Beschränkte Kontakte, verschärfte Maskenpflicht, geschlossene Gaststätten und Freizeiteinrichtungen: Seit Anfang November ist Deutschland im "Lockdown light". Dabei wird es voraussichtlich bis 10. Januar bleiben, wie Bund und Länder nun vereinbart haben. Denn die Maßnahmen haben den drastischen Anstieg der Corona-Infektionszahlen gestoppt, aber eben nicht überall stark gesenkt. Mancherorts ist die Lage sogar schlimmer geworden.
Starke regionale Unterschiede bei Corona-Infektionen
In Münster sind die Corona-Zahlen weit zurückgefallen bis auf den Schwellenwert für Risikogebiete, also auf 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. In der nächsten westfälischen Großstadt Bielefeld stieg diese Sieben-Tage-Inzidenz trotz aller Maßnahmen kräftig an - auf knapp 200. Mittlerweile ist sie wieder leicht gesunken - aber immer noch viermal so hoch wie in Münster.
Unterschiede auch in den NRW-Ballungszentren. Während die Sieben-Tage-Inzidenz in Düsseldorf, Köln und Aachen seit Anfang November auffällig sank, gab es in Recklinghausen, Dortmund und im Rhein-Sieg-Kreis ein Auf und Ab ohne erkennbaren Trend.
Lokal unterschiedliche Corona-Regeln
Eine Erklärung für die starke Differenz könnte in den lokal unterschiedlichen Corona-Regeln liegen, obwohl die allermeisten landesweit einheitlich sind. So galt in Münster im November kurzzeitig eine generelle Maskenpflicht für Lehrer im Unterricht und auf dem Schulgelände. Seitdem gingen die Zahlen runter. Allerdings taten sie das auch schon zuvor.
Auch in Düsseldorf galt im November vorübergehend eine strenge Maskenpflicht - und zwar stadtweit im öffentlichen Raum. Aber auch seit ein Gericht die Pflicht kippte, sinken die Corona-Zahlen dort weiter. Die meisten Menschen tragen weiter Maske.
Epidemiologe: Wirksamkeit von Einzelmaßnahmen unklar
Man müsse bedenken, dass die Corona-Regeln "ein großes Bündel von Maßnahmen zur selben Zeit beinhaltet haben", sagte der Münsteraner Epidemiologe André Karch kürzlich in einem Podcast seiner Uni. "Es ist also sehr schwierig, den Effekt von Einzelmaßnahmen herauszurechnen."
Trotzdem werden Forscher nicht müde, es zu versuchen. Dabei stellten Studien aus Oxford und Wien zum Beispiel fest, dass sich insbesondere Schul-Schließungen stark auf die Infektionszahlen stark auswirken. Die Maskenpflicht spiele eine eher kleine Rolle, heißt es aus Oxford - andere Studien bewerten das anders.
Weitere Faktoren: Hotspots, Altersstruktur, Bevölkerungsdichte und Mobilität
Nicht selten sind es Hotspots, die die Corona-Zahlen mancherorts in die Höhe schnellen lassen. Dort stecken sich viele Menschen auf einmal an - also in Schulen, Universitäten oder Pflegeheimen. "Wo viele Menschen auf kleinem Raum ganz dicht zusammenleben, ist das Infektionsgeschehen ein ganz anderes", erklärt es Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindebund im WDR-Fernsehen. Ungekehrt könnte gelten: Wo wenige Menschen leben und weniger unterwegs sind, sind die Zahlen niedriger. Das vermutet jedenfalls das NRW-Gesundheitsministerium. Fest stehe, dass die Einhaltung der AHA-Regeln entscheidend sei.
Als weiteren Faktor sieht Landsberg die Mobilität der Menschen, zum Beispiel von Studenten. Die Zahl der Pendler, die von einer Stadt in die andere unterwegs sind, ist auch für Ruth Schulz aus der WDR-Wissenschaftsredaktion ein mögliches Kriterium. Aber: "Häufig lassen sich aber keine einzelnen Faktoren für die Infektionszahlen in bestimmten Regionen ausmachen." Das sieht auch das Gesundheitsministerium so: "Das Infektionsgeschehen ist von einer Vielzahl lokaler Einflussfaktoren abhängig, die eine allgemeine Vergleichbarkeit nur begrenzt zulassen."
Solidarität als "Erfolgsfaktor"?
In Münster sieht man noch einen weiteren Grund, weshalb man schon die erste Corona-Welle besser bewältigt habe als "viele andere Städte in Europa": "Die Münsteraner identifizieren sich sehr stark mit der Stadt", sagt Wolfgang Heuer, Krisenstabsleiter der Stadt, im WDR-Fernsehen. Deswegen "fällt es sehr vielen Bürgern leicht, auch solidarisch und rücksichtsvoll auf andere zu schauen."
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