Immer mehr Schulkinder in NRW müssen in Quarantäne, die Corona-Fallzahlen in der jungen Altersgruppe steigen seit dem Ferienende stark an. Inzwischen liegt die Inzidenz in NRW bei 6-10-Jährigen bei 377, bei den 11-16-Jährigen nur knapp darunter. Die Frage, mit welchen Maßnahmen man darauf reagiert, ist heute auch Thema bei einer Sondersitzung im Landtag.
Die Warnungen vor einer "Durchseuchung" bei Kindern werden lauter. Doch da viele infizierte Kinder keine oder nur leichte Symptome haben, bewerten viele Experten und Politiker die Lage an den Schulen weiter als sicher.
Es gibt Diskussionen, die Quarantäneregeln zu lockern, NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) denkt sogar laut darüber nach, in den Schulen auf Masken zu verzichten. "Ich möchte schon, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Mitschülerinnen kennen und nicht nur auf dem Schulhof ohne Masken sehen. Und ich möchte schon, dass wir unseren Lehrerinnen und Lehrern wieder die Möglichkeit eröffnen, hier entsprechend auch ohne Maske unterrichten zu dürfen. Natürlich bleibt die Maske ein Schutz (...), aber es darf jetzt nicht dazu führen, dass die Maske ein Leben lange getragen werden muss, zu allen Gegebenheiten", sagte sie dem WDR.
Maximal 15 Kinder wegen Covid im Krankenhaus - in ganz Deutschland
Doch wie gefährlich ist eine Corona-Infektion derzeit für Kinder? "Trotz der hohen Inzidenzen haben wir nur sehr wenige Kinder in den Kliniken", sagte Jörg Dötsch, Direktor der Kinderklinik an der Uniklinik Köln. Das Risiko schwerer Verläufe sei "sehr gering". Aktuell sei in Köln nur ein Kind wegen einer Covid-Erkrankung im Krankenhaus, und auch diesem gehe es "relativ gut", so Dötsch.
Deutschlandweit seien lediglich zehn bis 15 Kinder in Krankenhäusern in stationärer Behandlung, im gesamten August sei nur ein einziges Kind auf einer Intensivstation gelegen.
Long Covid bei Kindern: Atemnot, Schwindel, Konzentrationsstörungen
Neben akuten Symptomen haben viele Angst vor den Langzeitfolgen, also vor Long Covid bei Kindern. Hier ist die Datenlage der Wissenschaft derzeit noch recht dünn. Eine aktuelle Studie der "Swiss School of Public Health" verglich Kinder, die sich mit Corona infiziert hatten, mit solchen, bei denen das nicht der Fall war.
Das Ergebnis: Die mit dem Virus Infizierten klagten Wochen später genauso oft über Symptome wie Müdigkeit oder Abgeschlagenheit wie die, die sich nicht infiziert hatten.
Einer britische Studie zufolge hatten ein bis zwei Prozent der erkrankten Kinder noch acht Wochen später Symptome. Diese Daten wurden zwar nur mittels Umfragen in einer App erhoben, doch aktuelle Erkenntnisse der Ruhr-Universität Bochum deuteten in eine ähnliche Richtung, sagte Folke Brinkmann, Leiterin der dortigen Long-Covid-Ambulanz, dem WDR.
Bei Nachuntersuchungen von infizierten Kindern hätte es drei Monate später "noch einige Patientinnen und Patienten mit Beschwerden gegeben", so Brinkmann. Manche dieser Beschwerden wie Konzentrationsstörungen oder Abgeschlagenheit könne man auch mit dem längeren Lockdown erklären, den die Kinder hinter sich hätten. Andere wie Atemnot, Schwindel, Kopf- und Bauchschmerzen dagegen nicht.
Mediziner warten auf Impfungen für Unter-12-Jährige
Genau wie Brinkmann plädiert auch Jörg Dötsch dafür, sich weiter strikt an die Sicherheitsmaßnahmen zu halten. Von einer gewollten Durchseuchung halten beide nichts. Stattdessen solle man weiter Masken tragen, Abstand halten, sich testen und nach Möglichkeit impfen. Wobei sich auch in diesem Bereich Bewegung abzeichnet. So könnten Ende September erste Ergebnisse zu möglichen Impfungen von Unter-12-Jährigen vorhanden sein, hofft Dötsch.