Wenn am Montag die fast 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler nach dem Ende der Herbstferien wieder in die Schule gehen, müssen sie sich auf strengere Corona-Regeln einstellen. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat die Verschärfungen am Mittwoch vorgestellt. Das Land reagiert damit auf die stark steigenden Infektionszahlen.
Maskenpflicht wieder im Unterricht
Zentraler Punkt ist die Maskenpflicht im Unterricht ab der 5. Klasse. Sie hatte schon nach den Sommerferien kurz gegolten und wird nun bis zu den Weihnachtsferien wiedereingeführt. Auch Lehrer müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn sie im Unterricht keinen Abstand halten können. Für Grundschüler gilt die Maskenpflicht weiterhin auf den Gängen und dem Schulhof, aber nicht im Unterricht.
Gebauer sagte, dass schon nach den Sommerferien "gute" Erfahrungen mit den Masken im Unterricht gemacht worden seien. In einer Mitteilung an alle Schulen im Land heißt es, die Maskenpflicht solle "zusätzlichen Schutz für alle Beteiligten" bieten und "für mehr Sicherheit und Stabilität im Unterrichtsgeschehen sorgen".
Christian Gutjahr-Dölls, Schulleiter des Mataré-Gymnasiums in Meerbusch begrüßt diese Entscheidung: „Das ist ne absolut sinnvolle Sache, dass die Maskenpflicht am Platz, also im Unterricht, wieder eingeführt wird."
Alle 20 Minuten lüften
Neben den Masken soll auch das regelmäßige Lüften der Klassenräume helfen. Ab Montag sollen die Fenster alle 20 Minuten für fünf Minuten geöffnet werden. Damit soll verhindert werden, dass sich die Coronaviren über die Luft ausbreiten. Wo die Fenster nicht geöffnet werden können, sollen mobile Lüftungsanlagen zum Einsatz kommen. Dafür will die Landesregierung 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen.
Lehrer und Eltern hatten das ständige Lüften schon im Vorfeld wegen der niedrigen Temperaturen kritisiert. Der Grünen-Landesvorsitzende Felix Banaszak sagte am Mittwoch, nach den Herbstferien begännen die "Tage der offenen Türen und Fenster". Das Konzept der Landesregierung bestehe nur aus kalten Räumen, Schals und Masken.
Vorerst keine kleineren Klassen
Eine in den letzten Tagen geforderte Maßnahme wird hingegen nicht umgesetzt: die Verkleinerung oder Halbierung von Klassen, damit Schüler auf Abstand sitzen können. Gebauer sagte, dass sie "so lange als möglich" am Präsenzunterricht festhalten wolle. Denn für kleinere Klassen gebe es nicht genug Lehrer und Räume. Die Folge wäre, dass Teile der Schüler zuhause bleiben müssten. Das will die Ministerin aber verhindern.
Das Schulministerium geht damit einen anderen Weg als vom Robert Koch-Institut (RKI) vorgeschlagen. Die Bundesbehörde empfiehlt, in Corona-"Hotspots" die Klassen zu verkleinern. Auch Lehrerverbände hatten in den vergangenen Tagen einen solchen Schritt gefordert.
Aus Sicht der Ministerin sind die Schulen in NRW aber weiterhin "sichere Orte". So seien zum Stichtag 7. Oktober nur 853 Corona-Infektionen unter den Schülern bestätigt worden. Bei den Lehrkräften seien es 166 gewesen. Diese Infektionslage lasse nicht den Rückschluss zu, dass Schulen "Hotspots" seien. Auch will Gebauer keinen Schwellenwert festsetzen, ab wie vielen Coronafällen Schulen vor Ort schließen müssen.
Die SPD kritisiert das. So sagte Schulexperte Jochen Ott: "Frau Gebauer wäre gut beraten, wenn sie sich mit alternativen Konzepten auch auf Situationen einstellen würde, in denen das Infektionsgeschehen an den Schulen in die Höhe steigt."