Die Ansage auf dem Band einer Düsseldorfer Arztpraxis ist eindeutig: "Wir möchten Sie darüber informieren, dass wir keine Coronaschutzimpfung in der Praxis durchführen." So etwas bekommen Impfwillige in NRW zwar selten zu hören - 90 Prozent aller Hausärzte beteiligen sich an der Impfkampagne, schätzt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO). Aber es gibt sie, die Allgemeinmediziner, die keine Impfungen anbieten. Und die Freigabe von Astrazeneca am Donnerstag bezieht sich ausdrücklich auf das Impfen bei den Hausärzten.
Ein Problem, auch für die Menschen, die schlicht keinen Hausarzt haben - weil sie häufiger umziehen oder selten zum Arzt gehen beispielsweise. Wie also an die begehrte Impfung kommen? Eine Frage, die sich schon Anfang April stellte, als die Hausärzte in die Impfkampagne einbezogen wurden, und die jetzt mit der Freigabe von Astrazeneca noch drängender wird.
Alternative eins: Tipp vom eigenen Hausarzt
Wenn der Hausarzt oder die Hausärztin nicht impfen will, sollte man nach einer Alternative fragen, sagt Monika Baaken von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). "Die kennen sich ja untereinander." Dass die Vertretung den Impfwilligen mit all seinen Krankheiten nicht kennt, sei kein Problem: Rückfragen sind ohne weiteres möglich.
Alternative zwei: selber suchen
Man kann sich auch selbst auf die Suche machen und Ärzte kontaktieren. Denn in Deutschland darf man seinen Arzt frei wählen. Wie groß die Chancen aber sind, auf eine Warteliste gesetzt zu werden, kann Baaken nicht einschätzen. "Manche lehnen ab, weil sie so viele eigene Patienten haben. Aber es gibt immer wieder welche, die sagen, kommen Sie vorbei, damit wir Ihre Daten aufnehmen können." Wichtig: Es hilft, eine Mail zu schreiben, statt sich ans Telefon zu hängen - der Ansturm ist einfach zu groß. "Die Mail wird auf jeden Fall irgendwann bearbeitet."
Bei der Arzt-Suche kann man übrigens auch über die Grenzen von NRW suchen. Weil die Corona-Impfung vom Bund bezahlt wird, darf man auch in Praxen in Niedersachsen oder Bayern anfragen. Baaken: "Ob man sich das antun will, ist die Frage, aber wenn der Druck so groß ist, kann man das tun."
Alternative drei: Es muss nicht immer ein Hausarzt sein
Wer ein chronisch erkranktes Kind hat, kann es beim eigenen Kinder- und Jugendarzt versuchen. Baaken weiß, dass viele Ärzte die Familie gleich mit impfen, um das Kind vor einer Infektion zu schützen. Auch Fachärzte können weiterhelfen, zum Beispiel Pneumologen, die Impfstoff für ihre vorerkrankten Patienten bestellen dürfen, oder Frauenärzte, die Kontaktpersonen von Schwangeren impfen können.
Was passiert mit den Ü-60-Patienten?
Eine Frage, die KVNO-Sprecherin Baaken nicht beantworten konnte: Was ist mit den Über-60-Jährigen, die sich beim Hausarzt mit Astrazeneca impfen lassen sollen - aber eben nicht können? Dürfen sie sich einfach im Impfzentrum melden? "Das wird sich hoffentlich bald zeigen." In den NRW-Impfzentren wird im Moment vor allem mit mRNA-Impfstoffen geimpft.
Laut Robert Koch-Institut wurden inzwischen rund 6,3 Millionen Astrazeneca-Dosen verabreicht. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wurden 9,3 Millionen Astrazeneca-Dosen an Länder und Großhändler ausgeliefert.
Der britisch-schwedische Hersteller ist immer wieder in den Schlagzeilen gekommen - obwohl Experten dessen Impfstoff für gleichermaßen geeignet halten wie die Vakzine anderer Hersteller. Beim Einsatz in jüngeren Altersgruppen traten 4 bis 16 Tage nach der Impfung selten teils tödliche Blutgerinnsel im Gehirn auf. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) den Einsatz für Menschen ab 60 Jahren.
Der Immunologe Carsten Watzl hält solche Nebenwirkungen aber für "immer besser beherrschbar", vorausgesetzt man gehe schnell zum Arzt, wenn bestimmte Symptome aufträten - zum Beispiel Einblutungen in die Haut, geschwollene Arme und Brustschmerzen. "Dann kann man solche sehr seltenen Fälle entdecken und auch therapieren", sagte Watzl am Donnerstagabend im WDR-Fernsehen.