Ärger um Gedränge im Schulbus und vor Schulen

Stand: 19.08.2020, 20:12 Uhr

Eine Woche alt ist das neue Schuljahr. In Corona-Zeiten gibt es gleich Diskussionen um dichtes Gedränge in Schulbussen und an den Schultoren. Elternverbände sind verärgert.

Von Dominik Reinle und Frank Menke

Wie sieht es eine Woche nach dem Schulstart in NRW in den Schulbussen aus? Münsteraner Schüler beschreiben Situationen so: "Wenn man hier reinkommt, findet man schon keinen Sitzplatz mehr und 15 Leute stehen im Gang – zwar mit Maske, aber nicht mit Abstand." Ein anderer sagt: "Der Bus wird halt irgendwann so voll, dass sich alles quetscht."

Dichtes Gedränge herrscht auch an den Schultoren: "Morgens früh zum Schulbeginn ist es besonders schlimm, wenn viele Kinder zur gleichen Zeit mit dem Auto gebracht werden", sagt eine Düsseldorfer Gymnasiallehrerin. Viele Eltern fragen sich nun, ob ihre Kinder zum neuen Schuljahr auch bei geltender Maskenpflicht ausreichend vor dem Coronavirus geschützt sind?

Aus Sicht der Landeselternkonferenz NRW ist das Gedränge eine Folge der Politik des NRW-Schulministeriums. "Wir haben vergeblich für versetzte Anfangszeiten und die Halbierung der Stundenpläne geworben", sagte Anke Staar, Vorsitzende der Landeselternkonferenz NRW, am Mittwoch dem WDR.

Eltern: Angebot an Schulbussen nicht erhöht

Da aber die üblichen Anfangszeiten beibehalten worden seien, entstünden vor den Toren der Grundschulen "Knubbelpunkte, die das Infektionsrisiko enorm erhöhen". Es sei absehbar gewesen, dass sich der Abhol- und Bringdienst erhöhe, so Staar. Denn viele Eltern hätten Angst, ihre Kinder in überfüllte Schulbusse zu stecken. Außerdem sei es den Kommunen in NRW bisher nicht gelungen, das Angebot an Schulbussen zu erhöhen.

Prof. Stephan Ludwig vom Institut für molekulare Virologie an der Uni Münster sieht im Schulbus "nicht den großen Ort, wo man eine Übertragung erwarten würde" - allerdings nur, wenn die üblichen Verhaltensregeln wie Maske tragen, ein bisschen Abstand halten und beim Einsteigen nicht drängeln eingehalten würden.

Und es gibt ein weiteres Problem: Staar hat auch viele Berichte von Schülern erhalten, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen könnten. Entsprechende Atteste würden im ÖPNV von Kontrolleuren oft angezweifelt. Es gebe auch Fahrdienste, die sich weigerten, Schüler mit Behinderung, die keine Masken tragen müssten, zu befördern.

Situation für alle erträglich machen

Die Landeselternkonferenz NRW fordert deshalb ein verlässliches Konzept, das den Schulunterricht langfristig unabhängig von den Infektionszahlen macht. Es müsse eine tägliche Beschulung gewährleistet werden, zum Beispiel durch kleinere Gruppen: "Wir müssen Bildung und Betreuung zusammendenken", so Staar, "die Situation muss für alle erträglich gemacht werden."

Offiziell gilt die Maskenpflicht für Schulen zunächst bis zum 31. August. Für den 24. August hat Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) die Elternverbände in NRW zu einem Austausch über das weitere Vorgehen eingeladen. Die Elternverbände hatten sich in einem offenen Brief an die Ministerin gewandt und ihre Wünsche und Forderungen für das neue Schuljahr formuliert.