Schritt für Schritt sollen die Menschen in Deutschland aus dem Corona-Lockdown herauskommen - das sehen die Beschlüsse des Bund-Länder-Treffens vom Mittwoch vor. Helfen soll dabei eine Smartphone-App zur "Kontaktnachverfolgung insbesondere für Besuche von Veranstaltungen, von Außengastronomie und Ähnlichem", wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach den Beratungen sagte.
Bund und Länder wollen sich laut NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bis Montag auf eine neue bundesweite App verständigen. Diese könne Besuche von Restaurants und Kinos erleichtern.
Mit Gesundheitsämtern verknüpft
Im Gespräch ist offenbar die App "Luca", die Ministerpräsident Laschet am Donnerstag als Beispiel nannte. Besucher etwa von Restaurants melden sich per QR-Code mit ihr an. Bei einer später festgestellten Infektion können die Gesundheitsämter direkt alle Besucher informieren, da die App mit ihrer Software "Sormas" verknüpft wird.
Bei der Warn-App des Bundes werden nur die Nutzer allgemein über ein Risiko informiert, ohne etwa den Kontakt-Ort. Sie müssen sich dann selbst an das Gesundheitsamt wenden.
Keine einheitliche Software bei Gesundheitsämtern
Doch ob die Gesundheitsämter tatsächlich in der Lage sind die anfallenden Daten zu verarbeiten, ist fraglich. Es wurde zwar schon vor längerer Zeit vereinbart, dass das Programm "Sormas" genutzt werden soll. Doch viele Kreise und Kommunen weigern sich, weil sie unter anderem eigene Modelle zur Kontaktverfolgung entwickelt haben.
Und selbst wenn alle mit "Sormas" arbeiten würden, ist der Zugriff auf die Kontaktdaten der Apps damit noch nicht sicher. Dafür braucht es eine neue Version der "Sormas"-Software mit dem Titel "Exchange". Mit ihr könnten die Daten aus den Restaurants oder Kinos übernommen werden.
Allerdings ist die bundesweite Pilotphase dieser neuen Version gerade erst beendet. In NRW wird "Sormas Exchange" bisher nur vom Rhein-Sieg-Kreis und seit Anfang März von der Stadt Bonn eingesetzt.
Viele Städte noch im Unklaren
Viele andere Städte können zur Frage von konkret geplanten Verknüpfungen bislang wenig sagen. In Köln heißt es, man plane die "Anbindung verschiedener gleichartiger Apps". Welche das sein könnten, sei aber noch in der Planung. In Münster will man auf eine "flächenübergreifende einheitliche Lösung" setzen, die "sicherlich zeitnah" kommen soll. Die Stadt Bonn teilt immerhin auf Anfrage mit, mit dem Anbieter der "Luca"-App im Gespräch zu sein.
Kontaktnachverfolgung war Thema bei Bund-Länder-Treffen
Auch bei den Bund-Länder-Gesprächen am Mittwoch war die digitale Kontaktnachverfolgung ein Thema. Laut dem Beschluss soll die Länder nun dafür sorgen, dass die Dokumentation von Kontakten auch in elektronischer Form erfolgen kann - "wenn sichergestellt ist, dass Zeit, Ort und Erreichbarkeit der Kontaktperson hinreichend präzise dokumentiert werden und die Daten im Falle eines Infektionsgeschehens unmittelbar dem zuständigen Gesundheitsamt in einer nutzbaren Form zur Verfügung gestellt werden". Die Gesundheitsminister sollen entscheiden, wie genau das passieren soll.
Es ist also noch einiges zu tun für eine beschleunigte und vernetzte Kontaktverfolgung. Jan Kus, Entwickler der Kölner App "Recover", plädiert dafür, auch andere Schnittstellen zu nutzen: "Nur noch auf Sormas zu setzen, wird uns kurzfristig nicht helfen."