BA.2 auf dem Vormarsch. So waren in Dänemark laut dem dortigen Zentrallabor des Gesundheitsdienstes in der zweiten Januarwoche bereits 45 Prozent der Proben auf diesen Subtyp zurückzuführen - Tendenz steigend.

Großbritannien sieht BA.2 derzeit nicht als "besorgniserregend"

Auch in Großbritannien sind in den ersten beiden Januarwochen mehr als 400 Infektionen mit BA.2 festgestellt worden. Das teilten die Gesundheitsbehörden in London mit. In etwa 40 weiteren Ländern sei der Subtyp ebenfalls aufgetreten. Die britische Gesundheitsbehörde stufte BA.2 als "Variante unter Beobachtung" ein. Als "besorgniserregend" gilt sie zum jetzigen Stand nicht. Es besteht aber der Verdacht, dass BA.2 noch leichter übertragbar sein könnte als BA.1.

Sehr geringer BA.2-Anteil in Deutschland

In Deutschland sind laut RKI fast alle bisher nachgewiesenen Omikron-Infektionen auf BA.1 zurückzuführen. BA.2 sei in der ersten Kalenderwoche lediglich in 38 Proben nachgewiesen worden, BA.1 dagegen in 1.568 Proben.

Warum verbreitet sich BA.2 so schnell?

Ob BA.2 das Infektionsgeschehen entscheidend beeinflussen könnte, wird derzeit untersucht. Der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding sieht Anhaltspunkte, dass sich BA.2 entweder schneller verbreiten könnte als BA.1 oder den Immunschutz besser umgehen könnte. So ließen sich die schnell steigenden Zahlen erklären.

Der dänische Virologe Anders Formsgaard sieht Anzeichen dafür, dass man sich mit BA.2 infizieren könnte, obwohl man kurz zuvor eine BA.1-Infektion durchgemacht hat. Francois Balloux, Computerbiologe am University College London, erwartet hingegen, dass eine Infektion mit BA.1 für eine "starke Immunität" gegenüber BA.2 sorgen sollte. Er sieht keine Anzeichen dafür, dass sich die Subtypen in Sachen Übertragbarkeit, Alter der Infizierten oder im Umgehen der Immunabwehr unterscheiden.

"Kein dramatischer Unterschied zu BA.1"

Der französische Epidemiologe Antoine Flahault zeigte sich überrascht über die Schnelligkeit, mit der sich BA.2 in Dänemark ausbreitet. Die Variante scheine leichter übertragbar zu sein als BA.1. Angesichts der Ausbreitung von BA.2 sei Wachsamkeit angesagt, nicht jedoch Panik, betont der Wissenschaftler. Nach bisherigem Kenntnisstand verliefen Infektionen mit dem Subtyp nicht schwerer.

Diese Auffassung teilt auch der Virologe Tom Peacock vom Imperial College in London. "Sehr frühe Beobachtungen aus Indien und Dänemark deuten darauf hin, dass es keinen dramatischen Unterschied im Schweregrad im Vergleich zu BA.1 gibt", schrieb er auf Twitter. Seiner Einschätzung nach werde es "wahrscheinlich nur minimale Unterschiede in der Wirksamkeit des Impfstoffs gegen BA.1 und BA.2" geben. Peacock geht davon aus, dass BA.2 langsam die BA.1-Variante ersetzt. Feigl-Ding hingegen legte Daten vor, die auf einen schnellen Wechsel hindeuten.