In NRW beginnen die Osterferien am 29. März, also in sechs Wochen. Ist es da verfrüht, wenn die Politik sich jetzt schon Gedanken über den Osterurlaub macht? Oder ist es sinnvoll und vorausschauend? Für NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ist es eine Diskussion, die jetzt noch nicht ansteht.
Am Montag rechnete er vor: "Heute ist Rosenmontag, dann ist Aschermittwoch und ab da sind es bekanntermaßen 40 Tage bis Ostern." Er schlägt vor, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Weitere Entscheidungen würden beim nächsten Treffen der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit der Kanzlerin am 3. März fallen.
FDP: Schlag ins Gesicht für Hotelgewerbe
Auch der Koalitionspartner der CDU in NRW, die FDP, hält die Debatte für verfrüht. Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion, Henning Höne, sagte dem WDR: "Ein frühes Nein ist überhaupt nicht angebracht!" Er wundert sich über die frühe Festlegung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU), der in der "Bild am Sonntag" Urlaub in Deutschland über Ostern wegen der Corona-Pandemie ausgeschlossen hatte.
Ob Urlaub möglich sei, hängt für Höne vom Infektionsgeschehen, von Hygienekonzepten in den Hotels und einer möglichen Zertifizierung von Selbsttests ab, so Höne im WDR. "Warum man schon jetzt so früh den Menschen die Hoffnung nehmen möchte und dem Hotelgewerbe einen Schlag ins Gesicht geben möchte, das kann ich nicht nachvollziehen."
Ähnlich äußerte sich bereits sein Parteikollege, NRW-Familienminister und Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp. Es gehe darum, vernünftig zu bleiben. Man müsse aber auch "klare Perspektiven" schaffen. Es müsse "irgendwie Licht am Ende des Tunnels" zu erkennen sein.
Grüne setzen auf Stufenplan
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Josefine Paul, fordert "deutlich mehr wissenschaftsbasierte Perspektiven". Es sei jetzt Aufgabe der Landesregierung und der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten, einen Stufenplan vorzulegen, "damit es einen klaren Rahmen gibt, dafür, was unter welchen Bedingungen möglich ist, was aber gegebenenfalls auch nicht möglich."
Und ist Urlaub möglich? Da will sich die Grüne angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens und "mit Blick auf die Mutationen" nicht festlegen.
NRW-SPD gegen frühe Festlegung, Lauterbach dafür
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Kutschaty sagte dem WDR: "Ich halte solche Festlegungen für falsch. Im Augenblick entwickeln sich die Zahlen in die richtige Richtung. Warum sollen wir schon jetzt jede Hoffnung nehmen?"
Anders sieht es der Leverkusener Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach (SPD), er stimmte Kretschmer zu: "Ich gehe nicht davon aus, dass wir in diesem Jahr Osterurlaub machen können", sagte der Gesundheitspolitiker der "Welt". Die Osterwochen müssten genutzt werden, "mit möglichst geringen Kontakten die noch immer drohende dritte Welle mit den gefährlichen Mutationen abzuwenden".
Kritik von Dehoga und dem Tourismusverband
Massive Kritik an den Aussagen von Kretschmer gab es aus der Hotel- und Tourismusbranche. "Wir sind auf einem guten Weg. Insofern ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass gerade jetzt die Diskussion angestoßen wird, ob Osterurlaub stattfinden kann oder nicht", sagte Thorsten Hellwig von Dehoga NRW dem WDR.
"Das Testen wird das A und O sein. Die neue Normalität des Reisens wird viel mit Testen zu tun haben", meint Norbert Kunz vom Deutschen Tourismusverband. Die Branche wisse ja gar nicht, wie es weiter geht. "Ab welcher Inzidenz sagt die Politik, dass Reisen wieder sicher möglich ist?"
Auf klare Antworten darauf werden die Branche und die Urlaubshungrigen wohl erst noch warten müssen.