Eigentlich hätte die Corona-Studie des Bonner Virologen Hendrik Streeck im Kreis Heinsberg nur Schlagzeilen wegen der wissenschaftlichen Erkenntnisse produzieren sollen. Aber die Vermarktung der PR-Agentur Storymachine warf einen dunklen Schatten - zum einen weil Großspender die Vermarktung finanziell unterstützten, zum anderen weil die Rolle der Landesregierung in der Kritik steht. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) selbst hatte bereits Teilergebnisse der Studie medienwirksam präsentiert und damit Lockerungen der Corona-Beschränkungen begründet.
Rüge wegen Rufschädigung
Am Donnerstag (04.06.2020) sprach der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) eine Rüge gegen Storymachine aus "wegen der Rufschädigung des Berufsstands durch unprofessionelles Verhalten". Der DRPR ist, ähnlich wie der Deutsche Presserat, ein Organ der freiwilligen Branchen-Selbstkontrolle.
Weiter stellt der DRPR fest, "dass hier leichtfertig und unprofessionell agiert worden ist und zu einer nachhaltigen Verunsicherung der Öffentlichkeit beigetragen worden ist".
Storymachine bediene Branchen-Vorurteil
Anstatt "die Studienergebnisse möglichst neutral zu vermitteln" habe das von Storymachine entwickelte und vorab an potenzielle Sponsoren verschickte Dokumentationskonzept den Eindruck erweckt "dass es sich hier um eine Maßnahme handelte, bei der ein vorformuliertes Narrativ in der Öffentlichkeit gesetzt werden sollte", so die Begründung des Rates.
Dadurch sei das Negativbild der Branche bedient worden, dass PR manipulative Aufgaben habe. Die anschließende Diskussion sei "aus professioneller Sicht vorhersehbar" gewesen und "in der sensiblen Corona-Gesamtsituation schädlich".
Entlastung bei Intransparenz-Vorwurf
Ebenfalls kritisch unter die Lupe genommen wurde vom DRPR der Vorwurf "der Verletzung der Absendertransparenz und der Sponsoren-Intransparenz". Dies habe sich im Rahmen der Prüfung aber nicht bestätigt.
Storymachine will gegen die Rüge des DRPR Rechtsmittel prüfen. Der Anwalt der Agentur, Christian Scherz, sagte der Deutschen Presse Agentur, Storymachine sei nur zu dem erhobenen Vorwurf der Intransparenz bei der Absenderkennzeichnung und der Sponsorennennung im Verfahren angehört worden. Gerügt werde jedoch ein Punkt, zu dem sich Storymachine im Verfahren nicht geäußert habe.
Rolle der Landesregierung nicht untersucht
Auf die Frage, ob und wie die Landesregierung oder mögliche Großspender in die interessengeleitete Kommunikation involviert waren, geht der DRPR nicht ein. In der Rüge heißt es dazu schlicht: "Ob und wie die Politik und andere Interessensgruppen einbezogen waren, konnte der Rat nicht klären und spielt hier auch keine Rolle."
SPD sieht Rüge für Laschet
Für die SPD spielt dies jedoch immer noch eine Rolle. Darum ist für ihren Fraktionsvorsitzenden Thomas Kutschaty die DRPR-Rüge "gleichzeitig auch eine Rüge für die Kommunikation der Landesregierung". Laschet habe es "jetzt schwarz auf weiß", dass die Heinsberg-Protokolle "eine reine PR-Maßnahme mit dem Ziel, vorformulierte Botschaften zu setzen und Einstellungen zu beeinflussen" gewesen seien.
Seit Wochen versucht die SPD-Fraktion, konkrete Antworten zur möglichen Beteiligung der Landesregierung zu erhalten. Bisher hat die Staatskanzlei aber nur allgemein darauf verwiesen, ausschließlich mit dem Virologen Streeck zusammen gearbeitet zu haben, nicht mit Storymachine.