So läuft die Impfstoff-Verteilung in NRW

Stand: 22.12.2020, 18:03 Uhr

In wenigen Tagen ist das Warten auf den Corona-Impfstoff zu Ende. Dann sollen die ersten Dosen geliefert werden. Doch reichen die Impfdosen überhaupt für NRW?

Der Corona-Impfstoff kommt - das ist so gut wie sicher. Und nach Informationen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) soll die Menge der Impfdosen ausreichen, um in Deutschland die sogenannte Herdenimmunität herzustellen – zumindest theoretisch. Denn werden alle Impfstoff-Kandidaten zugelassen, bekommt Deutschland nach Informationen des Bundesgesundheitsministeriums insgesamt 300 Millionen Dosen.

Das klingt erst einmal beruhigend, bedeutet aber nicht, dass von Anfang an flächendeckend geimpft werden kann. Denn in einer ersten Lieferung erhält Deutschland nur 400.000 Impfdosen. Diese reichen für 200.000 Personen und sollen auf die 16 Bundesländer verteilt werden.

Wie viele Impfdosen bekommt NRW?

Am Samstag sollen laut NRW-Gesundheitsministerium die ersten 9.750 Impfdosen geliefert werden. Zwei Tage später folgen weitere 131.625. Die letzte Lieferung des Jahres mit 141.375 Dosen soll am 30. Dezember kommen. Damit erhält NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland einen großen Anteil des deutschen Kontingents.

Was kommt davon in den Kommunen an?

Offenbar nicht besonders viel. Denn die Impfdosen müssen in NRW auf die insgesamt 53 Kreise und kreisfreien Städte verteilt werden. Von den ersten 9.750 Impfdosen stehen am Samstag also den Kommunen nur jeweils 180 zur Verfügung - unabhängig von der Bevölkerungszahl. Ab der zweiten Lieferung ist die Verteilung davon abhängig, wie viele Menschen über 80 Jahre in den Kommunen gemeldet sind. Welche Pflegeeinrichtungen zuerst beliefert werden, bestimmen die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV).

Wer wird damit als erstes geimpft?

In seiner Impfstrategie hat das Bundesgesundheitsministerium festgelegt, dass folgende Menschen zuerst geimpft werden sollen:
- Älter als 80 Jahre
- Bewohner von Pflege und Altenheimen
- Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten
- Medizinisches Personal u. a. in Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienst

Da die zunächst zur Verfügung gestellten Impfdosen aber nicht reichen, um diese Gruppen komplett zu impfen, müssen die Kreise und kreisfreien Städte entscheiden, wer von ihnen als erstes geimpft wird.

Die Stadt Essen zum Beispiel will mit den ersten Impfdosen besonders alte und an Demenz erkrankte Heimbewohner impfen, wie Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) im WDR 5 Morgenecho erklärte. "Weil das ist ein Personenkreis, der nicht nur auf Sprache reagiert, sondern von der Nähe lebt, und natürlich dann besonders gefährdet ist, sich zu infizieren."

In Münster wählt die Stadt nach Informationen des WDR die Einrichtungen aus, die mit ihren Vorbereitungen am weitesten sind, also bereits Impfräume eingerichtet und Bedarf angemeldet haben. Dort sollen die Bewohner nun als erstes geimpft werden.

Wann wird mehr Impfstoff geliefert?

Laut Bundesgesundheitsministerium sollen bis Ende Januar drei bis vier Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Im ersten Quartal 2021 - also bis Ende März - sollen elf bis 13 Millionen Impfdosen geliefert werden. Diese werden dann wieder anteilig auf die Bundesländer verteilt.

Bekommt Deutschland so wenig Impfstoff, weil die EU zu wenig bestellt hat?

Offenbar schlug die Europäische Union tatsächlich ein Angebot des Impfherstellers Biontech aus. Dieser bot der EU 500 Millionen Impfdosen an, von denen aber nur 200 Millionen Dosen sowie eine Option auf weitere 100 Millionen geordert wurden, wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet.

In Brüssel weist man den Vorwurf jedoch zurück. Man habe damals noch nicht wissen können, welcher Impfstoff als erster zugelassen würde und welcher am besten funktioniere, heißt es von der EU. Daher habe man mit sechs unterschiedlichen Herstellern Verträge abgeschlossen. Von ihnen könnte der Impfstoff von Biontech nun als erster in Europa zugelassen werden.

Diese Erklärung ändert jedoch nichts daran, dass die Impfdosen nicht ausreichen. Die Bundesregierung hat darauf reagiert und nach Informationen des Bundesgesundheitsministeriums 30 Millionen Impfdosen nachbestellt. Zusammen mit dem Kontingent aus dem EU-Topf bekommt Deutschland somit 85,5 Millionen Impfdosen des Biontech-Mittels. Wann diese geliefert werden können steht aber noch nicht fest.