Das hohe Datenschutzniveau der Corona-Warn-App hat ihr eine Menge Lob von Datenschützern und Experten eingebracht. Einen Monat nach Veröffentlichung zeigt sich aber auch, wie schwierig es ist, eine Bilanz zu ziehen: Sie lässt sich auf nur wenige Zahlen stützen.
15,8 Millionen Downloads zählt das Robert-Koch-Institut. Wie viele Menschen die App nicht ordnungsgemäß installiert haben oder wie viele sie wieder gelöscht haben, ist am Donnerstag (16.07.2020) - nach genau einem Monat - nicht bekannt.
Außerdem haben rund 500 Menschen über die Verifizierungshotline einen Code erhalten, mit dem sie ihre Infektion in der App hinterlegen können. Wie viele von ihnen das tatsächlich getan haben, ist ebenfalls unbekannt - diese Zahl lässt sich nicht erfassen.
Wenige Infektionsmeldungen, aber viele Fehlermeldungen
Möglich sind also höchstens Schätzungen, wie die Entwickler Michael Böhme und Jan Pfister sie anstellen. Sie kommen zu dem Schluss, dass bisher 400 Menschen eine Infektion über die Corona-Warn-App gemeldet haben - und damit etwa fünf Prozent der Menschen, die das Robert-Koch-Institut in dieser Zeit als neuinfiziert gezählt hat.
Warum berücksichtigt die App nur die Kontakte der letzten 14 Tage?
Alle Kontakte, die länger als 14 Tage zurückliegen, sind nach Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI) nicht mehr für die Risiko-Ermittlung relevant. Daher werden die zwischen den Smartphones ausgetauschten anonymen IDs nach dieser Zeit auch wieder gelöscht.
Wer die App installiert, sein Bluetooth aktiviert und nicht mehr ausschaltet, bekommt daher ab dem 14 Tag immer die Information "14 von 14 Tagen aktiv" angezeigt.
Während sich das Infektionsgeschehen in Deutschland auf einem niedrigen Niveau gehalten hat, haben die ersten Wochen der Corona-Warn-App vor allem gezeigt, wo nachgebessert werden muss.
Probleme mit iOS-Update 13.6
Einige Nutzer klagen auch nach dem Update auf iOs 13.6 über Fehlermeldungen. Bei einigen Apple-Nutzern funktioniert die App danach nicht mehr. Ein Sprecher des Unternehmens SAP, das die App mit der Telekom entwickelt hat, sagte dem WDR dazu am Donnerstag: "Das ist ein Apple-Problem. Wir haben Apple darüber informiert, damit man es sich dort schnell anschaut. Unsere Entwickler und die der Telekom können das Problem nicht lösen."
Laboranbindung stockt, Sprachversionen werden ausgeweitet
Der Chaos Computer Club bemängelt außerdem die langsame Anbindung der Testlabore. Ein Großteil müsse nach wie vor an die Infrastruktur der Corona-Warn-App angeschlossen werden, um Nutzern ihre Testergebnisse auch über die App übermitteln zu können.
Während eine europäische Lösung für Corona-Apps noch auf sich warten lässt, ist die deutsche Version mittlerweile in den App-Stores anderer Länder verfügbar. Außerdem sollen weitere Sprachversionen dazukommen, unter anderem Türkisch, Arabisch, Polnisch und Russisch.
Änderung des Algorithmus im Herbst?
Für den Herbst könnte außerdem eine Änderung des Algorithmus anstehen: Das Robert-Koch-Institut will die Kennwerte, nach denen die App eine Risikobegegnung meldet, laufend dem Infektionsgeschehen anpassen.
Sollte es in der kalten Jahreszeit mehr Infektionen geben, könnte die App zu einem wichtigeren Faktor werden, als sie es mit den vergleichsweise wenigen Infektionsmeldungen aktuell ist.