Corona Warn App - eine Zwischenbilanz

Stand: 19.06.2020, 11:00 Uhr

  • Deutsche App seit wenigen Tagen in den Stores
  • Bereits 9,6 Millionen Downloads
  • Frust und Irritationen bei der Usern

Von Jörg Schieb

Seit einigen Tagen ist sie da, die offizielle deutsche Corona Warn App. Sie soll helfen, im Fall der Fälle die Kontaktpersonen von Corona-Kranken zu ermitteln. Im Vorfeld viel diskutiert, kommt die App bei den Usern gut an. Doch es gibt auch erste Kritik. Was läuft schon rund, was muss sich bessern? - Fragen und Antworten.

Wird die App genutzt?

Drei Tage nach dem Startschuss ist die Corona Warn App laut offiziellen Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) 9,6 Millionen Mal heruntergeladen worden – aus den Stores von Apple und Google.

Bereits wenn 15 Prozent der Bevölkerung die App installiert haben, so sagen es Forscher der Universität Oxford, entfaltet die App eine messbare und damit relevante Wirkung. In Deutschland wären das rund 12,45 Millionen Menschen. Jeweils ein bis zwei Menschen, die die App einsetzen, verhindern eine Neuinfektion. Bisher war häufig die Rede davon, dass die App erst wirke, wenn 60 Prozent sie installiert hätten. Das wäre dann richtig, wenn ansonsten keine anderen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zum Einsatz kämen - was in Deutschland nicht der Fall ist.

Hat technisch alles geklappt?

Da keine Registrierung erforderlich ist, reicht es, die App zu laden und einzurichten. Wichtig ist, Bluetooth zu aktivieren. Auf Android-Smartphones müssen Nutzer aber die Standortortung freigeben (GPS), obwohl die App diese Daten weder benötigt noch verarbeitet. Doch das liegt an einer Eigenart des Betriebssystems Android: Anders als auf dem iPhone von Apple lassen sich auf Android-Geräten Bluetooth und GPS nicht separat an- und abschalten, sondern nur im Paket.

Manche User können die App gar nicht installieren, weil ihr Gerät zu alt ist. Grund sind technische Erfordernisse: Um das Kontakt-Tracing mit Bluetooth Low Energy hinzubekommen, sind gewisse Mindestvoraussetzungen an die Hardware erforderlich. Ältere Geräte können das nicht.

Irritierend sind auch Warnmeldungen, die gelegentlich erscheinen. "COVID-19-Kontaktmitteilungen werden von Corona Warn in dieser Region möglicherweise nicht unterstützt", heißt es da. Diese Meldung gibt es ausschließlich auf Apple-Geräten. Die Meldung ist ein Fehler, man kann sie ignorieren. Apple hat eine zügige Bearbeitung zugesagt.

Das größte Dilemma ist die Meldung einer Infektion: Wer sich infiziert hat, kann und sollte das in der App melden (dazu ist sie eigentlich da). Da die Labore in Deutschland aber unzureichend vorbereitet sind, geht es nicht automatisch. Nun müssen die Menschen eine Hotline anrufen, um Falschmeldungen auszuschließen – eine unnötige Hürde.

Wie hat die Kommunikation funktioniert?

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verantwortet die Corona Warn App. Vor der Veröffentlichung wurden nicht nur vollständig unterschiedliche Methoden diskutiert (Mobilfunk, GPS, Tracing, zentrale und dezentrale Speicherung von Daten), sondern es wurde auch mehrmals der Kurs gewechselt. Das Hin und her wäre vermeidbar gewesen, hätte das Ministerium lange vor der Pandemie entsprechende Vorsorge getroffen – was trotz entsprechender Forderungen bereits vor Jahren unterblieben ist.

Mit dem Starttermin der App hat das Ministerium ein Erklär-Video vorgestellt. Dieses Video hätte gerne vorher erscheinen dürfen, damit sich die Menschen bereits vorab mit der Funktionsweise der App hätten vertraut machen können.