Corona: Die Maske verändert unser Leben

Stand: 09.05.2020, 06:00 Uhr

  • Der Mund-Nasen-Schutz verändert die Kommunikation
  • Es gibt andere Wege, Mimik zu verstehen
  • Experte rät: Einfach akzeptieren

Von Ann-Kathrin Stracke

Die Menschen auf dem Wochenmarkt in Remscheid-Lennep tragen alle Masken – ob Verkäufer oder Kunden. Angela Hardt ist Händlerin – sie arbeitet auf einem Wagen, verkauft Fleisch und Eier. Sie trägt einen grünen Mundschutz. "Man muss ein bisschen lauter reden, man versteht einen natürlich sehr schlecht. Und, wenn man eine Brille auf hat, beschlägt die und man sieht gar nichts." Aber sonst sei es in Ordnung, sagt Hardt.

Das Leben wird anonymer

Es sind häufig kleine Gesten, feine Mimik, die uns helfen einander zu verstehen. Sie helfen einzuordnen, ob wir der anderen Person trauen, sie mögen. Diese feinen Signale verändern sich durch den Mund-Nasen-Schutz und machen das Leben für einige Menschen anonymer, sagt Dirk W. Eilert, Experte für Mimik und Körpersprache.

Es gebe aber auch andere Wege, die Haltung anderer Menschen zu erkennen. Zwar falle das Lächeln weg, doch die entscheidenden Signale seien im oberen Gesicht. "Wir ziehen zum Beispiel die Augenbrauen-Innenseiten hoch, wenn wir traurig sind. Wir ziehen die Augenbrauen zusammen, wenn wir ärgerlich sind. Wir ziehen die Augenbrauen hoch und zusammen, kulturübergreifend, wenn wir Angst haben", erklärt er.

Eilert rät dazu, die Haltung zum Mund-Nasen-Schutz zu ändern und einfach zu akzeptieren: "Wenn ich eine negative Haltung gegenüber der Maske habe, denkt mein Gesprächspartner nachher: Ich meine ihn mit den Signalen, die ich da aussende."

Ansichten eines Clowns

Viele Menschen trügen jeden Tag eine Maske, findet Susie Wimmer. Diese unsichtbaren Masken seien nicht so direkt zu erkennen wie ein Mund-Nasen-Schutz, doch sie zeigten sich bei den Menschen, wenn sie fröhlich, grimmig, oder nachdenklich seien. Susie Wimmer arbeitet als Klinik-Clown und ist für die Organisation Clowns ohne Grenzen weltweit unterwegs.

Häufig reist sie in Krisengebiete oder zu kranken, benachteiligten Kindern und Menschen, um sie zum Lachen zu bringen. "Wir schminken uns so wenig, damit der Mensch dahinter immer noch erkennbar und lesbar ist. Durch eine flächendeckende Schminke kann ich auch nicht mehr die Gesichtszüge lesen", sagt sie. 

Wimmer findet es spannend, wie die Menschen derzeit kommunizieren und fügt – ganz Clown – hinzu: "Der Clown ist der menschlichste Mensch. Er liebt jedes Gefühl, weil er keine Wertung dafür hat. Deswegen darf er auch gesehen und erkannt werden."