Eckart von Hirschhausen nimmt für eine WDR-Dokumentation als Proband an einer klinischen Corona-Impfstoffstudie teil. "Hirschhausen als Impfproband" läuft am Montag (1. Februar 2021) nach dem "ARD Extra" um 20.30 Uhr im Ersten und steht schon jetzt in der ARD-Mediathek. Wir sprachen mit dem Arzt und Wissenschaftsjournalisten über seine Motivation und Ängste.
WDR: Eckart, warum nimmst Du als Proband an einer Impfstudie teil?
von Hirschhausen: Meine erste Corona-Doku "Hirschhausen auf Intensiv", die ich ja auch zusammen mit dem WDR gemacht habe, war für mich sehr eindrücklich. In der ersten Welle gab es einige, die Corona nicht ernst nahmen, weil sie keinen mit der Erkrankung kannten. Deswegen bin ich dorthin gegangen, wo sich die Menschen damit auskannten: Auf die Intensivstation. Eine Patientin hat mich sehr berührt. Sie lag im Koma und hatte sich bei der Arbeit als Altenpflegerin angesteckt.
WDR: Hattest Du auch Zweifel, bevor Du Dich als Impfproband angemeldet hast?
von Hirschhausen: Logischerweise ist ein Impfstoff, den es seit 20 Jahren gibt, besser untersucht als einer in der Zulassung. Aber die Abwägung ist doch: Was hat schwerwiegendere Folgen, die Krankheit oder die Impfung? Durch die Impfung werden schwere Verläufe und Todesfälle durch Covid19 mit hoher Sicherheit verhindert.
Dafür fühlt man sich zwei Tage nach der Impfung matschig. Unter Millionen Geimpften gab es bisher einige wenige mit behandelbaren allergischen Reaktionen, mehr ist nicht passiert. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich geimpft wurde oder in der Kontrollgruppe bin, bin ich lieber zu 50 Prozent an einer guten Sache beteiligt, als zu 100 Prozent an einer schlechten.
WDR: Es gibt ja viele, die Angst vor einer Impfung haben. Was sagst Du denen?
von Hirschhausen: Jeder sollte einmal darüber nachdenken, welche Auswirkungen und massiv größere Schäden durch die echte Infektion verursacht werden. Jeden Tag sterben Menschen, oft über 1000, das kann einen doch nicht kalt lassen. Viele haben nach einer durchgemachten Infektion Spätschäden mit Verlust des Geschmacksinns, neurologischen Schäden bis zu anhaltender Mattigkeit – das will keiner.
Um eine gute Entscheidung für sich zu treffen, müssen wir uns drei Fragen stellen: Was ist der Nutzen, was ist der Schaden, und was passiert, wenn ich abwarte und erstmal nichts tue? Der Nutzen der Impfung ist glasklar belegt: ein extrem hoher Schutz vor schweren Verläufen von Covid19, sogar höher als bei anderen Impfungen. Der "Schaden" der Impfung ist auch ziemlich klar: zwei Tage Unwohlsein mit Kopfschmerzen, Krankheitsgefühl, Unwohlsein, so wie bei jedem anderen Infekt auch.
Und wenn ich nichts tue, riskiere ich die Erkrankung plus die Tatsache, dass ich, bevor ich selber selbst um meine Virenlast weiß, schon längst andere angesteckt habe, womöglich sogar meine Allerliebsten in meinem Umfeld. Da habe ich lieber zweimal einen kleinen Pieks, bin keine Gefahr mehr für andere und fühle mich solidarisch und sicher.
WDR: Und verstehst Du Impfgegner?
von Hirschhausen: Ja und Nein. Das Phänomen ist nicht neu, erste Impfgegner organisierten sich schon 1850 in England zur Pockenimpfung. Es sind kleine Gruppen, die aber viel Aufmerksamkeit bekommen und leider andere Menschen verunsichern.
Nicht jeder, der ein Video mit Verschwörungstheorien schaut, ist ja auch derselben Meinung. Die hohen Klickzahlen zeigen meiner Meinung nach viel mehr, dass viele Menschen noch Fragen haben, die von offizieller Seite nicht klar genug beantwortet werden. Ich kann sehr die Seiten und Kanäle von „Quarks“ empfehlen, die Kolleg*innen machen momentan die besten Erklärvideos, da schau ich selbst nach, wenn ich Fragen habe und stehe mit der Redaktion im Austausch.
„Hirschhausen als Impfproband“ ist eine Produktion der Bilderfest GmbH (Produzent: Stefan Otter) im Auftrag des WDR (Redaktion: Daniele Jörg, redaktionelle Mitarbeit: Tina Srowig) für Das Erste. Auch „hart aber fair“ beschäftigt sich am 1.2.2021 im Anschluss an die Doku mit dem Thema Impfen.