Corona-Test in NRW: Wie zuverlässig sind die Teststellen wirklich?

Stand: 21.06.2022, 16:03 Uhr

Der Selbsttest ist positiv, aber der Schnelltest in der Teststelle negativ. Wie kann das sein? Das liege unter anderem an der mangelhaften Durchführung, kritisiert Immunologin Christine Falk.

Dass Ende Juni womöglich Schluss sein wird mit den kostenlosen Corona-Bürgertests, ist Tim Schrankel ziemlich egal. Denn mit einigen Teststellen hat er keine gute Erfahrung gemacht. Als der WDR-Journalist vor ein paar Tagen einen positiven Selbsttest hatte, ging er zum Kontrolltest in eine Teststelle. Doch das Ergebnis dort war negativ, genau wie tags darauf in einer zweiten Teststelle. Sein Gefühl: Der Abstrich wurde nicht fachgerecht gemacht. In einer dritten Teststelle steckte er sich das Wattestäbchen schließlich selbst in den Rachen - mit positivem Ergebnis.

Corona-Test: Wange abtupfen und Gaumen streicheln?

Mal tupfte ihm das Personal mit dem Wattestäbchen des Corona-Schnelltests nur innen an seine Wange, mal streichelte man ihm den Gaumen, mal pulte man mit dem Stäbchen "irgendwo zwischen Zunge und Backenzähnen" rum, berichtet Schrankel auf seinem privaten Twitter-Account.

Hätte sich Schrankel auf die negativen Ergebnisse der Teststellen verlassen, hätte er sich nicht weiter isoliert - und dann womöglich weitere Menschen angesteckt. Tragen also auch mangelhaft durchgeführte Bürgertests dazu bei, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist?

Immunologin kritisiert Qualität der Teststellen

Immunologin Christine Falk hat die Qualität vieler Corona-Teststellen schon immer gestört, wie sie dem WDR sagt:

"Dass dieser Staat es nicht geschafft hat, ausreichend Qualitätskontrollen einzuziehen für das, was da abgerechnet wird, das ist schon erstaunlich." Christine Falk, Immunologin
Immunologin Christine Falk | Bildquelle: Anja Frick

Schon die Schulungen des Teststellen-Personals seien häufig unzureichend. "Für uns hier alle im Labor ist das unvorstellbar, dass die Leute nicht ordentlich angelernt werden", sagt die Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

NRW-Gesundheitsministerium verweist auf klare Vorgaben

Das NRW-Gesundheitsministerium sieht das ein wenig anders. Zwar gebe die Bundes-Testverordnung keine Regelungen "für mögliche Standards zur Qualitätsprüfung" vor, so das Ministerium auf WDR-Anfrage. In der landesweiten Anlage zur Teststruktur-Verordnung sei aber ausdrücklich geklärt, was die Schulungen des Teststellen-Personals umfassen müssten: unter anderem eine "praktische Übung" mit "richtiger Abstrichnahme".

"Wir gehen daher davon aus, dass die plausible Einhaltung der Vorgaben von den Kommunen im Rahmen der Beauftragung geprüft wird", so das Ministerium.

Nach Ansicht von Immunologin Falk geschieht das aber offenbar nur unzureichend. Dabei sei eine fachgerechte Schulung gar nicht schwer, meint sie: "Eine Infoveranstaltung und drei Mal üben", das reiche in der Regel schon aus.

Immunologin Falk: Abstrich immer in Rachen und Nase

"Mit dem Wattestäbchen sollte man am besten immer erst einen Abstrich im Rachen und dann in der Nase machen. Denn die Viren treten mal hier, mal dort vermehrt auf", so Falk.

Zwar seien manche Corona-Schnelltests nur für die Nase zugelassen und andere nur für den Mund. Der Unterschied bestehe aber bloß im Wattestäbchen.

"Dem Test ist es egal, ob das Stäbchen vorher im Rachen oder in der Nase war", sagt Falk. "Bei allen Tests, die man so kaufen kann, ist es überhaupt kein Problem, wenn man zuerst im Rachen abstreicht und dann rechts und links in der Nase."

Eine Woche ist es nun her, dass bei Tim Schrankel die Corona-Symptome begannen. Mit einem negativen Test von einer Teststelle könnte er sich mittlerweile freitesten. Nach seinen frustrierenden Erfahrungen mit dem Teststellen-Personal lässt er es aber lieber bleiben.

Über dieses Thema berichtet am 20.06.2022 auch die "Aktuelle Stunde" im WDR Fernsehen.

Kommentare zum Thema

  • Zeltplatzschatz 23.06.2022, 10:28 Uhr

    Ich wurde am Dienstag im Testzentrum mit Schnelltest Positiv getestet . Anschließend direkt PCR Test,dieser war dann Negativ . Und habe dann selbst zu Hause auch nochmal 2 Tests gemacht , ebenfalls Negativ . Heute zur Sicherheit nochmals im Testzentrum nach wie vor Negativ. Das scheint es wohl leider in allen Konstellationen zu geben.

  • Sweetangel 381 22.06.2022, 21:32 Uhr

    Ich habe es heute anders rum erlebt. Ich wurde heute morgen bei einem kurzen Intermezzo in der Nase angeblich positiv getestet. Ich habe null Symptome, vorher noch Cola getrunken. War eigentlich nur da um meine Mutter ins Krankenhaus zu begleiten. Dann im Krankenhaus erneut mit Rachen- und Nasenabstrich getestet, negativ. Eine weitere Teststelle aufgesucht,die Lage erklärt...weiterer Nasen-und Rachenabstrich...ebenfalls negativ. Weitere 6 Schnelltest unterschiedlicher Hersteller, alle negativ. Jetzt wird ein positiver Test als Gesundheitsamt gemeldet,obwohl ich garnicht positiv bin. Bin echt sauer. Laut der offiziellen Testzentren bräuchte ich keinen PCR Test machen, weil ich 2x negativ nachgetestet wurde. Ich bin verwirrt.

  • Jennifer L. 22.06.2022, 07:58 Uhr

    Es gibt viele Gründe, weshalb ein Test nicht anschlägt, deswegen sollte man sich auch regelmäßig testen lassen. Und wie die Dame schon richtig sagt ohne Kontrolle der Testcentren und die richtige Durchführung, kann und darf man sich aber auch kein so vernichtendes Urteil erlauben. Die Menschen suchen sich schließlich ihr Testcenter aus und gehen genau dahin wo sie wissen, dass sie gut getestet werden. Ich hatte auch schon häufiger einer falsch positiven Schnelltest, und der einzige der mir gesagt hat, dass es ein falsch positiver Test war, war der PCR. Das hatte nichts mit mangelhafter Durchführung des Testpersonals zu tun.