Lehrer: Schulen schlecht auf Corona-Schuljahr vorbereitet

Stand: 07.08.2020, 13:09 Uhr

Die Ferien gehen nächste Woche zu Ende. Damit wird auch die Kritik an der Corona-Politik des Landes wieder lauter. Das Verhältnis zu den Lehrern scheint gerade besonders schlecht.

Von Christian Wolf

Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise sorgte das Krisenmanagement der Landesregierung in Sachen Schulen für heftige Kritik: keine klare Linie, zu spät, schlecht kommuniziert. Kurz vor dem Start des neuen Schuljahres flammt der Streit erneut auf.

Vor allem das Verhältnis zwischen den Lehrern und der Landesregierung ist angespannt. So griff die NRW-Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Maike Finnern, das Schulministerium am Freitag scharf an.

"Fiktion eines Regelbetriebs"

Es sei "Wunschdenken" und "Illusion", dass ab kommender Woche Unterricht nach Stundenplan vorgegeben und so die "Fiktion eines Regelbetriebs" am Leben gehalten werde. Finnern berichtete von zahlreichen Rückmeldungen aus den Reihen der Lehrer. Der Tenor sei immer gleich: man sei unzureichend vorbereitet.

So werde mit einem "eklatantem Lehrkräftemangel" gerechnet. Neben der üblichen Zahl an Lehrern im Krankenstand kämen nun noch Kollegen hinzu, die als Corona-Risikopatienten nicht vor Ort unterrichten könnten. 20 bis mancherorts 30 Prozent der Lehrer stünden nicht zur Verfügung. Hinzu kämen noch die vielen unbesetzten Stellen.

Maskenpflicht im Unterricht wird abgelehnt

Auch die von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) verhängte Maskenpflicht im Unterricht sehen die Lehrer als Zeichen schlechter Vorbereitung. Während der Ferien hätte an Konzepten gearbeitet werden können, um Schüler und Lehrer vor Corona zu schützen und gleichzeitig auf Masken zu verzichten.

Kein Lüften wegen Baumängeln

Mit genügend Abstand zueinander könnte das klappen, so Finnern. Dafür könnten Schulklassen aufgeteilt, Räume angemietet oder Unterricht ins Freie verlegt werden. Manche Schulen seien aber in solch einem schlechten Zustand, dass noch nicht einmal zum Durchlüften aufgemacht werden könnten.

Weiterhin Kritik an Minister Stamp

Auch zwischenmenschlich ist das Verhältnis zwischen Lehrern und Landesregierung angespannt. Die GEW ist weiterhin sauer auf Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP). Der hat wiederholt gesagt, dass während der Schulschließungen neben vielen kreativen und engagierten Lehrern auch welche "abgetaucht" seien und sie es sich "etwas bequemer eingerichtet" hätten.

Finnern verlangt weiterhin eine Entschuldigung von Stamp. Aus ihrer Sicht habe der Minister "öffentliches Lehrkräfte-Bashing" betrieben, weil es sich um eine "sehr pauschalisierte Verunglimpfung" der gesamten Lehrer handele. "Die Bedingungen sind so, wie sie sind. Damit müssen alle klarkommen. Und Lehrkräfte haben in ihrem Arbeitsalltag das Beste draus gemacht." Wenn jemand seinen Dienst nicht mache, müsse das vor Ort geklärt werden.