Gefahr durch Reisen in Risikogebiete? Was man jetzt wissen muss

Stand: 07.08.2020, 15:26 Uhr

Ab Samstag gilt eine Corona-Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten. Einigen geht das nicht weit genug. Sie fordern ein Verbot solcher Reisen. Aber ist das sinnvoll?

Von Jörn Kießler

Als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag vor die Kameras trat, um die Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten zu verkünden, ließ er keinen Zweifel an den Beweggründen für diese Entscheidung: "Wir machen das, weil diese Tests uns alle schützen!"

Schließlich steige mit dem Ende der Sommerferien in den ersten Bundesländern die Gefahr, dass das Virus aus dem Ausland nach Deutschland eingeschleppt werde. So sieht das auch der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, dem die Tests aber nicht weit genug gehen.

Weltärztebund fordert Quarantäne trotz Test

Um wirkliche Sicherheit darüber zu erhalten, ob jemand infiziert sei oder nicht, müsse mindestens 72 Stunden später ein zweiter Test gemacht werden, sagte Montgomery der Passauer Neuen Presse und forderte, dass auch negativ getestete Rückkehrer aus Risikogebieten in Quarantäne sollten.

Noch drastischer sind die Forderungen des CDU-Wirtschaftsrats, der ein generelles Verbot von Reisen in Risikogebiete ins Gespräch brachte. Das Reiserecht könne nicht höher bewertet werden als die Rechte von Millionen Deutschen, denen ein erneuter Lockdown drohen könnte, sagte der Generalsekretär des Wirtschaftsrats, Wolfgang Steiger, der Bild-Zeitung.

Wo infizieren sich die meisten Menschen mit dem Coronavirus?

Aber schleppen wirklich so viele Reisende das Coronavirus aus dem Urlaub mit nach Deutschland?

Natürlich nehme die Zahl der Neuinfektionen in Zusammenhang mit Reisen wieder zu, erklärte die Pandemieexpertin des RKI Ute Rexroth beim letzten Pressebriefing des Instituts. Das hänge aber auch damit zusammen, dass der Reiseverkehr wieder zunehme, nachdem in den vergangenen Monaten so gut wie keine Reisen stattgefunden hätten.

Demnach liegt der Anteil der Infizierten, die sich auf einer Reise angesteckt haben im Verhältnis zur Gesamtzahl der Neuinfektionen aktuell nur bei etwa zehn Prozent. "Der allerwahrscheinlichste Ort, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, ist und bleibt Deutschland", so Rexrodt.

Anteil der positiv getesteten Urlauber höher

Auch Bundesgesundheitsminister Spahn betonte, dass viele mehr als 1.000 Neuinfizierten, die das RKI am Donnerstag gemeldet hatte, sich "bei Familienfeiern, am Arbeitsplatz oder in Gemeinschaftseinrichtungen" angesteckt hatten. Gleichzeitig wies Spahn daraufhin, dass der Anteil der positiv getesteten Reiserückkehrer höher liege, als der der getesteten Menschen, die sich in Deutschland infiziert haben.

Auffällig ist, dass von den 15 Urlaubsländern, in denen sich laut RKI die meisten Reisenden mit Covid-19 angesteckt haben, acht nicht oder nur teilweise als Risikogebiete gelten. Für Rückkehrer aus diesen Staaten ist der Corona-Test also keine Pflicht.

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Deshalb sei es auch entscheidend, dass Folgefälle verhindert werden, ganz gleich ob man sich in Deutschland oder in einem Urlaubsland infiziert habe, betonte die Pandemieexpertin Rexrodt. "Und das kann man machen, indem man die Anzahl der engen Kontakte möglichst gering hält."