Die Flüchtlingsunterkunft in Sankt Augustin muss erstmal doch nicht schließen. Fünf Mitarbeiter, die Kontakt zu Infizierten hatten, aber symptomfrei sind, wurden wieder aus der Quarantäne herausgeholt. Die Stadt hat dazu eine Ausnahmegenehmigung erteilt, vor allem bei speziell geschulten Betreuern.
Außerdem wurden Mitarbeiter aus anderen Flüchtlingseinrichtungen nach St. Augustin geschickt. 20 der insgesamt 100 Mitarbeiter sollen weiterhin in Quarantäne bleiben.
Lutz Hahn von der Betreibergesellschaft der Unterkunft begründet die Rückholung der Mitarbeiter unter anderem damit, dass es sonst nicht möglich sei, infizierte und nicht infizierte Flüchtlinge voneinander fern zu halten.
Restrisiko bleibt bestehen
Geplant ist, dass zurückgeholte Mitarbeiter, die dann doch Symptome zeigen, wieder in Quarantäne gehen. Da Corona-Erkrankungen aber auch symptomfrei verlaufen können, bleibt ein Restrisiko bestehen. Der langfristige Betrieb der Unterkunft ist daher trotzdem nicht gesichert.
Aus der Linken-Kreistagsfraktion gab es vorab Kritik an den Plänen, Mitarbeiter aus der Quarantäne zurückzuholen. Sie könnten "nicht wie Leibeigene behandelt werden".
In Jugendherberge untergebracht
Ein Problem: Viele Bewohner halten sich immer noch nicht an die Abstrands- und Hygieneregeln. Auch deshalb sollen einige gesunde Bewohner vorübergehend in Jugendherbergen in der Region untergebracht werden. 60 Menschen aus dem Flüchtlingsheim in Sankt Augustin wurden bereits in eine Jugendherberge in Bonn gebracht, vor allem Ältere, Kranke und andere Menschen aus Risikogruppen.
Für ganz NRW hat die Landesregierung insgesamt sieben Herbergen angemietet, um Flüchtlinge aus Risikogruppen bei Häufungen von Corona-Fällen zu schützen. Nach Ansicht des Flüchtlingsrats NRW ist das zu wenig Unterstützung.
152 Bewohner infiziert
Seit dem Corona-Ausbruch vor einer Woche haben sich im Sankt Augustiner Flüchtlingsheim 152 der knapp 500 Bewohner mit dem Virus infiziert, darunter 13 Mitarbeiter.